Eröffnungsfeier:Leuchtend rot und weithin sichtbar

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Als Gebäude mit deutlicher Signalwirkung präsentiert sich der Neubau für die Feuerwache 4 in Schwabing. Das Projekt kostete 85 Millionen Euro. Eine Kunstinstallation zeigt sogar, wie hektisch es in der Leitstelle zugeht

Von Ellen Draxel und Alfred Dürr

Es ist ein streng funktional gestaltetes Bauwerk mit deutlicher Signalwirkung. Kräftig rot leuchten die Fassaden, an denen auch dekorativ angebrachte Großbuchstaben weithin sichtbar erläutern, worum es sich bei diesem auffälligen Gebäude handelt. FW 4 steht hochkant über zwei Stockwerke hinweg an der Stirnseite; an der Längsfront lautet der riesige Schriftzug: Feuerwache 4 Schwabing. Am Mittwoch wurde das 85-Millionen-Euro-Projekt an der Heßstraße 120 in Schwabing nach dreijähriger Bauzeit offiziell eröffnet. Die Architektur stammt von dem Büro AGN Niederberghaus & Partner.

In dem Komplex, der auf dem Grundstück des ehemaligen Zentrums für Katastrophenschutz errichtet wurde, sind die Berufsfeuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr und der Katastrophenschutz untergebracht. Außerdem befindet sich hier auch die Leitstelle, die den Einsatz der Rettungskräfte in der Stadt koordiniert. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) nannte das Bauwerk eine moderne und hocheffiziente Schaltzentrale für die Sicherheit in München - "die Schlagkraft der Feuerwehr ist deutlich erhöht".

Bauherr ist die Stadt. Für den Kommunalreferenten Axel Markwardt ist die neue Feuerwache eine "faszinierende Immobilie", die den ständig steigenden Anforderungen in einer rasant wachenden Stadt gerecht werde. Der städtische Ordnungschef Wilfried Blume-Beyerle sprach von einer "Riesen-Gemengelage" aus Funktionen und Aufgaben unter dem Dach des neuen Hauses. Detlev Langer vom Baureferat sieht in dem Komplex ein "hochanspruchsvolles technisches Projekt". Das betrifft vor allem die Leitstelle, die die bisherige Einsatzzentrale im Westend ablösen soll. In der Feuerwache 4 würden die Voraussetzungen für einen reibungslosen Betrieb rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche geschaffen. Allerdings kann die neue Leitstelle erst Mitte kommenden Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Die Mitarbeiter müssen sich noch mit der neuen Software vertraut machen.

Wie intensiv es sehr wahrscheinlich in der Leitstelle zugehen wird - das kann man auch von außen ablesen. Eine Installation der Berliner Künstlerin Gunda Förster an der Gebäudeecke setzt die Anzahl der Anrufe und Funksprüche in Lichteffekte um. Die zehn an einer Säule aufgereihten Leuchtflächen weisen unterschiedliche Rottöne auf. Je intensiver die Kommunikationsfrequenz in der Leitstelle, desto höher steigt die Anzeige auf der Skala, von einer kühlen Farbe bis hin zu einem warmen, satten Rot. Im Gebäude selbst gibt es ein weiteres Kunst-am-Bau-Projekt. Siegfried Kreitner verweist in seiner Installation auf das naheliegende Thema Schläuche. Seine Grundelemente sind sich sanft bewegende Leitungen, die mit wasserblauem Licht Vorstellungen von sich durchs Haus schlängelnden Schläuchen hervorrufen.

2007 hatte der Stadtrat eine neue Struktur und Konzeption für die Feuerwachen beschlossen. Dabei handelt es sich um Neubauten, aber auch um Sanierungen bestehender Gebäude mit einem Finanzvolumen von rund 500 Millionen Euro. Zug um Zug wird das Feuerwehr-Konzept umgesetzt. Das bedeutet auch einen enormen logistischen Aufwand und eine Neuorganisation des Rettungswesens in München. So sitzt zum Beispiel die Mannschaft der Feuerwache 4 am bisherigen Standort, an der Nordendstraße in Schwabing, schon auf gepackten Koffern. Am kommenden Montag soll bei voller Alarmbereitschaft der Umzug in das Quartier an der Heßstraße erfolgen. Der Standort an der Nordendstraße wird für die Heßstraße nicht aufgelöst. Das Gebäude soll weiterhin für Feuerwehrzwecke genutzt werden - voraussichtlich bis 2023 als Ausweichquartier für die Hauptfeuerwache in der Nähe des Sendlinger Tors. Der mächtige Altbau dort wird nämlich generalsaniert. Was danach mit dem Gebäude und dem Grundstück an der Nordendstraße passiert, ist noch unklar.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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