Ermittlungen der Mordkommission:Student mit Kreissäge getötet

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Lebensgefährtin Gabi P. hat Alexander H. etwa sieben Jahre vor dem Fund mit einer Kreissäge auf dem Dachboden getötet, ihr neuer Freund den Leichnam daraufhin hinter dem Gebäude vergraben. (Foto: Robert Haas)

Zwei Wochen nach dem Leichenfund in Haar nimmt die Polizei einen dritten Tatverdächtigen fest. Der Gärtnergehilfe soll geholfen haben, die Leiche auf dem Grundstück zu vergraben

Von Martin Bernstein, Haar

Selbst erfahrenen Kriminalbeamten kommt eine derartige Tatschilderung nicht leicht über die Lippen: Das Opfer im Haarer Mordfall, ein damals 28-jähriger Student, ist mit einer Handkreissäge ermordet worden. Weitere Details zur Tat wollten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit Rücksicht auf die Eltern des Toten nicht nennen. Als Tatverdächtige war bereits am 20. Januar die ehemalige Freundin des jungen Mannes festgenommen worden, eine heute 31-jährige Pädagogikstudentin. Noch mehr als sieben Jahre nach dem Mord konnte die Polizei in dem Haus an der Zunftstraße in Haar die Spuren der Bluttat nachweisen, die offenbar bereits Mitte Dezember 2008 dort verübt worden war.

Die mutmaßliche Täterin versteckte die sterblichen Überreste laut Polizei zunächst auf dem Dachboden. Im Sommer 2009 hätten sie und ihr neuer Lebensgefährte die Leiche im Garten des Anwesens vergraben, das die junge Frau von ihren Großeltern geerbt hatte und das zeitweise eine Wohngemeinschaft beherbergte. Beim Vergraben der Leiche soll das Paar einen Helfer gehabt haben: Ein damals 27-jähriger Landschaftsgärtnergehilfe aus dem Bekanntenkreis des heute 33-jährigen Mannes wurde vergangene Woche in seiner Wohnung im Südwesten Münchens festgenommen. Er sitzt nun wegen des Vorwurfs der Strafvereitelung in Untersuchungshaft. Am Mord selbst seien die beiden Männer aber nicht beteiligt gewesen, sagte Kriminaloberrat Markus Kraus, der Leiter der Mordkommission.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand waren die damals 24-jährige Pädagogikstudentin und ihr Freund, mit dem sie erst wenige Monate zuvor zusammengekommen war, zur Tatzeit allein im Haus. Der Bluttat vorausgegangen war wohl ein heftiger Streit zwischen dem Paar. Dann soll die Frau die Wehrlosigkeit des jungen Mannes ausgenutzt - worin diese bestand, ließ Kraus offen - und ihn überfallartig mit einer elektrischen Handkreissäge getötet haben. Für Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch ist damit das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt.

Bis vor wenigen Wochen hatte die Polizei von dem sieben Jahre zurückliegenden Gewaltverbrechen noch nichts gewusst. Dann erhielt sie einen Hinweis eines Unbeteiligten - möglicherweise hatte einer der Männer sich gegenüber Dritten verplaudert. Am 20. Januar in den frühen Morgenstunden schlug die Polizei zu: Sie stürmte das Häuschen in Haar und nahm die Frau und ihren Lebensgefährten fest. Getrennt voneinander befragt, verwiesen beide auf die Stelle, wo sie und der jetzt ebenfalls verhaftete Gärtner den Leichnam vergraben hätten. Ein Leichensuchhund der Polizei schlug auf dem Grundstück an. Kräfte der Technischen Einsatzgruppe der Bereitschaftspolizei sowie die Tatortgruppe des Bundeskriminalamtes bargen einen verschnürten Plastiksack mit den sterblichen Überresten des Getöteten.

Untersuchungen im Institut für Rechtsmedizin und weitere Ermittlungen brachten die schreckliche Gewissheit für die Adoptiveltern des Studenten. Sie hatten, nachdem sie ihren Sohn nicht mehr erreicht hatten, vergeblich nach dem 28-Jährigen gesucht, sogar einen Privatdetektiv beauftragt und sich an die Polizei gewandt. An ein Verbrechen freilich hatte niemand gedacht. Ursprünglich war die Polizei davon ausgegangen, dass der junge Mann im Jahr 2010 spurlos verschwunden sei. Doch zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit mehr als einem Jahr tot.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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