Verkehr:Damit es wieder fließt

Lesezeit: 3 min

Drei Straßen stoßen hier aufeinander: die Freisinger Straße, Am Gries und die Lange Zeile. Aber wer hat Vorfahrt? Hier soll sich etwas verändern. (Foto: Renate Schmidt)

Der Erdinger Stadtrat beschäftigt sich mit zwei problematischen Kreuzungen am nördlichen Ende der Altstadt. Eine Entscheidung zur Verkehrsführung gibt es noch nicht, fest steht nur: Die Freisinger Straße wird umgebaut

Von Antonia Steiger, Erding

Kreisverkehre, Tempo 30, Einbahnstraßen und Linksabbieger-Verbote: Die Erdinger Stadtpolitik strebt eine neue Verkehrsordnung entlang der Freisinger Straße an, die auch eine der seltsamsten Kreuzungen einschließt: das nördliche Ende der Altstadt, wo die Freisinger Straße auf die Lange Zeile und auf die Straße Am Gries trifft. Ein Knotenpunkt, an dem Autofahrer immer wieder im Gesicht ihres Gegenübers danach forschen, ob sie die Verkehrsregeln auf die gleiche Weise interpretieren. Eigentlich gilt dort rechts vor links, trotzdem sind die Autofahrer verunsichert. Die Regelung galt an dieser Stelle einmal als bahnbrechend, um den Verkehr zu entschleunigen. Mit steigendem Verkehrsaufkommen gerät die Entschleunigung jedoch zum Stillstand.

Gegen ein Linksabbiegeverbot

Für dieses schwierige Thema hat sich die Stadtverwaltung wieder einmal den Rat von Helmuth Ammerl vom Planungsbüro Obermeyer geholt, der schon mit zahlreichen Untersuchungen die eine oder andere Verkehrsregelung dem Stadtrat schmackhaft gemacht hat. Dieses Mal wird es ihm aber wohl nicht gelingen: Ammerl schlug vor, dass die Autofahrer von der Freisinger Straße kommend an der Kreuzung Lange Zeile und Am Gries nicht mehr links abbiegen dürfen. Außerdem schlug er vor, dass die Autofahrer auf der Langen Zeile Richtung Am Gries vorfahrtsberechtigt sein sollen. Dann flösse der Verkehr stadtauswärts besser ab, sagte er.

Lange debattierte der Stadtrat über diese und andere Möglichkeiten, bis OB Max Gotz (CSU) klar stellte, dass er absolut gegen ein Linksabbiegeverbot sei, weil man dann den gesamten Verkehr in die Innenstadt hereinhole. Auch Jutta Harrer (SPD) sah diese Gefahr. Zuvor hatte Gotz vorgeschlagen, dass man eine Einbahnregelung auf der Freisinger Brücke Richtung stadtauswärts untersuchen solle - so wie sie in den vergangenen Tagen wegen einer Baustelle gegolten hatte. Es kamen eine Vielzahl weiterer Wortmeldungen, unter anderem meinte Hans Egger (Erding jetzt), die jetzige Regelung habe den Vorteil, dass jeder wisse, dass man im Stau steht. Würde der Verkehr besser fließen, führen mehr Autos diese Route. Johanna Heindl (FW) und Herrmann Schießl (CSU) wandten sich gegen ein Linksabbiegeverbot, weil der Friedhof St. Paul abgehängt wäre. Man müsste über die Anton-Bruckner-Straße fahren, um den Friedhof zu erreichen.

Klar ist: Es muss etwas passieren

Eines ist dennoch allen klar: An der Stelle muss der Verkehr neu geregelt werden. Denn die Kreuzung wird bald noch stärker als bisher belastet sein, dafür hat der Stadtrat selbst gesorgt. Einem Beschluss zufolge wird die Kreuzung auf der anderen Seite der Freisinger Brücke, wo Freisinger Straße und Krankenhausstraße aufeinander treffen, mit einem Kreisverkehr ertüchtigt. Mehr Verkehr an dieser Stelle bedeutet aber auch mehr Verkehr auf der anderen Seite der Brücke - wo die Autofahrer schon jetzt länger als zumutbar im Stau stehen. Sicher ist des weiteren: Die Freisinger Brücke wird umgebaut, weil sie schadhaft ist. Näheres zur Planung erfahren Stadträte und Öffentlichkeit demnächst. Die Brücke werde sicher nicht schmaler werden, prophezeite Gotz. Ob sie ihren Buckel behält, ist noch nicht bekannt. Der Buckel bremse den Verkehr ab, und er sei auch ästhetisch, findet Gotz. Er hoffe, Erding bekomme mehr als nur eine "Betonplatte".

Weitgehend zufrieden zeigten sich die Stadträte mit der Planung für die weitere Freisinger Straße und den Rennweg: Ganz im Westen des Planungsgebietes an der Kreuzung des Rennwegs mit der Siglfinger Straße soll ein Kreisverkehr entstehen, Gotz scheint zuversichtlich zu sein, dass es der Stadt gelingt, den noch fehlenden Teil der benötigten 730 Quadratmeter Grund einem bislang widerspenstigen Besitzer abzukaufen. Im weiteren Verlauf Richtung Innenstadt bis zur Abzweigung Melkstattstraße bekommen Rennweg und Freisinger Straße Streifen für Radfahrer, anschließend soll eine Tempo 30-Zone eingerichtet werden: Die Straße wird dank einiger baulicher Eingriffe enger, die Autofahrer bremsen ab, und die Radfahrer brauchen keinen Schutzstreifen mehr, sie können sicher auf der Straße fahren. So die Theorie, die Stadtbaumeiste Sebastian Henrich auf Nachfrage einiger Stadträte darlegte. Der Ausschuss hat die verkehrsberuhigenden Maßnahmen an der Freisinger Straße gebilligt, über die Kreuzung mit der Straße Am Gries beraten nun aber erst einmal die Fraktionen.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: