Neues altes Stück der Volksspielgruppe:Erding spielt Schiffe versenken

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Bitte die Boardkarten lösen, rauf auf den Ozeandampfer und rein in die Klassengesellschaft: Der Untergang der Titanic jährt sich im Juli nächsten Jahres zum 100. Mal. Die Erdinger Volksspielgruppe gedenkt der Tragödie mit einer Neuauflage der Untergangs-Inszenierung.

Anja Perkuhn

Stehengeblieben ist die Zeit für nichts und niemanden, seit die Volksspielgruppe Altenerding den "Untergang der Titanic" vor zwölf Jahren das letzte Mal aufgeführt hat. Die Eisberge von damals gibt es nicht mehr - sie sind nicht geschmolzen, sondern waren einfach zu sperrig, um sie aufzuheben. Auch die meisten der imposanten Kostüme haben nicht in Kisten und Koffern auf eine Wiederaufführung des Stückes gewartet. Die Uniformen aus dem Theaterfundus beispielsweise tragen inzwischen die Mitglieder des Erdinger Seemannschors. Nur Josef Beil und Maria Herrndobler, die sind immer noch da.

Auf der echten Titanic hätte das Schirmchen Bürgermeister Max Gotz (Mitte) nicht viel genutzt. Er ist Schirmherr für das Projekt der Volksspielgruppe Altenerding, links Josef Beil und rechts Maria Herrndobler. (Foto: Peter Bauersachs)

Beil, der Regisseur von "Untergang der Titanic" im Jahr 1998, ist auch diesmal der Regisseur, Maria Herrndobler, die Autorin des Stückes von 1998, schreibt auch diesmal das Skript. Das wird ein wenig anders sein als damals, sagt sie. "Der Text wird sich schon ein bisschen anders lesen." Nicht nur weil das ursprüngliche Stück auf einer Floppy-Disk abgespeichert ist, die der heutige PC-User anstaunen würde wie Tiefseeforscher Robert Ballard das Wrack der Titanic, als er es 1985 endlich fand in den dunklen Tiefen des Atlantik.

Auch weil man im Titanic-Jubiläumsjahr schließlich nicht einfach den Staub vom Skript abklopfen und da weitermachen kann, wo die Volksspielgruppe damals nach zehn Aufführungen mit insgesamt fast 5500 Besuchern aufgehört hatte. Denn das neue, alte Stück soll im Juli 2012 in der Stadthalle Erding gezeigt werden. 2012 wird es genau 100 Jahre her sein, dass die echte Titanic auf ihrer Jungfernfahrt auf dem Weg von Southampton nach New York gesunken ist und mehr als 1500 Menschen in den Tod gerissen hat.

Grundsätzlich wandelt die Volksspielgruppe aber doch auf den eigenen vertrauten Spuren. Wie schon beim letzten Mal soll das Stück ein interaktives sein. Die große Reise beginnt abermals am Erdinger Alois-Schießl-Platz, die Zuschauer bekommen auch bei den zehn Vorstellungen im nächsten Jahr Bordkarten als Billetts, werden in die erste, zweite oder dritte Klasse eingeteilt und ziehen dann entsprechend in die Stadthalle.

In der Pause gibt es für die Passagiere der ersten Klasse in einem als Salon hergerichteten Saal klassische Musik, für die der dritten Klasse spielt irische Folkmusik in einem anderen. Schwimmwesten gibt es - anders als beim tatsächlichen Untergang des Ozeandampfers - für alle. Und wer will, kann durchaus ein bisschen nass werden.

Das Team um Beil und Herrndobler wird wieder einen Leuchtturm für den Hafen von Southampton auf dem Alois-Schießl-Platz bauen - das Exemplar von 1998 hatte die Theatergruppe nach der letzten Vorstellung der Erdinger Wasserwacht geschenkt. Die hatte ihn am Kronthaler Weiher aufgestellt, wo er zwei Wochen später jedoch wieder abgebaut werden musste, weil Vandalen ihn zerstört hatten.

Eine Funkkabine der Titanic wollen sie auch wieder nachbauen, Eisberge wird es auch wieder geben. Und etwa 40Matrosenhemden dürften noch im Fundus liegen. Auf wen die zugeschneidert werden müssen, wird die Zukunft zeigen: Die Besetzungen der Rollen stehen noch nicht fest. Bis 2012 gibt es also noch viel zu tun, damit die Titanic wieder sinken kann in Erding.

© SZ vom 13.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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