S-Bahn-Ringschluss:Startschuss für Airport-Tunnelverlängerung

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Die Flughafen München Gesellschaft hat das 110 Millionen-Projekt an das Bauunternehmen Porr vergeben. Für die weiterführende Strecke im Erdinger Ringschluss soll demnächst der Planfeststellungsbeschluss erfolgen

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Flughafen

Vor dem Jahr 2029 rechnet zwar niemand mit einer kompletten Fertigstellung des Erdinger Ringschlusses bei der S-Bahn, aber die Flughafen München Gesellschaft (FMG) hat jetzt den Startschuss für den auf ihrem Gelände liegenden Bauabschnitt gegeben und den Auftrag an das Bauunternehmen Porr Deutschland vergeben. Der bereits unter den Flughafenanlagen im Rohbau bestehende Bahntunnel soll in Richtung Osten bis zur zukünftigen Flughafengrenze um einen rund 1555 Meter langen Tunnel sowie ein 306 Meter langes Rampenbauwerk verlängert werden. Die Kosten für die rund 1,8 Kilometer lange Strecke sollen bei 110 Millionen Euro liegen. Der Freistaat hat für das Projekt der FMG 120 Millionen Euro geliehen. Im Anschluss soll die oberirdische Strecke nach Erding, inklusive der Abstell- und Wendeanlage sowie einem Haltepunkt in Schwaigerloh für die S-Bahnen und Züge aus Nordostbayern gebaut werden.

Der Beginn der Bauarbeiten soll nach derzeitigem Stand im zweiten Quartal 2018 erfolgen, wie die FMG mitteilt. Die rechtliche Grundlage sei seit dem 98. Planfeststellungsbeschlusses vom 5. Juli 2011 gegeben, der sich mit der umstrittenen 3. Start- und Landebahn befasst. Auf den flughafeneigenen Flächen laufen vorbereitende Erd- und Rodungsarbeiten bereits, wie die FMG schreibt. Das Tunnelbauwerk soll im Wesentlichen in offener Bauweise erstellt werden, wie Stephan Hebgen, Geschäftsführer der Porr mitteilt. Die Besonderheit bei diesem Projekt liege in der äußerst knappen Zeit, die man im Bereich des östlichen Rollfeldbereichs des Terminals 2 für den dort 250 langen Tunnelabschnitt habe. Vom Beginn des Rückbaus des Rollfeldes stehen nur neun Monate Bauzeit für die Erstellung des Tunnelbauwerks und der vollständigen Wiederinbetriebnahme des Rollfeldes zur Verfügung. Der rechteckige Tunnel soll mit seiner Weite von elf Metern Platz für zwei Bahngleise bieten.

Der Flughafen München kann derzeit mit der S-Bahn nur von Westen erreicht werden. Die Linien S 8 und S 1 enden im S-Bahnhof unter dem Zentralbereich. Der

Erdinger Ringschluss soll auch den Airport aus Osten erschließen. Geplant ist eine 30,2 Kilometer lange, teilweise neu zu bauende zweigleisige Bahnstrecke, die Freising über den Flughafen München mit Erding verbinden soll. Auch Züge aus Richtung Regensburg oder Landshut sollen am Flughafen künftig Halt machen und umkehren können. Mit der sogenannten Walpertskirchner Spange sollen später einmal auch Züge aus Richtung Mühldorf den Flughafen anfahren und Südostbayern und das Salzburger Land anbinden.

Bereits im August 2017 hatten OB Max Gotz und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine Finanzierungsvereinbarung für die Tieferlegung der Ringschlussstrecke auf Erdinger Stadtgebiet unterzeichnet. Künftig sollen die Züge vom Halt Altenerding bis zum neuen S-Bahnhof Erding auf dem dann aufgelassenen Fliegerhorst ab Haager Straße in einem Tunnel fahren. Den neuen Bahnhof sollen in fernerer Zukunft auch Regionalbahnen ansteuern, die über die Walpertskirchener Spange kommen. Für die Tieferlegung der Bahntrasse zwischen Dorfener und Haager Straße zahlt Erding einen Festpreis in Höhe von 35 Millionen Euro.

Das Vorhaben "Lückenschluss Erding - Flughafen München", welches zum Gesamtprojekt Erdinger Ringschluss gehört, wie die zuständige Planfeststellungsbehörde, das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), mitteilt, teilt sich in zwei Planfeststellungsabschnitte (PFA): Das Verfahren "PFA 4.1" (Terminal Flughafen bis Stadtgrenze Erding) befinde sich in der Endphase. Das Eisenbahn-Bundesamt werde den Planfeststellungsbeschluss im Laufe der nächsten Wochen zustellen. Dann würden die Planunterlagen und der Beschluss in den betroffenen Gemeinden öffentlich ausgelegt und im Internet veröffentlicht. Geplant ist, Ende 2019 mit den Bauarbeiten für den ersten Abschnitt zwischen Flughafen und Schwaigerloh zu beginnen. Für die Fortführung im Stadtgebiet (PFA 4.2) wird derzeit von der Bahn Netz AG die Entwurfs- und Genehmigungsplanung erarbeitet. Die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens wird für April 2018 angestrebt. Inbetriebnahme soll voraussichtlich 2029 sein.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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