S-Bahn-Ringschluss:Der Bahnübergang kommt weg

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Noch in diesem Jahr wird dem Stadtrat ein Vertrag für den Tunnel an der Haager Straße vorgelegt. Erding muss einen festgelegten Betrag zahlen. Eine historische Entscheidung, sagt OB Gotz

Von Antonia Steiger, Erding

Es ist eine "historische Entscheidung", sagt OB Max Gotz (CSU): Noch in diesem Jahr soll die Stadt Erding den Vertrag über den Bau des S-Bahn-Ringschlusses auf Erdinger Stadtgebiet unterschreiben. Bestandteil des Vertrages ist die Tieferlegung der Gleise am Bahnübergang Haager Straße - eine Forderung der Stadt Erding, die anfangs nicht Teil der Planung war. Darüber hinaus wird in dem Vertrag auch die Höhe des finanziellen Betrags schriftlich fixiert, wie Gotz sagte, den die Stadt Erding für diese Tieferlegung zu leisten habe. Wie hoch er ist, wollte er nicht sagen.

Aus Sicht der Verkehrsplaner ist die Untertunnelung des Bahnübergangs an der Haager Straße gar nicht erforderlich. Sie haben errechnet, dass zwischen den Schließzeiten der Schranken genügend Zeit bleibt, damit die Staus sich auflösen und der Verkehr wieder ein wenig ins Fließen kommt. Aus Sicht der Stadt stellt sich das anders dar: Erding würde zu einer geteilten Stadt, wenn die Bürger aus Ärger über endlose Wartezeiten vor den Bahnschranken die Gleise überhaupt nicht mehr mit dem Auto überqueren wollten. Gotz hatte zuletzt auch klar gemacht, dass er vor Gericht ziehen würde, wenn die Forderung nicht erfüllt werde. Seine Strategie hat nun offenbar Erfolg gehabt: Parteien und Bürgerinitiativen hätten mit ihm an einem Strang gezogen, sagte er. Auch die Bürgerschaft habe ihn geschlossen unterstützt. Gotz betonte, dass aber vor allem das Vertrauen ausschlaggebend gewesen sei, das Ministerpräsident Horst Seehofer und der bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, beide CSU, ihm entgegengebracht hätten - und er wiederum ihnen. Am Ende steht nun laut Gotz ein "ausverhandelter Vertrag".

In ihm ist nicht nur die Tieferlegung der Gleise festgehalten, sondern auch die Höhe des Geldbetrages, den die Stadt Erding zu leisten hat. Es gehe um einen Betrag, den die Stadt "risikofrei für kommende Generationen" ausgehandelt habe, sagte Gotz. "Keine Zinsen, keine Nachbesserungsklausel." Gotz betonte weiter, dass auch der Stadtrat eng eingebunden gewesen sei. Es werde für die Stadträte "keine Überraschungen" geben, wenn er ihnen den Vertrag vorlegen werde. Gotz hatte stets gefordert, dass die Mehrkosten für diesen Tunnel verrechnet werden sollen mit Einnahmen, die aus der Vermarktung des Bahnhofsgeländes erzielt werden können. Einnahmen, die es nur gibt, weil die Gleise komplett im Untergrund liegen.

Dass die Finanzierung des Ringschluss-Abschnittes von der nordwestlichen Stadtgrenze bis Altenerding auf einem guten Weg ist, hatte der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) vor wenigen Tagen bei einem Besuch in Erding angedeutet, als er Gotz dazu gratuliere, dass die Große Kreisstadt nun ein Oberzentrum wird. Söder sagte bei der Gelegenheit auch, er überlege, was der Flughafen München "in einem vernünftigen Rahmen" leisten könne, "auch was die Kostensteigerungen betrifft". Söder ist als Finanzminister auch Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen München Gesellschaft (FMG). Was eigentlich recht unkonkret klang, bezeichnete Gotz auf Nachfrage als "gar nicht so vage". Man sei "ein gewaltiges Stück" vorangekommen.

Die Verträge müssten nun noch ratifiziert werden, vor allem was die Beteiligung der Stadt Erding betreffe. Dieser feste Betrag sei unabhängig von Planungsvereinbarungen oder Baukostensteigerungen, was von besonderer Bedeutung sei, weil es "schon noch ein bisschen hin ist", wie Gotz sagte, bis mit dem Bau begonnen werden könne. Die Tieferlegung der Gleise an der Haager Straße löst eine "Planungsverzögerung" aus. Doch Gotz fügt an, dass alle Beteiligten darauf aus seien, die Maßnahme so schnell wie möglich umzusetzen. "Alle drängen auf eine rasche Umsetzung."

Die Freude ist wirklich groß beim Erdinger Oberbürgermeister. Dass er diese historische Maßnahme persönlich begleiten dürfe, "hat mich riesig gefreut", sagte Gotz. Er betonte, dass die Einigkeit des Stadtrates ein bedeutsamer Faktor gewesen sei, ebenso die klaren Aussagen aus der Bürgerschaft zum Tunnel an der Haager Straße. Nicht nur in einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Stadthalle im April 2015 waren die Abgesandten und Planer des bayerischen Innenministerium auf eine Wand des Widerstands gestoßen. Auch eine von der Initiative Bahntunnel Erding organisierte Kundgebung am Bahnübergang Haager Straße fand Zustimmung und Unterstützung in allen Parteien.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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