Fastnacht in Franken:Da hat die Feierwehrkapell'n bös gezündelt

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SZ-Leser wenden sich ab von abgeschmackter Altersdiskriminierung, halten einen Zensor aber auch für übertrieben

"Prinz? Regent!" vom 5. Februar sowie "Mitten in Bayern: Tu' Buße, Feierwehrkapell'n!" vom 6. Februar:

Ohne Respekt ist's kein Spaß

Frankens Fastnachtspräsident hat sich also für "Missverständnisse" beim Auftritt der Altneihauser Feierwehr-Kapell'n entschuldigt. Doch wer die Narrenkappe nicht tief über Augen und Ohren gezogen hat, konnte da nichts missverstehen. Es gab nichts Zweideutiges, weil es leider eindeutig genug war. Viele Zuschauer hatten wie ich von der bislang hoch geschätzten Spaßtruppe aus der Oberpfalz am Schluss des Veitshöchheimer Abends auch heuer wieder einen brillanten Höhepunkt erwartet - aber dieser Schlusspunkt wurde, wie auch der SZ-Berichterstatter zu Recht kritisiert, zu einem "geschmacklichen Tiefpunkt". Auch wenn der Fasching nicht die Jahreszeit für unbedingte verbale Korrektheit ist: Die schlimm geschmacklosen "Gags" gegen Frau Macron haben mehr mit Körperverletzung als mit Spaß zu tun. Mitmenschlichen Respekt darf man auch maskiert nicht verlieren - auch und gerade nicht vor mehr als vier Millionen Zuschauern. Dafür braucht es aber bitte in der Tat keinen öffentlich-rechtlichen Zensor, sondern Einfühlung, Besonnenheit und Augenmaß der Akteure. Möge dazu die vom SZ-Kommentar der Feuerwehrkapell'n so klug und freundschaftlich empfohlene Buß-Einkehr verhelfen. Peter Maicher, Zorneding

Diskriminierend

Im Fasching ist bekanntlich alles erlaubt. Bleibt die Frage: Muss man die Frau des französischen Präsidenten Macron so durch den Kakao ziehen? Bei der Fastnacht in Franken 2018 in Veitshöchheim lässt Kommandant Norbert Neugirg von der Altneihauser Feuerwehrkapell'n kein gutes Haar an Brigitte Macron. Er bezeichnet die ehemalige Lehrerin als "verblühte Rose", als einen "gut eingefahrenen Schlitten". Doch die Kapelle setzt noch eins drauf: "Brigitte, Brigitte/ Du bist die schärfste, alte Hütte/ mitten in Paris", singt ein Sänger der Band nach der Melodie von "Pigalle, Pigalle". Beifall erklingt nicht, dafür gibt es einzelne Buh-Rufe. Dieser Spaß geht einfach zu weit und ist diskriminierend. Überhaupt zieht sich der alte Herrenwitz, gesellschaftlich fast schon tot, durch diese fränkische Narrensitzung und nimmt gern ältere Frauen aufs Korn. Komiker Oti Schmelzer erzählt vom lange verheirateten Mann, der mit seiner Frau nur noch schlafen kann, wenn er sich fantasievoll vorstellt, dass eine andere neben ihm liegt. Michl Müller lästert über sich liftende Frauen und 55-Jährige Desillusionierte, die Reitsport betreiben, aber nur auf der Jagd nach einem Mann sind.

Der deutsche Alltag hat nicht nur mit dem Fall Wedel zu tun - Altersdiskriminierung ist nach wie vor gesellschaftsfähig. Sigrid und Horst Mayer, Zirndorf-Wintersdorf

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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