Mobbing-Vorwürfe stehen im Raum:Fehlende Wertschätzung

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Konflikt mit Geschäftsführer an Freisinger Klinik hält an

Von Christian Gschwendtner, Freising

Der in die Kritik geratene Geschäftsführer des Klinikums Freising muss vorerst keine Konsequenzen befürchten. Leitende Klinikangestellte werfen Andreas Holzner einen despektierlichen Umgang mit seinen Mitarbeitern vor. Manche sprechen von Mobbing. In einem Chefarzt-Schreiben ist zudem von undurchsichtigen und langwierigen Entscheidungsprozessen die Rede. Wie jetzt bekannt wurde, hat der Streit mit dem Klinik-Chef auf Belegschafts-Seite offenbar Folgen: Eine Angestellte in einer Führungsposition soll das Haus freiwillig verlassen haben.

Seitens der Politik bemüht man sich dagegen weiter, den Fall herunterzuspielen. Landrat Josef Hauner, der dem Klinikumsaufsichtsrat vorsteht, bleibt bei seiner Linie: An ihn seien keine Beschwerden von Mitarbeitern herangetragen worden. Ansonsten wäre er der Sache sofort nachgegangen. Gleichzeitig erklärt Hauner: "Dass es mir ein Anliegen ist, das Klinikum aus den Schlagzeilen herauszuhalten, davon können Sie ausgehen." Zu dieser Strategie passt auch, dass das Landratsamt zum Schreiben der Chefärzte keine Stellungnahme abgeben will.

In sachlich-nüchternem Ton listen die Chefärzte in dem Brief an den Geschäftsführer Holzner die Bereiche auf, in denen nach ihrer Ansicht dringender Handlungsbedarf besteht. Es geht um Stellenaufbau und um ein mittel- und langfristiges Konzept für das Krankenhaus. Und erneut: "Um eine phasenweise unzureichende Kommunikation und Wertschätzung der Leistungsträger". Unterschrieben haben den Brief acht Chefärzte und ein Oberarzt.

Das Landratsamt teilte zunächst mit, das klinikinterne Schreiben sei Hauner überhaupt nicht zugegangen. Am Dienstag hieß es dann plötzlich: Die Chefärzte hätten den Wunsch geäußert, das Schreiben nicht zum Gegenstand der öffentlichen Debatte zu machen. Schmallippig wie Landrat Hauner gibt sich Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt, die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Im Zuge der jüngsten Enthüllungen hatte sie noch Gespräche mit Klinikmitarbeitern geführt und danach Probleme gegenüber der SZ angedeutet. Am Dienstagmorgen ist von Meinelt nur noch so viel zu erfahren: "Ich habe bestätigt, dass es Gesprächsbedarf gibt." Wie Hauner will Moosburgs Rathauschefin, dass die Missstände im Freisinger Krankenhaus klinikintern aufgearbeitet werden. Wie ein solcher Prozess unter einem Geschäftsführer, der gegenüber seinen Mitarbeitern weisungsbefugt ist, aussehen soll - darüber schweigen sich beide Landkreis-Politiker aus. Dass Hauner und Meinelt überhaupt in der Affäre gefordert sind, hat mit der besonderen Konstruktion des Freisinger Krankenhauses zu tun. Das laufende Geschäft besorgt seit 2004 das Klinikum rechts der Isar aus München. Es benennt den Geschäftsführer. Formal befindet sich das gemeinnützige Klinikum Freising aber weiterhin in der Hand des Landkreises.

Am Dienstag kamen die Aufsichtsräte zu einer nicht-öffentlichen Routine-Sitzung zusammen. Der offizielle Anlass: Die Klinikleitung stellte das Jahresergebnis 2015 vor. Man habe eine "schwarze Null" erzielen können, heißt es in der Presseerklärung, das Geschäftsergebnis aus dem Vorjahr sei getoppt worden. Die aktuellen Verwerfungen werden mit keinem Wort erwähnt. Weder zur Sitzungsdauer noch zu den Teilnehmern wollen Landratsamt und Klinikum Angaben machen. Zum Inhalt der Sitzung ebenso nicht. Unklar bleibt daher, inwieweit sich der Aufsichtsrat mit der Kritik an der Geschäftsführung befasst hat.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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