Drei Frauen an der Spitze:Arbeitsteilung in Dorfen

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Das Zentrum für Integration und Familie wird in Zukunft von drei Vorständen geführt. Kritik gibt es am Umgang mit den Finanzen

Von Florian Tempel, Dorfen

Das Dorfener Zentrum für Integration und Familie (DZIF) hat sich eine neue Vereinsstruktur gegeben. Das Zentrum wird künftige von einem Dreier-Vorstand geführt. Neben der langjährigen Ersten Vorsitzenden Marianne Ehrler sind nun Andrea Widl und Annkatrin Wollersheim gleichberechtigte Vorstandsmitglieder. Jede der drei Frauen kann laut der neuen Vereinssatzung das DZIF "gerichtlich und außergerichtlich jeweils in Einzelvertretungsberechtigung" vertreten. Dass sich Ehrler nicht wie im Herbst vergangenen Jahres angekündigt, aus der Vereinsführung zurückgezogen hat, irritierte zwar einige Mitglieder. Widl erklärte dazu bei der Mitgliederversammlung, dass sich trotz intensiver Suche "niemand gefunden hat, der den ersten Vorsitzend machen wollte, aber drei sich gefunden haben, die sich die Arbeit teilen wollen."

Die Vorstandsarbeit wird nach einer internen Geschäftsordnung aufgeteilt. Wollersleben ist künftig für die Finanzen, den Haushaltsplan, Kostenberechnungen und die Organisation von Veranstaltungen zuständig. Widl kümmert sich vor allem um Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Ehrler vertritt und repräsentiert das Zentrum nach außen hin und arbeitet neue Mitarbeiter in der Verwaltung es DZIF ein. Personalentscheidungen und die Gesamtplanung werden von allen drei Vorstandsmitgliedern gemeinsam verantwortet.

Kritisch bewertet wurde der Kassenbericht. Das DZIF stellt - auch auf Anraten des Finanzamts - nur eine jährliche Einnahmen- und Ausgabenrechnung auf. Anders als bei einem Unternehmen ist dabei keine Ergebnisrechnung notwendig, die einen Überschuss oder einen Verlust ausweisen würde. Das macht aber die finanziellen Angelegenheiten auch nach Ansicht von mehreren Mitglieder nicht wirklich transparent. Im Dorfener Stadtrat, der dem DZIF unlängst wieder Zuschüsse in Höhe von 25 600 Euro zugesagt hat, war das ebenfalls ein Kritikpunkt.

Stadträtin und Kassenprüferin Michaela Meister (SPD) nahm die einfache Art der Haushaltsführung in Schutz. Zudem "ist es wirklich so, dass sich jedes Jahr die Voraussetzungen ändern, unter denen der Verein arbeitet", sagte Meister. Das mache ein Überblick über die vergangenen 16 Jahre deutlich. 2001 hatte das DZIF gerade mal 8300 Euro Ausgaben, 2010 waren es schon 50 000 Euro und zwei Jahre mehr als doppelt so viel. Im vergangenen Geschäftsjahr stiegen die Ausgaben wegen der Ankunft vieler Flüchtlinge sprunghaft auf 226 000 Euro. Die Einnahmen setzen sich aus Zuschüssen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Beiträgen der Kursteilnehmer, Zahlungen der Volkshochschule Erding und des Jobcenters, Zuschüsse der Stadt sowie Spenden und Vereinsbeiträgen zusammen.

Im DZIF gab es im vergangenen Jahr acht Integrationskurse mit je 700 Unterrichtsstunden, an denen 136 Frauen und Männer aus 30 verschiedenen Herkunftsländern teilnahmen. Den größten Anteil stellten mit 37 Teilnehmern die Syrer, vor den Ungarn (13), Rumänen (11) und Eritreern (11). Die Zahl der Flüchtlinge als Kursteilnehmer an Integrationskursen ist mit 55 kaum höher als die von Teilnehmern aus einem EU-Mitgliedsstaat. Neben den vom Bamf geförderten Kurse gab es 2016 aber noch vier über die Volkshochschule finanzierte Deutschkurse ausschließlich für Flüchtlinge. Die Kurse werden von acht professionellen Lehrkräften - acht Frauen und ein Mann - geleitet. In der Verwaltung des DZIF, die einen Menge bürokratischer Vorschriften und Regeln beachten muss, arbeiten fünf Frauen. 19 Ehrenamtliche geben zudem aktuell 32 Kindern aus 14 Nationen Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Und acht Frauen kümmern sich ehrenamtlich um die Betreuung von Kleinkindern, während deren Mütter an einem Kurs im Dorfener Zentrum teilnehmen.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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