"Wir hätten schon länger etwas tun müssen":Einstieg in Sozialwohnungsbau

Lesezeit: 2 min

An der Reckenbacher Straße in Taufkirchen werden 25 Einheiten errichtet

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen verfügt derzeit über keine einzige Sozialwohnung für sozial schwächere Bürger. Das soll sich künftig ändern: An der Reckenbacher Straße wird die Gemeinde ein knapp 2700 Quadratmeter großes Grundstück der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises im Erbbaurecht ohne Erbbauzins zur Verfügung stellen, die dort bis zu 25 Wohneinheiten errichten wird. Im Gegenzug erhalte die Gemeinde ein Belegungsrecht, das sich auf 75 Prozent der entstehenden Wohnraumflächen erstrecke.

Im Rahmen eines Pressegesprächs stellte Bürgermeister Franz Hofstetter das Projekt vor. Mit diesem Belegungsrecht habe die Gemeinde die Möglichkeit, Menschen unterzubringen, die obdachlos sind und einen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben. Aktuell handle es sich um acht Personen, allesamt mit deutscher Staatsangehörigkeit, die aufgrund fehlender Wohnmöglichkeiten zum Teil in Notunterkünften im alten Feuerwehrhaus, in einem Container am Bauhof oder in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz in Lain untergebracht sind. Die Gemeinde habe zwar erst kürzlich ein Wohnhaus in der Attinger Siedlung mieten können, allerdings nur mit einem zeitlich befristeten Mietvertrag, so dass es sich nur um eine Übergangslösung handele. Ansonsten erfolge die Unterbringung zum Teil in den Fremdenzimmern der Gaststätten, was bei einer längeren Aufenthaltsdauer mit erheblichen Kosten verbunden sei. In den vergangenen fünf Jahren seien der Gemeinde dadurch Kosten in Höhe von rund 140 000 Euro entstanden.

Eine Pflicht zur Unterbringung könnte der Gemeinde gegebenenfalls auch bezüglich anerkannter Flüchtlinge zukommen, soweit es aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich sei, sie in der bisherigen Unterkunft zu belassen. Dies sei jedoch keineswegs der Anlass für den Bau von Sozialwohnungen in Taufkirchen.

Hofstetter reagierte mit diesem Pressegespräch auch auf ausländerfeindliche Gerüchte in der Gemeinde, wonach in dieser Wohnanlage die anerkannten Flüchtlinge in Taufkirchen untergebracht werden sollen. Dass dort eine "Gettoisierung" stattfinden solle, sei falsch, sagte Hofstetter. Die Gemeinde verfolge ohnehin die Absicht, Flüchtlinge nicht in "Massenunterkünften" unterzubringen, sondern dezentral in kleineren Wohneinheiten, von denen es derzeit 15 in Taufkirchen gebe. Das diene auch einer besseren Integration.

"Für den sozialen Wohnungsbau in Taufkirchen hätten wir schon länger etwas tun müssen", sagte Hofstetter. Man habe der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises schon einmal ein Grundstück angeboten, aber das habe "nicht gepasst". Derzeit steige der Druck auf die Gemeinde, vor allem alleinerziehende Frauen mit Kindern seien unter den Sozialfällen. "Wir haben ständig Anfragen von Leuten, die eine Wohnung brauchen und nicht so gut gestellt sind."

Hofstetter sagte, seines Erachtens gebe es in Taufkirchen nur vereinzelt Kritik an der Aufnahme von Flüchtlingen. Bisher habe es in der Gemeinde auch keinen nennenswerten Fall in Bezug auf die Bevölkerung gegeben, der das Schüren von Angst gegenüber Flüchtlingen rechtfertigen würde. "Es wäre zu begrüßen, wenn Leute, die derartige Vorbehalte haben, sich sorgfältiger informieren und auch einmal eine der zahlreich angebotenen Informationsveranstaltungen besuchen würden." sagte Hofstetter: "Wir können nicht alle Flüchtlinge nach Deutschland lassen und Abschiebung in sichere Herkunftsländer muss auch sein. Aber für diejenigen, die dableiben, müssen wir uns halt anstrengen und sie gut integrieren."

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: