Wartenberg:Leistungsträger im Gesundheitswesen

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Ewald Schurer besucht die Klinik Wartenberg, die größte Einrichtung für stationäre geriatrische Rehabilitation in Bayern. Dort ist man stolz auf das Erreichte

Wolfgang Schmidt

- Ewald Schurer ist sozusagen auf Gesundheitstour durch den Landkreis Erding - will heißen: Der SPD- Bundestagsabgeordnete sucht den Informationsaustausch mit den Leistungsträgern aus dem Gesundheits- und Pflegewesen. Dieses Mal steht ein Besuch der Klinik Wartenberg auf dem Programm, der größten Einrichtung für stationäre geriatrische Rehabilitation in Bayern.

Es klingt zwar paradox, aber bei der demografischen Entwicklung ist die Geriatrie, die in der Wartenberger Klinik den Schwerpunkt bildet, richtig zukunftsträchtig. Seit zwei Jahren gibt es hier neben den 125 Reha-Betten auch 40 Akut-Betten, wie Geschäftsführer Eric Jacobs seinem Besuch aus Berlin erklärt. Patienten können also auch vom Hausarzt zur Erstbehandlung eingewiesen werden. Im Moment stimmt laut Jacobs auch die Auslastung: "Das Haus ist immer voll belegt."

Die Wartenberger Klinik baut auch ihr Angebot im Bereich der Palliativmedizin aus. Jacobs sagt, wenn man über Geriatrie spricht, "ist man immer auch ein kleines bisschen palliativ", weil man im letzten Sektor des Lebens angekommen ist. Es gehe um die Begleitung von unheilbaren Krankheiten - und die können natürlich auch Jüngere treffen. Es werde immer wichtiger, diese Menschen auf ihrem Weg zum Sterben zu begleiten, erklärt Jacobs. Zehn Palliativbetten gibt es derzeit in Wartenberg. Hier ist die einzige stationäre Einrichtung dieser Art im Landkreis Erding. Und es sind Patienten, die, wie in der Geriatrie auch, eine besondere Behandlung brauchen - eine intensive Betreuung, die über die ärztliche Behandlung hinausgeht. 15 sogenannte grüne Damen decken ehrenamtlich das Feld der Palliativbetreuung ab, die immer zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden.

Selbstverständlich ist die Klinik für die Gemeinde Wartenberg ein gewichtiger Faktor als Arbeitgeber. In der Küche, im Service und im Pflegebereich wird auch noch die eine oder andere Stelle angeboten. Knapp 300 Arbeitsplätze gibt es hier. Insgesamt 21 Ärzte sind angestellt, 30 Therapeuten und 110 Kräfte verdienen im Pflegebereich ihr Brot. Auf den letztgenannten Sektor ist Pflegeleiter Norman Daßler richtig stolz. Von den 110 Leuten haben 80 Prozent eine fundierte Ausbildung im Bereich der Alten- und Krankenpflege. Schurer ist richtig überrascht von den Quote: "Ich weiß, dass welche darum kämpfen, die Hälfte zu erfüllen." Das zeige den Stellenwert, den die Klinik Wartenberg hier vertritt. Hochwertige Arbeit bedingt auch hochqualifiziertes Personal. Und das, sagt Daßler, sei in Zeiten des Pflegenotstands eher ein schwieriges Thema. Speziell im Bereich der Altenpflege wird in Wartenberg deshalb selbst ausgebildet, in diesem "ganz wichtigen Bereich". Momentan gibt es sechs Azubis, die vorwiegend aus dem Raum Wartenberg stammen. Bei den Auszubildenden sind nicht nur junge Menschen gefragt, sondern durchaus auch Leute, die sich in den Vierzigern bewegen. In die Ausbildung wird die Klinik in Zukunft aber noch mehr investieren müssen, weiß Daßler. Der erwartete große Ansturm aus dem Osten nach Öffnung der Grenzen ist ausgeblieben - nicht zuletzt durch die Sprachbarrieren.

Es ist in Wartenberg das Prinzip, alle Arbeitsbereiche unter dem Klinikdach zu halten. Outsourcing spielt keine Rolle, weder bei der Wäscherei noch bei der Reinigung, bei der Gärtnerei oder bei der Haustechnik. "Das hat einen riesigen qualitativen Vorteil", sagt Daßler. Automatisch ist er damit bei der eigenen Küche angelangt, die einen exzellenten Ruf genießt und nicht von ungefähr seit Jahren internationale Preise einheimst. "Unsere Patienten sind zu 98 Prozent zufrieden", sagt Jacobs. Umfragen belegen dies. Viele haben zudem den direkten Vergleich, weil sie aus einem großen Akut-Krankenhaus kommen, wo das Essen "lauwarm serviert wird". Von der Auswahl ganz zu schweigen - "wir können stolz sein auf unsere Küche".

Serviert werden die Mahlzeiten in Speisesälen, die eher den Eindruck einer gemütlichen Wirtschaft machen. Überhaupt bestätigt der anschließende Rundgang das, was in der Diskussionsrunde zuvor gesagt wurde. Augenfällig ist die Farbphilosophie in den Etagen, die nicht zuletzt der Orientierung dienen soll.

Richtig großzügig ist der Gymnastikraum, das gleiche gilt für das Bewegungsbad. Zur Physiotherapie kommen täglich 40 Gruppen, berichtet Jacobs. Und schmunzelnd erzählt er von der 95-jährigen Patientin, die noch immer im Fitnessraum zugange ist. Für den Geist ist auch gesorgt. In der Klinik wird ein Kulturprogramm geboten, das über die Grenzen Wartenbergs hinaus Beachtung findet.

"Wir sind bereit für die Zukunft, jetzt muss auch die Politik ihren Teil leisten", sagt Jacobs, als er Schurer zum Abschied die Hand schüttelt. Die Klinik schreibt ziemlich kleine schwarze Zahlen.

© SZ vom 13.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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