Oberding/Schwaig:Überraschung am Flughafen

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Die Firma Segro will eine 12800 Quadratmeter große Gewerbehalle bauen - Oberding aber weiß von nichts

Von Regina Bluhme, Oberding/Schwaig

Es gibt wieder ein neues Bauvorhaben im Oberdinger Gewerbegebiet Schwaig. Wie es von der Firma Segro Germany GmbH heißt, will der Konzern an der Lohstraße ein so genanntes "Logistics Centre" auf 12 800 Quadratmetern bauen. Der Oberdinger Geschäftsstellenleiter Josef Steinkirchner zeigte sich überrascht: Er höre zum ersten Mal von diesen Plänen, erklärte er der Süddeutschen Zeitung. Einen zusätzlichen Logistiker will Oberding aus Sorge vor einem Verkehrskollaps eigentlich nicht mehr haben. Segro betont, Kurier- oder Expressdienstleister würden "mit hoher Wahrscheinlichkeit" nicht angesiedelt.

Laut der Pressemitteilung von Segro hat das Unternehmen ein knapp 2,3 Hektar großes Grundstück an der Lohstraße 23 erworben. Der Hausnummer nach liegt es im Bereich zwischen dem Hotel NH Munich Airport (Lohstraße 21) und dem Lufthansa Flight Training (Lohstraße 25). Geplant hat Segro das "Logistics Centre" mit 12 800 Quadratmetern Lager- und Bürofläche, aufgeteilt in zwei Einheiten mit jeweils 5300 Quadratmetern. Damit liegen die Flächen jeweils ein gutes Stück unter Fußballfeldgröße (cirka 7000 Quadratmeter) und das bedeutet für Schwaiger Verhältnisse nahezu moderate Ausmaße. In der Ortschaft gleich neben dem Flughafen München haben sich bereits viele internationale Firmen mit teilweise sehr großen Hallen angesiedelt.

In Schwaig wolle Segro seine Präsenz "an einem weiteren strategisch bedeutsamen Logistikstandort in einem Top-Ballungsgebiet" weiter ausbauen. Natürlich wird auf die Nähe zum Flughafen verwiesen. Auf die Nachfrage, ob auch die künftige S-Bahn-Station Schwaigerloh in den Überlegungen mit eine Rolle gespielt habe, schreibt Andreas Fleischer, Business Unit Director Northern Europe: Die neue S-Bahn-Haltestelle habe "die Attraktivität des Standorts und seine Entwicklungspotenziale zusätzlich aufgewertet."

Über so viel Lob für den Standort Schwaig freue er sich natürlich, sagt der Oberdinger Geschäftsstellenleiter Josef Steinkirchner. Allerdings finde er es "schon ungewöhnlich", dass die Gemeinde von dem Unternehmen bislang nicht kontaktiert wurde. "Normalerweise kommen Interessenten erst einmal auf uns zu und klären zum Beispiel ab, wie es mit dem Baurecht auf dem Grundstück aussieht," sagt er. "Schließlich will niemand die Katze im Sack kaufen." Das will sicher auch Segro nicht. Das Unternehmen hat, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, ein Maklerhaus engagiert, das "vermittelnd tätig" gewesen sei, sprich: entsprechend recherchiert hat.

Somit dürfte Segro auch bekannt sein, dass Gemeinderat und Verwaltung eine Neuansiedlung von Logistikern in Schwaig sehr kritisch sehen. "Wir wollen nicht noch mehr Verkehr in unsere Ortschaften bringen", sagt Steinkirchner. Andreas Fleischer schreibt auf Nachfrage: "Mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen ist nicht zu rechnen, da die Größe der Anlage überschaubar ist." Die künftigen Nutzer stehen laut Fleischer noch nicht fest. "Es wird auch mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Kurier-, Express- und Paketdienstleistung (KEP) angesiedelt. Die Verkehre werden über die nahe gelegene Autobahn geleitet."

Laut Segro soll das zuvor landwirtschaftlich genutzte Gelände "voraussichtlich ab dem dritten Quartal dieses Jahres" bebaut werden. Die Fertigstellung ist für Anfang 2018 geplant. Laut Selbstauskunft ist Segro ein "börsennotierter Industrieimmobilien-Konzern aus Großbritannien und marktführender Eigentümer, Manager und Entwickler von modernen Logistik- und Gewerbeimmobilien", tätig in insgesamt zehn europäischen Ländern. Andreas Fleischer verweist auf das "Segro-Architekturdesign" und er ist überzeugt: "Durch die Verwendung von Holz, weißem Sichtbeton und dunkler Paneele sowie bodentiefen Fenstern fügen sich die Gebäude in diesem Design besser in der Erscheinungsbild der Umgebung ein."

Oberding will jetzt erst mal den Bauantrag im Gemeinderat abwarten - und hält derweil die Augen offen. Die Gemeinde hat im Haushaltsentwurf für heuer 2,1 Millionen Euro für einen Grundstückskauf im Bereich der geplanten S-Bahn-Haltestelle eingestellt. Im Flächennutzungsplan sei eine Gewerbenutzung eingetragen, einen Bebauungsplan gebe es aber noch nicht, so Steinkirchner. Gezielt auf weitere Einkaufstour gehe die Gemeinde nicht, betont der Oberdinger Geschäftsstellenleiter. "Aber wenn ein Grundstück zum Verkauf steht und die Sache erscheint uns sinnvoll, dann versuchen wir schon, es zu kaufen."

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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