Mehr Platz für die oft eng zusammengepferchten Fahrgäste und einen dichteren Takt auf einigen Trambahnlinien - das alles plant die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2013. Allerdings klappt das Ganze nur, wenn Siemens - wie geplant - sechs neue Trambahnen vom Typ "Avenio" pünktlich liefert. Und diese von der Regierung von Oberbayern rechtzeitig zugelassen werden. Ein erstes Zwischenziel wurde am Montag zumindest erreicht: MVG-Chef Herbert König und Siemens-Managerin Sandra Gott-Karlbauer präsentierten die erste Avenio-Tram in München. Bis Mitte Dezember sollen die restlichen fünf kommen; zwei weitere will Siemens im Jahr 2015 liefern.
Die größte Herausforderung steht allerdings noch aus: die Zulassung der neuen Straßenbahnen durch die Regierung von Oberbayern. Zuletzt hatten die Technikaufseher den Vorgängermodellen, den "Variobahnen" des Herstellers Stadler, lange die Zulassung verweigert. Bezirksregierung und MVG hatten sich immer wieder gezofft deswegen: mal hatten die Aufseher beklagt, die MVG lege die benötigten Sicherheitsnachweise nicht rechtzeitig vor, mal hatte die MVG den Aufsehern vorgehalten, diese würden immer wieder zusätzliche Gutachten und Nachweise anfordern.
Bei der Avenio-Tram sind alle Seiten daher bemüht, auf den angeblich "sehr konstruktiven" Zulassungsprozess hinzuweisen, wie Siemens-Managerin Gott-Karlbauer es formuliert. Allerdings traut sich MVG-Chef König auch nicht, einen definitiven Termin zu nennen, von dem an die neuen Bahnen auf Münchens Gleisen rollen werden. "In den nächsten Wochen", sagt König immer nur - mehr ist ihm nicht zu entlocken.
Zweigleisige Planung für den Fahrplanwechsel
Ob also die für insgesamt 29 Millionen Euro angeschafften Bahnen tatsächlich vom 15. Dezember an fahren werden, ist offen. Auch die Bezirksregierung selbst kann "nicht definitiv sagen, ob es klappt", wie Sprecher Stefan Frey erklärt. Über den bereits von MVG und Siemens eingereichten Unterlagen würden derzeit die externen Gutachter brüten; weitere Unterlagen müssten in den nächsten Wochen noch eingereicht werden. "Kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass alles plausibel ist, dann ist der 15. Dezember noch zu schaffen", sagt Frey.
MVG-Chef König und seine Planer fahren daher zweigleisig: Sie haben verschiedene Pläne für Personal- und Fahrzeugeinsätze entwickelt - je nach dem, ob die neuen Züge von Mitte Dezember an werden fahren dürfen oder nicht. An den Haltestellen werden voraussichtlich zunächst Fahrpläne hängen, die die zusätzlichen Züge nicht aufführen - fahren sie dann doch, wird sich mancher Fahrgast verwundert fragen, warum nun plötzlich eine zusätzliche Bahn an der Haltestelle auftaucht. Ganz ähnlich hatte es die MVG im vergangenen Dezember bereits bei dem Variobahn-Debakel gehandhabt.
Immerhin: Bei den Fahrgastvertretern kommt die neue Bahn gut an. Der Aufbau der Waggons mit Drehgestellen direkt unter und nicht zwischen den einzelnen Wagenkästen wie bei der Variobahn sei "ein guter Ansatz", lobt Matthias Hintzen vom "Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr" (AAN). Den Fahrgästen böten die Fahrzeuge so deutlich mehr Komfort.
MVG-Chef König hebt zudem den zusätzlichen Stauraum unter anderem für Kinderwägen, Rollstühle oder Gehhilfen hervor. Zudem haben die neuen Bahnen acht statt sechs Türen; das soll das Aus- und Einsteigen beschleunigen. Acht Türen allerdings gab es auch früher schon - bei den "P-Wagen" aus den 1960er Jahren, von denen noch sechs im Einsatz sind. "Die Idee ist nicht wirklich neu", schiebt Fahrgastvertreter Hintzen nach.