Wasserqualität im Fokus:Verschlammt und kanalisiert

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Die Große Vils kurz nach Taufkirchen: verschlammt und begradigt bietet der Fluss kaum noch Lebensraum für Fische, Krebse oder Muscheln. (Foto: Stephan Görlich)

Städte und Gemeinden müssen an Bächen und Flüssen bis 2027 die Wasserrahmenrichtlinie der EU umsetzen. Wasserwirtschaftsamt weist beim Gewässer-Nachbarschaftstag auf die finanziellen Beihilfen des Staates hin

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Jetzt pressiert es allmählich: Städte und Gemeinden müssen bis 2027 dafür sorgen, dass sie ihre Bäche in einen guten Zustand versetzen. Das schreibt die Wasserrahmenrichtlinie der EU vor. Die Gewässerchemie ist zwar weitgehend in Ordnung, weil die Kläranlagen gute Arbeit leisten. Aber sie sind mit Wehren aufgestaut und verschlammt, so dass die Fische weder zu ihren Laichplätzen wandern können noch saubere Kiesbetten finden, wo sie laichen können. Beim Gewässer-Nachbarschaftstag des Wasserwirtschaftsamtes München in Taufkirchen setzten sich Fachleute damit auseinander, was nun unternommen werden muss.

Das Projekt wird seit Jahren verschleppt. Ursprünglich sollten die Bewirtschaftungspläne bereits 2009 vorgelegt und die Maßnahmen bis 2015 umgesetzt werden. Vielerorts existieren zwar schon Pläne, aber umgesetzt wurde bislang kaum etwas davon. Die Wasserwirtschaftsämter gehen davon aus, dass der EU nach der Verlängerung bis 2027 der Geduldsfaden reißt und sie mit Sanktionen reagiert, wenn nichts geschieht.

Thomas Atzenhofer vom Wasserwirtschaftsamt München sagte, "wir sollten schon längst in der Umsetzung sein", denn 2027 sollten die Gewässer bereits in einem guten Zustand sein. Auch wenn man einen Maßnahmenplan umsetze, stelle sich nicht umgehend ein intaktes ökologisches System ein: "Die Biologie braucht länger."

Bayernweit seien lediglich 15 Prozent der Fließgewässer in einem guten ökologischen Zustand. Die meisten seien sehr stark begradigt worden, mit Wehren und Abstürzen verbaut und verschlammt. Hinzu kämen die Nähr- und Schadstoffeinträge der Landwirtschaft.

Allein im Landkreis Erding gebe es Bäche und kleine Flüsse mit einer Gesamtlänge von 1421 Kilometern; durch die Gemeinde Taufkirchen fließen 128 Kilometer. Ähnlich groß sind die Gewässernetze im Landkreis nur noch in Dorfen und St. Wolfgang. Insgesamt gibt es zwölf "Wasserkörper" im Landkreis, wie die Fachleute einen Bach mit seinen Zuflüssen nennen. Keiner davon ist in einem sehr guten Zustand, nur die Dorfen wird als gut eingestuft, alle anderen gelten als "mäßig" bis "unbefriedigend ". Erforderlich sei, Wehre und kleine Wasserkraftanlagen, die oftmals gar nicht mehr in Betrieb seien, in durchgängige raue Rampen umzubauen, Störsteine und Totholz einzubauen und die Bäche aufzuweiten. Dazu müssten die Gemeinden, durch die ein Wasserkörper fließe, zusammenarbeiten und ein Gesamtkonzept umsetzen.

"Es geht nicht darum, dass wir Gemeinden nicht wollen oder zu blöd sind", wandte Hans Wiesmaier, Gemeindetagssprecher im Landkreis Erding, ein. Oftmals würden die Bemühungen daran scheitern, dass die Grundstückseigentümer nicht bereit seien, die Grundstücke an den Bächen zu verkaufen. Atzenhofer entgegnete, dass die Verhandlungen in der Regel erfolgversprechender sind, wenn man nicht das ganze Grundstück haben wolle, sondern nur einen Streifen am Bach. Außerdem könne man Synergien nutzen: So diene eine Aufweitung eines Baches auch dem Hochwasserschutz. "Oder wenn man ohnehin Ausgleichsflächen braucht, kann man sie an ein Gewässer legen", sagte Atzenhofer.

"Der Staat ist bemüht, mit Geld anzuschieben", betonte er. Für das Konzept zur Umsetzung gebe es einen Fördersatz in Höhe von 75 Prozent, für die konkrete Umsetzung 45 Prozent. Für einen ökologischen Gewässerausbau stelle der Staat Fördermittel in Höhe von 75 Prozent zur Verfügung, inklusive Grunderwerb. Das bedinge eine Verbesserung des natürlichen Rückhalts des Gewässers und in der Aue. Außerdem gebe es hohe jährliche Zuschüsse für die Landschaftspflege der Bäche.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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