Ottenhofen:Gefährliche Parasiten

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Erstmals seit zehn Jahren gibt es im Landkreis Fälle von Neosporose bei Kühen. Die betroffene Landwirtin im Ottenhofener Ortsteil Siggenhofen und Bürgermeisterin Schley bitten Hundehalter um Rücksicht

Von Thomas Daller, Ottenhofen

"Diese Wiese ist kein Hundeklo": Schilder mit dieser Aufschrift findet man häufig im Landkreis, oftmals an beliebten Spazierwegen, die eben auch von Hundebesitzern genutzt werden. Solche Hundehaufen im Grünfutter oder in der Silage sind unhygienisch, strittig ist die Frage, ob dadurch der parasitäre Einzeller Neospora Caninum übertragen wird. In Ottenhofen könnte dies der Fall gewesen zu sein. Auf einem Bauernhof sind zwei Kühe infiziert, ein Kälbchen kam tot zur Welt.

Waltraud Pichlmair hat zehn Mutterkühe, mit der Nachzucht hält sie 30 bis 40 Tiere. Ihre Sommerweiden liegen zum Teil an beliebten Wanderwegen oder beispielsweise am Sportplatz. Im vergangenen Jahr hatte eine Kuh eine Totgeburt, die Waltraud Pichlmair untersuchen ließ. Das Tier war mit Neospora Caninum infiziert. Daraufhin ließ sie alle ihre Mutterkühe sowie ihre beiden Hofhunde auf den Erreger testen. Die Hunde waren gesund, zwei Kühe sind jedoch krank. Die Rinder sollen nun geschlachtet werden, weil weitere Totgeburten zu erwarten sind. In Deutschland gibt es kein zugelassenes Medikament, mit dem man die Tiere erfolgreich behandeln könnte. Nach Angaben des Veterinäramtes Erding hat es in den vergangenen zehn Jahren im Landkreis bislang keinen einzigen Fall gegeben, bei dem nachgewiesen werden konnte, dass ein Abort auf den Erreger Neospora Caninum zurückzuführen war. Es handele sich dabei jedoch nicht um eine meldepflichtige Krankheit, daher könne auch das Veterinäramt in solchen Fällen nicht einschreiten.

Als natürliche Zwischenwirte von Neospora Caninum sind bislang Rinder, Büffel, Schafe, Ziegen, Pferde, Füchse und auch Hunde bekannt. Der Hund ist jedoch gegenwärtig der einzig bekannte Endwirt, der mit dem Kot die gefährlichen Parasiten-Eier ausscheidet. Allerdings übertragen nur Hunde Neosporose, die infiziertes rohes Fleisch, Gehirn oder die Nachgeburt eines infizierten Tieres gefressen haben. Hunde, die mit Dosen- oder anderem Fertigfutter ernährt werden, bekommen den Erreger nicht, der bei Rindern zu Totgeburten führen kann. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nennt daher als Hauptverdächtige für die Übertragung die Hofhunde der Landwirte, die Zugang zum Stall haben. Frisst der Hund die Nachgeburt einer infizierten Kuh, wird er durch seinen Kot zum Überträger. Als weitere Risikohunde gelten Jagdhunde oder Hunde von Metzgern.

Nachdem die beiden Hunde von Frau Pichlmair jedoch keine Erreger in sich trugen, ist eine Ansteckung über Grünfutter oder Silage naheliegend. Pichlmair sagte, "ich will niemanden beschuldigen, die Hundehalter machen das ja nicht böswillig". Aber sie appelliert an die Hundehalter, Hunde nicht in die Weiden laufen zu lassen und den Kot ihrer Tiere in Hundekotbeuteln wieder mit zu nehmen. "Manche sammeln den Kot zwar ein, werfen den Beutel aber anschließend in ein Gebüsch oder lassen ihn irgendwo liegen. Hundekot vergammelt langsam und in den Tütchen fast gar nicht." Dadurch würden auch die Parasiten-Eier länger leben, die dann doch noch ins Grünfutter gelangen könnten. Auch Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bauernverbandes Erding, appelliert an alle Hundehalter, Weiden nicht als Hundekotplätze zu verwenden. Hygiene beim Grünfutter und bei der Silage sei "im Sinne aller Verbraucher".

Die Ottenhofener Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) hat bereits auf den Vorfall im Ortsteil Siggenhofen reagiert. Sie hat beim Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Flyer "Hundekot auf Wiesen - Gefahr für Kühe und Lebensmittel" geordert und wird ihn mit einem Anschreiben an alle rund 250 Hundebesitzer im Gemeindegebiet verschicken. Zudem will sie im Amtsblatt auf die Problematik hinweisen und die Hundebesitzer um Rücksichtnahme bitten. Darüber hinaus werde man sich mit dem zuständigen Mitarbeiter für Rinderhaltung im Landratsamt beraten, was man sonst noch tun könne.

Bereits vor zwei Jahren habe die Gemeinde Ottenhofen an allen Ortsausgängen und bekannten Hundewegen Tütenspender und Mülleimer aufgestellt, damit die Hundebesitzer immer eine Tüte zum Einsammeln des Kots zur Hand hätten. Das werde auch sehr gut angenommen. Nun sei es wichtig, um Verständnis und gegenseitige Rücksichtnahme zu werben.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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