Taufkirchen:Mit dem Messgewand unter der Motorradjacke

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Von der Ostsee bis in die Hohe Tatra, von der Oberpfalz nach Rom - Taufkirchens Pfarrer Paul Kruczek schwingt sich gerne aufs Motorrad. (Foto: oh)

Pfarrer Paul Kruczek will beim Motorradgottesdienst am Samstag eine Gemeinschaft erleben - nicht missionieren

Von Jan-Hendrik Maier, Taufkirchen

Für die einen mag es sich wie Lärm anhören, für andere ist es wahre Musik in den Ohren, wenn sie den satt dröhnenden Klang eines aufheulenden Motorrads hören. Für den Taufkirchner Pfarrer Paul Kruczek ist es ein Gefühl von Leidenschaft. Zweiräder sind seine Passion und das nicht nur in rar gesäten freien Stunden, sondern auch in seinem Beruf als Pfarrer. Motorradfahren und Seelsorge - passt das zusammen? "Auf jeden Fall", sagt Kruczek. Eine Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, bietet sich an diesem Samstag, 28. Mai, in Taufkirchen. Der Pfarrverband lädt am Nachmittag zum Motorradgottesdienst in den Innenhof des Pfarrzentrums ein.

Menschen mit dem gleichen Hobby

Bereits im vergangenen Mai hatte Kruczek das Bikertreffen der etwas anderen Art initiiert. Damals war er erst ein paar Monate in Taufkirchen. Die Menschen im östlichen Landkreis und in seiner neuen Pfarrei hat er damit erreicht. Mehr als einhundert Teilnehmer seien gekommen, 75 davon auf ihren Maschinen und mitten drin Paul Kruczek, in Messgewand und Motorradjacke auf seiner schwarzen Honda. Der Gedanke hinter den "MoGos", wie die Biker die Veranstaltungen häufig abkürzten, sei simpel, sagt Kruczek. Er wolle Menschen mit dem gleichen Hobby ansprechen und einen Anreiz schaffen für jene, die "sich vielleicht nicht so eng mit der Kirche verbunden fühlen". Im Mittelpunkt soll aber das Erleben von Gemeinschaft stehen, versichert Kruczek, nicht die Missionierung.

Die Idee für einen Motorradgottesdienst hat der 36-jährige katholische Priester aus seiner Zeit in Auerbach in der Oberpfalz mitgebracht, wo er bis 2011 Kaplan war. Sein Kollege Dominik Sobolewski, der Kruczek mittlerweile nach Taufkirchen gefolgt ist, organisierte dort regelmäßig solche Veranstaltungen. Der junge Kaplan begeisterte sich schnell dafür, nutzte die Chance und erfüllte sich den lang gehegten Jugendtraum vom Motorradführerschein. Das war 2008. Mit dem Umzug in den Landkreis Erding vor eineinhalb Jahren habe er nicht auf die Motorradgottesdienste verzichten wollen, also stellte er kurzerhand einen eigenen auf die Beine - offensichtlich mit Erfolg, der sich herumgesprochen hat.

Eine Gruppe aus Polen hat sich angekündigt

In diesem Jahr haben sich Gruppen aus Auerbach, Witten in Nordrhein-Westfalen und aus Kruczeks Heimat Polen angekündigt. Letztere sind befreundete Kollegen aus dem Motorradclub "Sacerdos Group - God's Guards", in dem Kruczek seit drei Jahren Mitglied ist. Wie das Wort Sacerdos - lateinisch für Priester - verrät, machen in dem Club ausschließlich Seelsorger mit. So etwas schweiße zusammen, sagt er. Einerseits sei es der Spaß am Fahren, der verbinde, andererseits teile man ein bestimmtes Grundverständnis: "Wir wollen auf dem Motorrad evangelisieren." Auch auf Touren trage man daher unter der Bikerkluft das Priestergewand. Man wolle sich auch nach außen hin bewusst zu erkennen geben. Im August ist es wieder soweit: Dann fahren Kruczek und die anderen knapp 200 Mitglieder eine Woche lang durch Polen.

Es wäre kein echter Motorradgottesdienst, wenn die Teilnehmer am Samstag davor nicht eine gemeinsame Runde drehen würden. Um 14 Uhr trifft man sich daher am Volksfestplatz in Taufkirchen, bevor es eine halbe Stunde später im Konvoi durch die Gemeinde bis zum Pfarrzentrum geht. Die Messe mit anschließender Fahrzeugsegnung beginnt dort im Innenhof um 15 Uhr.

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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