Bründlhof:Heruntergekocht

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Der Wartenberger Bründlhof steht wieder leer. Auch der nächste Versuch, eine anspruchsvolle Gastronomie auf die Beine zu stellen, ist gescheitert. (Foto: Renate Schmidt)

Der Bründlhof hat als Restaurant ausgedient, sagt Klinikgeschäftsführer Constantin von Stechow. Und doch hat er den Gedanken an eine gastronomische Nutzung noch nicht ganz aufgegeben. Das liegt vor allem daran, dass er den herrlichen Biergarten nicht brach liegen lassen will

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Seit einigen Tagen ist rund um den Wartenberger Bründlhof wieder Betrieb. Ein Mann verrichtet mit der Heckenschere das Werk, das schon Wochen vorher notwendig gewesen wäre. Im zweiten Stock werden Wohnungen auf Vordermann gebracht. Nur im Restaurant selbst rührt sich nichts. Und es könnte gut sein, dass das auch noch Jahre so bleiben wird. Monatelang war der Bründlhof richtig verwaist, erst vorige Woche hat die Klinik Wartenberg als Eigentümerin wieder vom Gerichtsvollzieher den Schlüssel zu dem Anwesen bekommen. Schon im Dezember hatte die Klinik eine Räumungsklage angestrengt. Bis diese aber durch die verschiedenen Instanzen gelaufen ist, kann viel Zeit vergehen. In diesem Fall wurde es Mai. Der Pächter, dem die Räumungsklage galt, hatte schon im November unfreiwillig das Haus geräumt und seine kleine Wohnung unter dem Bründlhofdach mit einer Zelle in Stadelheim getauscht. Dort saß er in Untersuchungshaft - unter anderem wurde ihm Betrug zur Last gelegt.

Der Wiener Kaffeehausbesitzer, der "manchmal super Ideen hatte", war der nächste Wirt, der an der Aufgabe gescheitert war, in dem imposanten Anwesen wieder einen Restaurantbetrieb auf die Beine zu stellen. Vor ihm hatte schon eine Wirtshauskette mit wechselnden Unterpächtern die Gäste vergrault, die zuvor in der Ägide des französischen Sternekochs Jean-Luc Garnier mit exzellenter Küche und perfektem Service verwöhnt worden waren. Dass der Wiener mit den serbischen Wurzeln "Superideen" hatte, wird ihm noch heute von Constantin von Stechow bescheinigt. Das war es dann aber schon, was der Klinikgeschäftsführer an Positivem über den gescheiterten Gastronomen zu sagen hat. Überhaupt ist sein Verhältnis zu diesem Berufsstand momentan ziemlich getrübt: "Ich habe eigentlich keine Lust, hier hinten etwas zu verpachten, und dann Ärger zu haben", sagt Stechow. Nachdem er zwei Mal richtig schlechte Erfahrungen gemacht habe, könne er sich nicht vorstellen, noch einmal jemanden zu finden, der hier erfolgreich ein Restaurant führt. Zumal, das räumt er ein, der Bründlhof zwar herrschaftlich aussieht, andererseits aber inzwischen auch ein alter Kasten mit horrenden Heizkosten ist. "Irgendwann" , sagt Stechow, "muss das Gebäude abgerissen werden". Sollten Probleme mit dem Dach auftreten, kann das "Irgendwann" schon ziemlich bald kommen, ansonsten will Stechow sich mit dem neuen Bründlhof mit nachempfundener Fassade noch einige Jährchen Zeit lassen. Da gebe es für die Klinik jetzt vordringlichere Baustellen. So soll ein Wohngebäude erneuert werden, da läuft gerade das Bebauungsplanverfahren.

Es könnte sein, dass bis zum Abriss im Bründlhof nur der Wohnkomplex genutzt werden wird. Aber, sagt Stechow, er habe immer mal wieder Ideen für das Gebäude, die "aber ehrlich gesagt noch nicht richtig ausgegoren sind". In einer davon hatte er über den Aufbau eines großen Demenzzentrums zusammen mit den Münchner Maltesern nachgedacht. Denen war die Sache dann aber zu weit weg von ihren anderen Aktivitäten. Ein weiterer Gedanke wäre die Einrichtung eines Demenzcafés. Demente, rüstige Senioren und Mütter mit ihren Kindern könnten in den Bründlhof kommen und am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen. Allerdings glaubt der Klinikgeschäftsführer selbst nicht so recht daran, dass sich die gelebte Inklusion so umzusetzen lässt, wie sie in seiner Vorstellung besteht. Außerdem hat Stechow einige Stimmen gehört, die ihm von diesem Vorhaben abgeraten haben.

Stechow denkt laut nach. In Wartenberg fehle neben einer Drogerie auch ein echter Bioladen mit frischem Obst vom Bauern und frischen Kartoffeln. Der Verkaufsstand könne durch eine Cafeteria an der Ecke ergänzt werden. Nicht zu vergessen: Parkplätze wären reichlich vorhanden.

Und doch wird im Gespräch immer wieder deutlich, so ganz hat der Mann den Gedanken an eine gastronomische Nutzung immer noch nicht aufgegeben. Das liegt vor allem daran, dass er den herrlichen Biergarten nicht brach liegen lassen will. Der hat sogar einen Tanzboden. Vielleicht könne wenigstens der in der schönen Jahreszeit genutzt werden. Weiter, sagt Stechow, wolle er gastronomiemäßig überhaupt nicht denken. Und zeigt gleichzeitig dem Reporter mit den Händen wie der Gastraum zweckmäßig so umgebaut werden könne, dass sogar Event-Cooking funktionieren könnte. Eine Sekunde später schüttelt der Klinikgeschäftsführer dann wieder den Kopf und sagt, das sei natürlich alles viel zu teuer. Es ist wohl so: Die Klinik sucht nicht direkt nach einem Nachfolger für den Restaurantbetrieb, will aber die Möglichkeit auch nicht kategorisch ausschließen. "Wenn irgendjemand eine gute Idee hat, es ist schon schade um die Räume," sagt Stechow.

Und es gäbe theoretisch ja auch noch die Möglichkeit, den Bründlhof zu verkaufen. Neulich habe deshalb sogar jemand angerufen, sagt der Klinikgeschäftsführer. Aber dieses Geschäft steht überhaupt nicht zur Debatte - nur weil das Konzept momentan noch fehlt.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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