Fehlender Stahl:Brückenschmerzen

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Trotz des vorläufigen Baustopps wollen CSU und SPD am Arnulfsteg festhalten - wie teuer die Verzögerung wird, ist unklar

Von Marco Völklein

Trotz der Verschiebung des Baubeginns um möglicherweise mehrere Jahre wollen die Parteien im Münchner Stadtrat am geplanten Arnulfsteg festhalten. Die Bauarbeiten für die etwa 240 Meter lange Fußgänger- und Radfahrerbrücke östlich der Donnersbergerbrücke sollten eigentlich schon seit Wochen laufen, doch vergangenen Mittwoch stoppte das Baureferat die Bauarbeiten kurzerhand. Der Grund dafür: Zuvor hatten die beauftragten Baufirmen signalisiert, dass sie die für die Brücke benötigten Teile aus Stahl nicht fristgerecht liefern können. An diesem Dienstag wird sich der Bauausschuss des Stadtrats mit der Misere befassen.

Das Projekt Arnulfsteg aufgrund der Probleme beim Bau nun komplett abzublasen, das kommt für Evelyne Menges nicht infrage. "Dafür gibt es keinen Grund", sagt die Sprecherin der CSU-Fraktion im Bauausschuss. Vielmehr habe der Stadtrat beschlossen, die Viertel nördlich und südlich der Bahn per Steg zu verbinden - und dieser Beschluss gelte nach wie vor, sagt Menges. Auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl sieht "erst mal keinen Anlass", aus dem 18-Millionen-Euro-Projekt auszusteigen. Beide fordern aber vom Baureferat eine Übersicht darüber, wie sich die Verschiebung auf die Kosten auswirken wird. Aktuell kann Baureferentin Rosemarie Hingerl dazu noch keine Angaben machen. Zumal hinter den Kulissen noch ein juristischer Streit tobt: Die beiden beauftragten Baufirmen, die STS Stahltechnik GmbH aus Regensburg und das Bauunternehmen Assner aus Landsberg/Lech, werfen dem Baureferat vor, in der Ausschreibung nicht klar genug aufgeführt zu haben, wie das Bauwerk am Ende ausgeführt werden soll. Hingerls Leute weisen dies zurück und haben einen Gutachter eingeschaltet, der bestätigt, dass die Ausschreibung korrekt war. Die Geschäftsführer der beiden Unternehmen wollten sich auch auf mehrmalige Anfrage der SZ nicht äußern.

SPD-Fraktionschef Reissl ist jedenfalls auf die Bauunternehmer nicht gut zu sprechen: Bei künftigen Baumaßnahmen der Stadt könnten sie möglicherweise leer ausgehen. "Ich hoffe sehr, dass das Baureferat seine Schlüsse aus diesen Vorkommnissen zieht", sagt Reissl. "Die nötige Sachkunde" hätten die zwei Unternehmen jedenfalls "so nicht unter Beweis gestellt".

Zumal die kurzfristige Verschiebung des Brückenprojekts nicht nur die Pläne des städtischen Baureferats durcheinander gewirbelt hat, sondern auch die der Deutschen Bahn (DB). Damit die Firmen die Brücke über dem Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs überhaupt errichten können, muss die DB ihre Gleise immer wieder sperren; für Mitte August war sogar eine mehrtägige Vollsperrung der S-Bahn-Stammstrecke zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke geplant. Solche Sperrungen haben in der Regel einen Vorlauf von zwei bis drei Jahren, weil die DB-Planer unter anderem Fahr-, Dienst- und Umlaufpläne darauf abstimmen müssen. Deshalb ist derzeit auch noch völlig unklar, wann die Arbeiten am Arnulfsteg begonnen werden. Zunächst muss das Baureferat neue Baufirmen finden, die das Projekt ausführen; und dann mit den DB-Planern ein neues Zeitfenster für die Sperrungen. Und das kann Jahre dauern. Das Alles sei "mehr als bedauerlich", findet Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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