Umzug von Scheune ins Stadtarchiv:Eine Galerie des Widerstands

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In einem Stadel lagert alles, was Hartmut Binner zum Startbahnprotest gesammelt hat

Von Petra Schnirch, Freising

Als Hartmut Binner die beiden großen Holztore aufschiebt, gibt er den Blick auf ein kleines Museum frei - seine Sammlung zur Geschichte des Protests gegen die dritte Startbahn. Aktenordner, Transparente, Flugblätter, Presseberichte, alles hat der langjährige Sprecher des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt" in den vergangenen 13 Jahren gesammelt. Seit Anfang 2016 lagern sie im Schuppen eines landwirtschaftlichen Anwesens bei Freising. Für Binner ist der Stadel Büro und Erinnerungsort zugleich. Doch damit ist bald Schluss. Das Freisinger Stadtarchiv übernimmt Binners Schätze und wird sie in einem der Magazinräume unterbringen.

Im vorderen Teil des einfachen Stadels mit rohem Betonboden befinden sich Regale und ein Schreibtisch, der hintere wirkt mit den an der Wand befestigten Transparenten wie eine Galerie des Widerstands. Dennoch kennen diesen Ort nur ganz wenige. Seit ein Anrufer - der später verurteilt wurde - gedroht hatte, sein Haus anzuzünden, sei er vorsichtig geworden, sagt Binner. Deshalb bittet er auch darum, keine nähere Ortsangabe zu machen.

Zu jedem aufbewahrten Stück weiß Binner etwas zu erzählen und streift sich dafür extra sein bekanntes rotes Sakko mit Anti-Startbahn-Sticker über, das gleich neben dem Eingang auf einem Kleiderbügel hängt. Auf zahllosen Fotos von Protestaktionen ist er mit der Jacke zu sehen. Auch sie soll in den Fundus des Stadtarchivs übergehen, als Symbol der Beharrlichkeit.

Bei einem Besuch in dem Stadel habe der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zu ihm gesagt, dass dies alles eigentlich ins Stadtarchiv gehöre. Die Sammlung wird im Stadtarchiv in säurefreien Kartons verpackt, wie Leiter Florian Notter erklärt. Interessant sei sie für sein Haus, weil sie sehr aussagekräftig sei und für diese Zeit stehe.

In den vergangenen 13 Jahren engagierte sich Binner nicht nur als Aktivist im Widerstand gegen den Flughafenausbau, sondern auch als Chronist. Programme, Reden, Briefe und E-Mails hat der 79-Jährige akribisch archiviert. Vor zwei Jahren zog er sich aus dem Sprecherrat von Aufgemuckt zurück. Er will aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten. Vor der Landtagswahl ist er natürlich mit dabei, wenn die Bürgerinitiativen gegen die Befürworter des Großprojekts in der Staatsregierung protestieren. Er hofft auf Solidaritätsbanner an Häusern und Zäunen. Bis nach der Wahl im Oktober will er sein kleines Museum gerne noch behalten und dort, bei entsprechendem Ausgang, feiern.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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