Exklusiver Zirkel:Bajuwarischer Lions Club

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Engel Aloisius (Filser-Buam-Präsident Christian Schottenhamel) lieferte beim Filser-Ball 2012 eine gute Show ab. (Foto: Robert Haas)

Die "Filser-Buam" entstanden vor 50 Jahren aus einem Stammtisch im Augustinerkeller. Lange galten sie als erzkonservativ, nun erhalten sie den neu geschaffenen "Heimat Bayern Preis" für Brauchtumspflege

Von Franz Kotteder

Der bayerische Landtagsabgeordnete Josef Filser hat die tiefen Teller nicht erfunden, das geht aus seinem "Briefwexel" eindeutig hervor. Er ist obendrein selbst eine Erfindung, nämlich die des Schriftstellers Ludwig Thoma, der mit dieser literarischen Figur ein Spottobjekt auf stockkonservative, bayerische Zentrumsabgeordnete geschaffen hat, mit der sich Bigotterie, Dummheit und Doppelmoral auf das Schönste entlarven ließen.

Wenn sich ein Verein honoriger Herren also den Namen "Filser-Buam" gibt, dann verrät das schon mal eine ganze Menge Selbstironie. Der Sage nach entstand der Club 1963 aus einem Stammtisch im Augustinerkeller, an dem sich sieben Burschen trafen. Der Vater von einem davon fasste den Zweck des Treffens zusammen mit den Worten: "Ihr sitzt hier und red's daher wia dem Filser seine Buam." Damit war der Name gefunden, und zwei Jahre später beschlossen die Filser-Buam, sich eine Satzung zu geben und ein Verein zu werden, dessen Hauptaufgabe es ist, Bayerns Traditionen zu pflegen und zu bewahren. Aus heutiger Sicht wird das nicht allen gefallen - gendertechnisch, das muss man sagen, sind die Filser eine kleine Katastrophe: Der Verein besteht traditionsgemäß aus maximal 49 bayerischen Mannsbildern, die von Zeit zu Zeit "Ehrenfilser" ernennen. Einzige Ehrenfilserin ist die schwedische Aktrice Anita Ekberg, berühmt geworden durch ihr nächtliches Bad im römischen Brunnen Fontana di Trevi. Wie die Filser ausgerechnet auf sie als Ehrenfilserin gekommen sind, weiß heute keiner mehr, aber es ist nun einmal so.

Fest steht: Das Eigenschaftswort "konservativ", wo nicht gar "erzkonservativ", passte viele Jahre ganz gut auf die Filser-Buam. Schließlich nannte Franz Josef Strauß den exklusiven Club einmal "meine Leibgarde", und man hat gewiss noch keinen Filser eine rote Fahne schwenken sehen, etwa auf dem eigenen Filserwagen beim Trachten- und Schützenzug am ersten Wiesnsonntag. In den letzten Jahren hat man sich allerdings sehr geöffnet hin zu anderen gesellschaftlichen Gruppen.

Insofern ist es schon folgerichtig, dass der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder an diesem Samstag in der Münchner Residenz den neu geschaffenen "Heimat Bayern Preis" an die Filser-Buam verleihen wird. Denn die Filser pflegen ja nicht nur bayerisches Brauchtum, sie sind längst auch ein Stück Tradition, schließlich wurde der Verein vor genau 50 Jahren gegründet. Zur Dienstkleidung des Filser-Buam gehören selbstverständlich die Pienzenauer Sonntagstracht aus dem Chiemgau und ein schwarzer Hut mit langer Adlerfeder, die schon mal ein paar Hundert Euro kosten darf. Einem echten Filser muss es das aber wert sein.

Eindeutiger Höhepunkt im Filserjahr ist der Filserball im Fasching, 2016 findet er am 29. Januar statt. Rein darf nur, wer Tracht trägt, dafür ist man dabei bei der Verleihung der Ehrenfilserwürde an eine ausgewählte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens - in den vergangenen Jahren war das Politprominenz von Edmund Stoiber bis Christian Ude, Schauspieler wie Ottfried Fischer und Elmar Wepper, Musiker wie Hans-Jürgen Buchner alias Haindling oder der Filmemacher Joseph Vilsmaier. Viel bayerische Faschingsgaudi gibt es dort zu erleben, vor allem auch eine beinahe schon professionelle Show der Filser-Buam selbst, die etwa zu Abba-Songs eine selbstgeschriebene Revue aufführen. "Da wird jedes Jahr ganz schön lange hingeübt", sagt Christian Schottenhamel, Wirt der Menterschwaige und des Löwenbräukellers, in dem das Ereignis stattfindet, und seit 2011 Präsident der Filser-Buam. Er ist übrigens der Jüngste im Bunde. Aber in einem Verein, der das Wort "Buam" im Namen führt, ist es ja eigentlich nur logisch, dass der Jüngste den Vorsitz führt.

Mit der Brauchtumspflege allein ist es freilich noch lange nicht getan. Denn die Filser-Buam sind traditionsgemäß auch so eine Art bajuwarischer Lions Club. Das war schon zu Zeiten des Gründervaters und Langzeit-Präsidenten Adi Frieser so. Die Filser als "lauter Großkopferte" (Frieser) stifteten schon immer gern für wohltätige Zwecke, und seit Schottenhamel Präsident ist, hat das eher noch zugenommen.

Heute nennt man das wohltätige Wirken zwar "Charity-Event", das Ergebnis ist nichtsdestoweniger erfreulich. Die Filser-Buam unterstützen zum Beispiel die Wastl-Fanderl-Volksmusikschule, den Trachtenverein Isargau, die Vereine "Sternstunden" und "Spielplätze für München", und einmal im Jahr vor Ostern laden sie in Absprache mit der Stadt 1000 Sozialhilfeempfänger zum Essen ein. Für Schottenhamel ist das einer der bewegendsten Momente, sagt er: "Da kommen Menschen, die sich sonst nicht mal eine Flasche Cola leisten können. Die einmal glücklich zu sehen, das geht einem schon wirklich nahe."

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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