Wartenberg:Der Generalstaatsanwalt schließt die Akte

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Vorfälle in der Ganztagsintensivklasse behalten aber einen üblen Nachgeschmack

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Die strafrechtliche Aufarbeitung der Vorfälle in der Wartenberger Ganztagsintensivklasse (Gik), an der Schüler unterrichtet werden, die in der Regelschule niemand mehr haben will, ist offenbar erledigt. Die Generalstaatsanwaltschaft in München hat der Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens gegen den ehemaligen Arbeitstherapeuten wegen eines Verbrechens nach dem Betäubungsmittelgesetz nicht stattgegeben. Nach Auffassung des Generalstaatsanwalts war es nicht notwendig, weitere Belastungszeugen zu vernehmen, was auch für die beiden Pädagogen gilt, die den Leiter der Heimvolksschule auf die Zustände aufmerksam gemacht hatten. Zur Begründung heißt es, die "tatnächsten Zeugen" seien bereits vernommen worden. Zu mehr bestehe kein Anlass, "nur weil die Zeugen nach Meinung der Anzeigeerstatter über Tatvorwürfe Kenntnis haben". Eine mögliche Körperverletzung wegen des unsachgemäßen Verabreichens von Medikamenten wurde verneint, da der "Tatnachweis nicht mit der zur Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit geführt werden konnte".

Auf der disziplinarrechtlichen Ebene ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen. Bei der Regierung von Oberbayern liegen noch Dienstaufsichtsbeschwerden gegen den Leiter der Wartenberger Heimvolksschule und gegen den damaligen Leiter des staatlichen Schulamts in Erding vor. Zuletzt hieß es aus der Aufsichtsbehörde, man wolle vor einer Entscheidung den Ausgang des strafrechtlichen Verfahrens abwarten.

Und schließlich ist da noch die Initiative der bayerischen Grünen, die im Dezember 2014 mit einem Antrag im Landtag eine "baldmöglichste Aufklärung der Missstände" gefordert hatten. Jetzt soll zum 1. November vom Kultusministerium ein Bericht vorgelegt werden, der dann im Bildungsausschuss in Teilen nicht öffentlich beraten wird. Der Grünen-Abgeordnete Thomas Gehring sieht darin nicht unbedingt einen Nachteil: Hinter geschlossenen Türen könne auch über ganz sensible Dinge geredet werden.

Am Freitag lief in BR Alpha der Film "Hundsbuam - Die letzte Chance". Der Dokumentarstreifen wurde 2012 erstmals ausgestrahlt. Die Darsteller waren die Gik-Schüler des Jahrgangs 2010/2011 - und wie der Titel schon sagt, war der Film von viel Sympathie für die in der Ganztagsintensivklasse geleistete Arbeit geprägt. Im Schuljahr 2013/2014 hätte man einen anderen Streifen drehen müssen, wo jedes Augenzwinkern fehl am Platze ist. Die Chronik dessen, was sich dort abgespielt hat, erzählt eine Geschichte vom Wegducken der Politik, von Desinteresse bei Staatsanwaltschaft und Kripo und von einem äußerst seltsamen Pädagogikverständnis des Seraphischen Liebeswerks.

Und es ist natürlich auch eine Geschichte über den Umgang mit schwierigen Schülern. Besser gesagt: Es ist eher eine Geschichte, wie man nicht mit ihnen umspringen sollte.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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