Maibäume:"Wache einsperren tut man nicht"

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Der Eicherloher Maibaum - wieder einmal ein eindrucksvolles Exemplar. Otto Isemann ist zufrieden. (Foto: Renate Schmidt)
  • Die Maibaumfreunde Eicherloh aus dem Landkreis Erding halten einen Rekord: 2010 hatten sie den größten Maibaum der Welt mit einer Höhe von mehr als 57 Metern.
  • Dieses Jahr wird ihr Maibaum 50 Meter lang sein.
  • Im Interview erzählt Otto Isemann, Geschäftsführer der Eicherloher Maibaum GbR, wo man solche Riesenbäume findet, wie man mit ihnen beim Transport um die Kurve fährt - und wie man einen Maibaum klaut, ohne die Wache einsperren zu müssen.

Interview von Thomas Daller, Finsing

Alle fünf Jahre stellen die Maibaumfreunde Eicherloh einen Maibaum auf. 2010 war es der größte Maibaum der Welt mit einer Höhe von mehr als 57 Metern. Damit kamen sie ins Guinness-Buch der Rekorde. Am kommenden Freitag wird nun wieder ein Mordstrumm Baum aufgestellt, eine 50 Meter lange Douglasie. Die Erdinger SZ fragte Otto Isemann, Geschäftsführer der Eicherloher Maibaum GbR, wo man solche Riesenbäume findet, wie man sie transportiert und ob man bei solchen Giganten überhaupt noch Maibaumdiebe fürchten muss.

SZ: Der Baum 2010 stammte aus dem Spessart, diesmal ist es einer aus Bobing bei Augsburg. Wie finden Sie diese Bäume?

Isemann: Bei unserer Suche ist Thomas Laurent die treibende Kraft. Er kennt die Förster und sieht sich die Bäume an. Die müssen ja auch gerade gewachsen sein. Meistens stehen sie in einer Senke oder in einem Hohlweg, wo sie anfangs wenig Licht bekommen haben. Diese Bäume wachsen dann besonders kraftvoll in die Höhe.

Braucht man Spezialisten, um so einen Baum zu fällen?

Vor allem braucht man einen Autokran. Wenn man so einen langen Baum umfallen lässt, dann bricht er. Den muss man langsam mit einem Autokran umlegen. Dazu müssen wir auch mal Forststraßen aufkiesen, um an den Standort zu kommen.

Auch den Transport nach Eicherloh stellen wir uns nicht ganz einfach vor. . .

Wir fahren die Strecke vorher ab und suchen nach einer Route, wo wir mit dem Baum durchkommen. Das größte Problem sind die blöden Kreisverkehre. Da kann ich die Fahrer von großen Lastwagen schon verstehen, wenn die schimpfen.

Und wie kriegen Sie die Kurve?

Wir haben Holzbohlen dabei, die wir unterlegen, so dass wir über die Verkehrsinsel fahren können. Am Schlimmsten war der Kreisverkehr in Fürstenfeldbruck. Da mussten wir durch, als der Hagebaumarkt Tag der offenen Tür hatte. Alles war zugeparkt, obwohl dort Halteverbot war. Da haben unsere Jungs das hintere Stück des Maibaums über die Autos hinweggehoben. Das haben sie gut gemacht.

Wie lange hat der Transport von Augsburg nach Eicherloh mit dem Bulldog gedauert?

Wir sind morgens um sieben Uhr dort los und waren um 14 Uhr daheim.

Beim Aufstellen brauchen Sie wohl auch eine XXL-Verankerung?

Wir heben den Baum senkrecht in drei Meter tiefe Betonringe rein. Oberirdisch wird er noch mit drei großen Schrauben in einem Eisenring verspannt.

Und wer löst dann das Stahlseil des Krans? Muss da einer am Maibaum raufklettern?

Ja, wir haben so Hakl zum Hochklettern. Wenn er oben ist, muss er aber nicht wieder runterklettern, sondern kann sich am Kranhaken runterlassen - wenn er sich traut.

So ein großer Baum ist doch sicher nicht ganz billig. Wie kommt die Gesellschaft auf ihre Kosten?

Man muss mit 2000 bis 3000 Euro rechnen. Unseren Weltrekordbaum haben wir damals von der Forstleitung geschenkt bekommen, und den heuer zahlt unser Gastwirt Faltermaier.

Was wurde eigentlich aus dem Weltrekordbaum? Den haben Sie doch sicher nicht verheizt?

Den haben wir stückweise versteigert. Ich habe jetzt ein Brotzeitbrettl mit 90 Zentimetern Durchmesser.

Traut sich denn jemand zu, so große Maibäume zu stehlen?

Ja, vor zehn Jahren hatten wir auch so einen großen Baum aus dem Spessart, und unsere Nachtwache hat sich in sein Auto gesetzt, weil es ihn so gefroren hat. Da sind die links und rechts mit zwei Autos so nah rangefahren, dass er nicht mehr aussteigen konnte. Er hat mich dann mit dem Handy alarmiert. Ich bin dann hingefahren und hab gesagt, der Baum gilt als gestohlen, denn ich hatte ein bißl Angst, der Baum könnte beim Transport vom Nachläufer runterfallen und brechen. Aber ich finde es nicht richtig, dass man heutzutage immer versucht, die Nachtwache einzusperren. Das tut man nicht.

Wie würden Sie es denn machen?

Vor 30 Jahren haben sie uns mal erwischt beim Maibaumstehlen. Dann sind wir mit der Wache ins Stüberl rein und haben mit denen getrunken. Um vier Uhr sind wir dann gegangen, und die sind auch heim. Aber wir sind wiedergekommen und haben den Maibaum mitgenommen.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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