FCB-Museum:Schafkopfkarten und Pokale

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Die FCB-Erlebniswelt ist das größte deutsche Vereinsmuseum

Der FC Bayern hatte ja lange kein Vereinsmuseum, da waren der HSV oder Schalke schneller. Aber Bayern baute dann natürlich das größte Vereinsmuseum Deutschlands: auf 3000 Quadratmetern wurde im dritten Stock der Allianz-Arena die FCB-Erlebniswelt eröffnet. 2010 war das. Wer Glück hat, wird von Andreas Wittner durch das Museum geführt, er ist Archivar in der Erlebniswelt, er aktualisiert die Ausstellungen - und er macht eben Führungen, bei denen man ihm ein Loch in den Bauch fragen kann. Er weiß alles. Man erfährt etwa, dass die FCB-Kicker bis 1906 in blauen Trikots spielten, bevor sie eine Abteilung des Münchner SC wurden, der Rot als Vereinsfarbe hatte.

Man sieht hinter Glas ein Präsidiumszimmer, das sich genau so bis 2002 an der Säbener Straße befand. Auf dem Tisch liegen, neben einem Aschenbecher, abgewetzte Schafkopfkarten. In der Marmorplatte des Tisches sind Risse. "Die kommen nicht von harten Vertragsverhandlungen", sagt Wittner; vielmehr haben die Bayernbosse nach den Verhandlungen Schafkopf gespielt, und die Risse entstanden, wenn Fünf-Mark-Stücke über den Tisch geschoben wurden.

Ansonsten wirkt beim FC Bayern ja immer alles perfekt, und so gibt es hier alles zu sehen, was ein Bayernfan gern sehen will: eine Hall of Fame mit den 16 besten Spielern des FC Bayern oder einen 13-minütigen Kinofilm, in dem Thomas Müller, Philipp Lahm oder Sepp Maier den Verein als Familie loben. Man kann die 48 Lieder anhören, die über den FC Bayern gesungen worden sind, man erfährt, dass er im Café Gisela in Schwabing gegründet worden ist, man liest, dass Kapitän Conny Heidkamp während des Zweiten Weltkriegs und kurz danach Pokale versteckt hat. Erst sollten sie den Nazis nicht in die Hände fallen, die jegliches Metall zur Waffenproduktion einschmelzen wollten; und später nicht den Amerikanern, die wild auf Souvenirs gewesen sein sollen.

Man findet zwei Wände mit allen Spielern, die je ein Pflichtspiel für den FCB bestritten haben; von ein paar Älteren fehlen noch die Fotos. Und schließlich sind die Spieler der aktuellen Mannschaft in Lebensgröße aufgestellt. Sind sie aus Pappe? "Von wegen", sagt Andreas Wittner, die Fußballer seien aus Aluminium. "Die müssen was aushalten, die werden umarmt und abgebusselt". Studenten hätten herausgefunden, dass es nur eine Stelle im Museum gebe, wo Frauen länger stehen blieben als Männer: vor den Attrappen der aktuellen Spieler.

© SZ vom 01.08.2015 / gfi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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