Vier Kameras beobachten die Nester:Interessante Einblicke in die Brutpflege

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Mit einem Monitor können Besucher Mauersegler, Dohlen und Fledermäuse beobachten. Passend zum Nistplatz, sieht auch das Gehäuse wie ein Kirchturm aus. (Foto: Renate Schmidt)

Per Monitor kann man noch bis Mitte Juli Mauersegler, Dohlen und Fledermäuse beobachten, die auf vier Ebenen im Turm der Kirche St. Katharina in Ottenhofen verteilt sind

Von Florian Kistler, Ottenhofen

Wenn der Frühling beginnt, sind in der Kirche St. Katharina in Ottenhofen nicht nur Gläubige zu Gast. Seit April tummeln sich Mauersegler, Fledermäuse und Dohlen im Turm der Kirche, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Für Josef Greckl ist das ein ganz besonderer Moment, dann bringt er seinen Falken-Monitor auf Position. Vor der Kirche können die Besucher noch bis Mitte Juli die Tiere in Bild und Ton in ihren Nestern beobachten. Trotz des namensgebenden Vogels gibt es wie auch im vergangenen Jahr keine Turmfalken zu beobachten.

Begonnen hat Greckl mit dem Projekt im Jahr 2007. Damals war das Gehäuse, in dem der Fernseher installiert war, noch ein einfacher Holzkasten. "Ab 2013 habe ich dann etwas Gescheites gebaut. Das neue Gehäuse sieht passend zum Nistplatz der Tiere nun aus wie ein Kirchturm", erzählt Greckl, der als Schreiner das mannshohe Gehäuse selbst gezimmert hat.

Die Idee, Vögel beim Nisten zu beobachten und die Menschen über einen Monitor teilhaben zu lassen, kam dem Ottenhofener wegen eines ähnlichen Projekts in Markt Schwaben. Dort konnten Interessierte Störche in ihrem Nest beobachten. "Ausgehend von dieser Idee wollte ich dann auch selbst so etwas auf die Beine stellen", sagt Greckl. Darüber hinaus sei auch die Fotografie und das Ablichten des Falkennachwuchses schon sehr lange ein Hobby des Ottenhofeners.

Seither beobachten vier Kameras die vier Nester von Turmfalken, Dohlen, Mauersegler und Fledermäuse, die auf vier Ebenen im Kirchturm verteilt sind. Das Falkennest in der Kirche St. Katharina gibt es seit 1996. Damals wurde der Kirchturm als Nistplatz für die Vögel zugänglich gemacht und ein Holzkasten hineingebaut. Nachdem die Turmfalken über mehrere Jahre hinweg vorzufinden waren, ist die Falkenart laut Greckl jedoch nun schon seit einiger Zeit nicht mehr im Kirchturm anzutreffen: "Leider haben wir seit zwei Jahren keine Turmfalken mehr bei uns." Er vermutet, dass dies mit den Dohlen zusammenhängen könnte: "Dohlen und Falken vertragen sich nicht sonderlich gut. Meine Vermutung ist aber auch, dass es das alte Turmfalkenpärchen gar nicht mehr gibt. Es war robuster und hat sich nicht vertreiben lassen", sagt Greckl. Andere Turmfalken schreckten möglicherweise vor der Begegnung mit den Dohlen zurück.

Die Vögel im Kirchturm haben unterschiedliche Brutzeiten. Demnächst würden die jungen Dohlen ausfliegen. Noch ein paar Tage könnten die Vögel über den Monitor beobachtet werden. Die Mauersegler sitzen gerade auf ihren Eiern. "Dort wird der Nachwuchs in etwa 14 Tagen schlüpfen", sagt Greckl.

Ein echtes Highlight seien die fünf oder sechs Fledermäuse im Dachstuhl der Kirche. Zwei hätten Jungen bekommen und würden für einige Wochen im Nistkasten bleiben. Dadurch können Interessierte die Fledermäuse unter die Lupe nehmen. "Die Jungen putzen sich, streiten und krabbeln herum. Das ist schon eine spannende Sache. Normalerweise hat man nicht die Möglichkeit die Tiere so genau zu beobachten", erklärt Greckl.

Für das Engagement, den Tieren und Vögeln Nistplätze zur Verfügung zu stellen, wurde der Kirche St. Katharina in Ottenhofen die Plakette "Lebensraum Kirchturm" verliehen. Die Aktion wurde 2007 vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mit dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) ins Leben gerufen und zeichnet Kirchen aus, die sich vorbildlich um den Artenschutz kümmern. Ein solches Engagement sei auch dringend notwendig, da laut Greckl inzwischen viele Vögel keine Nistplätze mehr finden. Immer öfters würden Nischen durch Sanierungen verschwinden oder Einfluglöcher zur Abwehr von Tauben verschlossen werden. "Es wurde viel vergittert in den letzten Jahrzehnten. Mauersegler finden beispielsweise in neu gebauten Häusern keine Ritzen mehr", sagt Greckl.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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