Der Taufkirchener Gemeinderat fasste am Dienstag, 31. Mai, einen Beschluss von geradezu historischer Dimension: Die Gemeinde wird das mehr als 750 Jahre alte Wasserschloss kaufen, das ihr von der Guttenburg Grundstücks- und Beteiligungs-AG angeboten wurde. Der Kaufpreis beträgt 630 000 Euro; darin enthalten ist auch eine Grundstücksfläche von 26 369 Quadratmetern.
Die Entscheidung hatte man sich nicht leicht gemacht. Monatelang hatten drei Fachbüros das Schloss vom Keller bis zum Dachboden untersucht, um den Sanierungsbedarf zu ermitteln. Nachdem diese Zahlen und auch die zu erwartenden laufenden Kosten berechnet waren, hatte die Gemeinde eine außerordentliche Bürgerversammlung einberufen, um von den Bürgern zu erfahren, ob sie einem Kauf zustimmen würden. Das Interesse der Taufkirchener war riesengroß. Warum diese weitere Sanierung des Schlosses keine Unsummen verschlingen werde, erklärten die Bauingenieure, die das Schloss in den vergangenen Monaten untersucht hatten. Zum einen unterliegt das Schloss bis auf die Schlosskapelle, die bereits saniert ist, nicht dem Denkmalschutz, der Sanierungen so unglaublich teuer macht. Denn als das Schloss in den 1950er Jahren zu einer Klinik umgebaut wurde, hat man nicht nur Balkone und Erker abgerissen, sondern das Schloss teilweise auch entkernt, damit es funktioneller ist. Für den Denkmalschutz ist es damit nicht mehr von Interesse. Darüber hinaus hat Nico Forster, der Vorbesitzer des Schlosses, seine vertragsgemäßen Sanierungsverpflichtungen weitgehend erfüllt und vier Millionen Euro in das Gebäude gesteckt: 2,9 Millionen Euro davon waren öffentliche Zuschüsse, weitere 1,1 Millionen Euro waren Forsters eigenes Geld. Durch seinen frühen Tod im Jahr 2010 konnte er zwar die Sanierung nicht abschließen, aber der einzige größere Brocken, der noch ansteht, ist der Brandschutz.
Weitere Argumente für den Kauf des Schlosses zählte Klaus-Ulrich Wolter auf, der Vorsitzende des Schloss-Fördervereins. Denn das Wasserschloss ist beileibe kein Geisterschloss, es spielt sich jede Menge Leben in ihm ab: Die Räume werden derzeit von 126 Schülern der Kreismusikschule genutzt, vom Naturkindergarten, das Trauungszimmer wird für mehr als fünfzig Trauungen pro Jahr gebucht, die Räume sind für Seminare und Unterricht gefragt und im Schnitt finden dort jährlich auch noch 27 Konzerte statt. Sollte das Schloss beispielsweise wegen der Brandschutzmängel auf Dauer nicht mehr zur Verfügung stehen, wäre es kaum möglich, für diese Räume in zentraler Lage Ersatz zu finden. Und wenn, dann nicht für 1,3 Millionen Euro.
An der Intensität des Beifalls war zu spüren, dass eine Mehrheit der interessierten anwesenden Bürger für einen Kauf waren. Einer nach dem anderen trat ans Mikrofon und hielt teils flammende Appelle an die Taufkirchener Politik, man möge sich des "historischen Herzstücks" der Gemeinde annehmen und die "einmalige Chance" nicht verstreichen lassen.
Nachdem sich diese klare Meinungsbildung herausgeschält hatte, wagte man sich an die Debatte im Gemeinderat. Die beiden Republikaner im Taufkirchener Gemeinderat, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit für einen rigiden Sparkurs plädieren, versuchten den Kauf zu verhindern. Sie verlangten ein Ratsbegehren: Im Gegensatz zu einem Bürgerbegehren fordert der Gemeinderat dabei die Bürger auf, mit einer Abstimmung Verantwortung für die Entscheidung zu übernehmen. Zudem äußerten sie Zweifel an den vorgelegten Sanierungskosten. Der Antrag auf ein Ratsbegehren wurde mit sechs gegen 15 Stimmen abgelehnt. Für den Erwerb des Wasserschlosses stimmten 14 Gemeinderäte, sieben waren dagegen. Der Kauf wurde am Sonntag, 6. November, mit einer offiziellen Schlüsselübergabe im Wasserschloss gefeiert. "Wir sind stolz, dass wir das Gebäude erwerben konnten, denn Zukunft bracht Herkunft und Vergangenheit", sagte Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU).