2013 haben die Barmherzigen Brüder ihr 150-jähriges Wirken in Algasing gefeiert, heute wird bei einem Festakt an ein weiteres wichtiges Jubiläum erinnert: Das Festjahr 50 Jahre Behindertenhilfe der Barmherzigen Brüder in Algasing wird eröffnet. Ursprünglich wurde das Gut als Volksschule mit Schülerheim geführt. 1967 ist es nach einer zweijährigen Umbaumaßnahme als Heim für 220 behinderte und pflegebedürftige Männer wieder eröffnet worden.
Den Grundstein für die Werkstatt für behinderte Menschen legte 1971 Pater Johannes von Avila Neuner mit einer eigenständigen Beschäftigungstherapie. Die weithin bekannten Adventsausstellungen fördern die Kontakte mit der Bevölkerung wesentlich. Aber erst 1988 erhielt die Werkstatt ihre vorläufige Anerkennung für 120 behinderte Menschen und als Förderstätte für 40 Heimbewohner. Im gleichen Jahr wurden erstmalige auch behinderte Frauen im Heim aufgenommen, ein Novum in der Bayerischen Ordensprovinz. 1992 erfolgte der Spatenstich und Baubeginn der Sankt Josefs-Werkstatt, die Bauarbeiten wurden im Mai 1994 abgeschlossen. 160 Werkstatt- und Förderstättengänger sowie 30 Mitarbeiter erhielten damit einen modernen Arbeitsplatz.
1999 wurden dann in Algasing die Gesamtsanierung um den Bau von fünf sogenannter Gartenhäuser ergänzt, in denen 120 Wohnheimplätze für Werkstattgänger entstanden; 2001 kam noch der Speisesaal mit Mehrzweckbereich hinzu.
Unterdessen wandelten sich die rechtlichen Grundlagen für ein neues Bewusstsein im Umgang mit behinderten Menschen. Es entstand 1994 erst das Verbot der Benachteiligung auf Grund von Behinderung, 2002 das Bundesgleichstellungsgesetz und schließlich 2008 die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Algasing war bestrebt, diese Verordnungen zeitnah umzusetzen. So entstand der Masterplan 2025, der in der "Zukunftswerkstatt Algasing und Malseneck" erarbeitet wurde. Dieser Masterplan sieht für die Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Algasing und Malseneck insbesondere eine Dezentralisierung im Sinne des von der UN intendierten Inklusionsgedanken vor. So sollen schrittweise weitere Außenwohngruppen vorwiegend in den Landkreisen Mühldorf und Erding entstehen. Dort sollen behinderte Menschen, so gut es geht, ein selbständiges Leben führen können, weiterhin angeleitet und begleitet von Fach- und Pflegekräften. Im Gegenzug ist geplant, Algasing als stationäre Einrichtung nach und nach zu verkleinern.
Algasing steht damit eine Herkulesaufgabe bevor: die Umstrukturierung und Neuausrichtung der ganzen Einrichtung. Im Zuge dieser Umsetzung des Masterplans ist im Juni 2016 bereits eine Außenwohngruppe in Dorfen eingerichtet worden, die sich im Marienhof befindet. Dort können die Bewohner vielfältige Einkaufs- und Freizeitangebote nutzen. Drei weitere Außenwohngruppen in Taufkirchen, Mühldorf und Waldkraiburg sind derzeit noch in Planung. Dabei sind auch der Erwerb von Grundstücken und die Errichtung von Immobilien in Eigenregie vorgesehen. Die so entstehenden neuen Wohneinheiten sind durchweg auf maximal 24 Personen beschränkt. Überdies sind an mindestens zwei Standorten außerhalb von Algasing eine Werkstattfiliale und eine Förderstätte geplant. Die Wohnraumplätze des Standorts Algasings sollen bis zum Jahr 2025 von 232 auf 154 Plätze reduziert werden. Für die Räumlichkeiten in Algasing will man künftig gezielt junge Familien wie auch Alleinerziehende und Senioren gewinnen. Langfristig soll dort eine einvernehmliche Lebensgemeinschaft von behinderten und nicht behinderten Menschen entstehen.