Falsche Polizisten:Trickbetrüger mit neuer Methode

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  • Mit Telefonterror und einer neuen Masche versuchen Call-Center-Betrüger ältere Menschen um ihr Geld zu bringen.
  • Ihr Trick: Erst gibt sich ein Betrüger am Telefon als Polizeibeamter aus.
  • Später meldet sich ein Komplize als angeblicher Beamter des Bundeskriminalamts, angeblich weil er den Betrug des ersten Anrufers aufdecken will - dafür brauche er aber die Zugansdaten für das Online-Banking des Opfers.

Von Martin Bernstein

Die Insider vom Kommissariat 77 sprechen von "Gehirnwäsche": Mit Daueranrufen und einer schier unglaublichen neuen Methode versuchen Call-Center-Betrüger derzeit, ältere Menschen - die bisher bekannten vier Opfer sind alle älter als 70 - um ihr Geld zu bringen. Der Trick: Erst ruft ein Betrüger an, der sich als Polizeibeamter ausgibt - und danach ein Komplize, der vorgibt, Beamter des Bundeskriminalamts zu sein und den Betrug des ersten Anrufers aufdecken zu wollen. Dazu jedoch brauche er die Zugangsdaten zum Online-Banking.

Über Tage ruft dann der angebliche BKA-Mann immer wieder an. "Vertrauen statt Druck" ist in diesem Fall die Masche, sagt Peter Koffler, der stellvertretende Kommissariatsleiter der Telefonbetrug-Fahnder. Der Anrufer präsentiert dem Opfer schrittweise angebliche Ermittlungsergebnisse. Einem 76-Jährigen wurde sogar der gefälschte Telefonmitschnitt eines Gesprächs vorgespielt, in dem zwei Personen sich verabredeten, ihn um 100 000 Euro zu betrügen. Schließlich brachte der Anrufer eine Telefonkonferenz zwischen dem Opfer, dessen Bankberater und ihm selbst zustande - freilich ohne dass der Bankmitarbeiter ihn hören konnte.

Wie viele Menschen bislang betroffen sind

Als der 76-Jährige sich weigerte, die Daten für das bei diesem Gespräch vereinbarte Online-Banking an den angeblichen BKA-Mann weiterzugeben, ging der Telefonterror dennoch weiter. Die Täter riefen jetzt bei Nachbarn des Münchners an und fragten, wie es dem 76-Jährigen gehe. Bei allen Anrufen zeigte das Display tatsächlich eine Nummer des Bundeskriminalamts an, die mit dem Verfahren "Call ID Spoofing" vorgetäuscht worden war.

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© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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