Fahrradfahren in München:Fehlende Vorsicht

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Radfahren wird in München immer beliebter, aber auch gefährlicher - schon wieder ist ein Radler ums Leben gekommen. In Unterhaching wurde ein 72-Jähriger von einem LKW überfahren.

Florian Fuchs

Die Münchner Radlnacht "ist kein Wettrennen", betont das Rathaus in seiner Mitteilung zu der Veranstaltung. Die Radlnacht, die am Samstag um 21 Uhr zum dritten Mal in München in der Innenstadt stattfindet, soll ein Ereignis für Familien mit Kindern sein - aus Gründen der Sicherheit sind Teile des Altstadtrings bis hin zu Straßen an der Theresienwiese am Abend für Autofahrer und Fußgänger gesperrt. München bewirbt sich gerne mit dem Slogan "Radlhauptstadt". Das Problem ist nur, dass der Ruf ziemlich ramponiert ist: Nie gab es mehr Unfälle mit Radlern als 2011, weshalb Polizei und Kreisverwaltungsreferat eine Sicherheitskampagne aufgelegt haben.

Zum dritten Mal können sich Münchner Radler für einen Abend zwölf Kilometer Straße von den Autofahrern zurückerobern.  (Foto: Catherina Hess)

Am Donnerstag ist in Unterhaching nun wieder ein Radfahrer ums Leben gekommen. Direkt am Sportpark, neben dem Fußballstadion der SpVgg Unterhaching, war ein 72-jähriger Radfahrer vormittags um kurz nach zehn auf dem Radweg unterwegs, als ein Kieslaster auf die Baustelle neben der Arena fuhr. Der Fahrer übersah den Rentner und überrollte ihn - Hilfe durch den Notarzt kam zu spät, der Mann starb noch an der Unfallstelle.

Im vergangenen Jahr lag die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Radfahrer bei 2225, das war der höchste Wert seit zehn Jahren. Fast jeder Zweite, der sich im Straßenverkehr schwer verletzte, war 2011 ein Radler. Und der Trend setzt sich fort: Auch im ersten Quartal 2012, heißt es bei der Polizei, waren die Unfallzahlen mit Beteiligung von Radfahrern höher als im Vergleichszeitraum 2011.

Das Kreisverwaltungsreferat begründet die Statistik damit, dass immer mehr Münchner mit dem Rad fahren. Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen stieg von zehn Prozent im Jahr 2002 auf mittlerweile 17 Prozent. Um Unfälle zu vermeiden, sollen Verkehrsteilnehmer deshalb in Schwerpunktaktionen verstärkt kontrolliert werden. Vor allem Autofahrern gilt die Aufmerksamkeit der Beamten: Sie sollen zu mehr Rücksicht auf Radfahrer erzogen werden.

Im Juli ist aber auch ein Schwerpunkt für Radfahrer geplant. Dann will sich die Polizei gezielt um Radler kümmern, die in die falsche Richtung unterwegs sind oder rote Ampeln missachten. Statistiken besagen, dass die Mehrheit der Unfälle inzwischen von Radfahrern selbst verursacht werden. Wie ein zweiter Unfall, der sich am Mittwoch in Gräfelfing ereignete: Dort befuhr am Vormittag ein 52-Jähriger den Kreisverkehr am Bahnhofsplatz in der falschen Richtung - er geriet unter das Auto einer 71-Jährigen und brach sich das Schienbein.

© SZ vom 25.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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