Sankt Leonhard:Verborgene Pracht in Jägersdorf

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Die kleine Barockkirche ist vor 300 Jahren erbaut worden, ihr zu Ehren findet am Sonntag ein Festgottesdienst statt

Von Peter becker, Wolfersdorf

Das Kirchlein Sankt Leonhard von Jägersdorf mag keine Perle der Kirchenkunst sein, wie sie etwa die Gebrüder Asam geschaffen haben. Dennoch liegt sie Pfarrer Stephan Rauscher am Herzen. An diesem Sonntag, 6. August, um 10 Uhr findet zu Ehren der Barockkirche ein Festgottesdienst statt. Denn es sind 300 Jahre vergangen, seit sie der Moosburger Maurermeister Gregor Wagner und der Zimmerermeister Gregor Wagner aus Hartshausen gebaut haben. Anlass war, dass das alte Gotteshaus aus den Anfängen des 14. Jahrhunderts zum Teil eingestürzt war.

"Das Faszinierende" ist aber für den Attenkirchener Pfarrer Stephan Rauscher, der für die Seelsorge in Jägersdorf zuständig ist, dass sie vom Fürstbischof Franz Eckher geweiht worden ist. Er ist wohl der bekannteste unter den Freisinger Fürstbischöfen. Dieser habe viel Wert auf Pastoralreisen gelegt, sagt Rauscher. Für ihn selbst hat die Kirche eine besondere Atmosphäre. Der Glaube sei dort greifbar, sagt der Seelsorger.

Die Heimatforscher Beat Bühler und Friedrich Keydel haben anlässlich des Jubiläums eine Homepage zusammengestellt, in der die Geschichte von Jägersdorf und der Kirche Sankt Leonhard nachzulesen ist. Sie ist unter der Adresse "echosdorf.de" im Internet zu finden. "Echosdorf" nannten die früheren Bewohner den Ort Jägersdorf, der zu Zeiten des Kirchbaus wohl aus etwa 20 Höfen bestand. Für Rauscher ist dieser ein Zeichen der Identifikation mit dem Glauben an Gott. Denselben findet er bei deren Nachfahren in der Gegenwart wieder. Als es daran ging, die Jubiläumsfeier für Sankt Leonhard vorzubereiten, "war die ganze Ortschaft dabei", erzählt der Attenkirchener Pfarrer. Etwa, als es darum ging, einen bestimmten Pfarrer auf einem Foto zu identifizieren. Dabei habe Bühler sehr geholfen, berichten Rauscher und Hedwig Hagl von der Kirchenverwaltung. Und wenn ein Gottesdienst in Sankt Leonhard stattfindet, "dann sind die Jagersdorfer da", lobt er.

Georg Brenninger berichtet, dass Friedrich Thalhauser von 1714 bis 1725 Pfarrer in Jägersdorf war. Er war zuletzt 40 Jahre lang Vikar in verschiedenen Neustifter Klosterpfarreien gewesen. Brenninger vermutet deshalb, dass es Thalhauser zu verdanken sei, dass sich in Sankt Leonhard zu Jägersdorf soviel barocke Pracht entfalten konnte.

Über einige Besonderheiten der Kirche Sankt Leonhard berichtet Keydel in seinem Beitrag. Dass die Kirche aus dem Jahr 1717 stammt, dokumentiert seinen Angaben zufolge eine Steintafel an der Ostseite des Turms. Die große Stuckmuschel, der sich der Besucher beim Betreten der Kirche gegenübersieht, stammt seinen Worten zufolge aus der Entstehungszeit des Kirchenbaus. Einige Votivbilder erinnern an die frühere Wallfahrt zum Heiligen Leonhard. "Die kleine Orgel auf der Empore stellt ein dreihundert Jahre altes Kleinord dar", schreibt Keydel. Wie ehedem wird sie von einem Blasebalg mit Luft versorgt. Diese müsse natürlich mit der Hand betrieben werden. Keydel bedauert, dass niemand mehr etwas vom Verbleib früherer Motivbilder weiß. Diese waren 1976 aus Anlass der Kirchenrenovierung ausgebaut worden und fanden anschließend keine Verwendung mehr.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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