Lebensmittellager:Bestens gekühlt

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In nur neun Monaten ist bei Eitting ein zentrales Kopflager der Firma Rewe entstanden. Bei zehn Grad werden Früchte und Obst auf ihre Qualität überprüft und in Märkte in ganz Bayern verteilt

Von Mathias Weber, Eitting

Es kommt in diesen Herbsttagen nicht oft vor, dass es drinnen kälter ist als draußen. Das muss schon ein ganz besonderes Gebäude sein, aber so eines steht jetzt bei Eitting: Dort hat die Rewe Group, zu der eine Vielzahl bekannter Supermärkte gehören, ein neues Lager errichtet - vis à vis einem schon bestehenden Lager, getrennt durch einen neuen, großen Kreisel. Bei einer kleinen Veranstaltung am Donnerstag waren viele Gäste aus dem gesamten Konzernbereich sowie Lokalpolitiker und der Architekt dabei - und sie alle haben ihre Jacken ganz zugemacht und ihre Gesichter hinter Schals versteckt.

Denn in der Haupthalle des neuen Logistikzentrums herrschen nur zehn Grad. In einer separaten Halle sind es sogar nur zwischen drei und vier Grad. Die Temperatur ist so niedrig, weil in dem Lager Frischware umgeschlagen wird - Obst und Gemüse. Das Lager ist ein so genanntes Kopflager: Das heißt, dass Lieferanten ihre Waren nicht mehr wie früher an die Regionallager in ganz Deutschland liefern, sondern in eines von drei dieser Kopflager; derzeit gibt es in Deutschland davon drei, zwei weitere sollen noch gebaut werden. In Eitting kommen jetzt zentral Obst und Gemüse an, werden auf ihre Qualität untersucht, umgeschlagen und von Subunternehmern an die Regionallager weiterverteilt. Der ökonomische Vorteil für Rewe: Das Obst- und Gemüsesortiment muss nicht mehr in jedem der Regionallager vorrätig gehalten werden, das ist nur noch im Kopflager nötig. Die rund 1000 Penny-, Rewe-, und Nahkauf-Märkte in Bayern können bedarfsgerechter beliefert werden. 150 000 Tonnen Obst und Gemüse sollen im Jahr in Eitting umgeschlagen werden. Eitting, hieß es am Donnerstag in der kalten Halle, sei ein geografisch hervorragender Standort und hat auch für Märkte in ganz Deutschland Bedeutung. Produkte aus Süd- und Südosteuropa werden hier angeliefert und dann nicht nur auf die Regionallager verteilt, bestimmt Warengruppen würden auch weitergeleitet an Lager in ganz Deutschland. Auch österreichische Märke werden vom Kopflager in Eitting aus beliefert.

Für die Gemeinde Eitting ist der enorme Bau am nördlichen Ortsrand - zwischen der Zentrale des Abwasserzweckverbandes, dem Isarkanal und der bestehenden Rewe-Logistikhalle, eine gute Nachricht. Nicht nur werden 60 neue Arbeitsplätze entstehen (die Arbeiter werden dicke Jacken tragen), Rewe wird aber auch, und da machte Eittings Bürgermeister Georg Wiester (Wählergruppe Gemeindefriede) keinen Hehl daraus, einiges an Grund- und Gewerbesteuern an die Gemeinde mit 2700 Einwohnern zahlen. In der Bürgerschaft umstritten, sagte Wiester, sei das Bauvorhaben nicht gewesen. Der An- und Ablieferverkehr mache den Eittingern keine Sorgen, die Kreisstraße ED 19 sorge dafür, dass kein innerörtlicher Verkehr entstehe und die Waren schnell auf der Autobahn sind - über die Flughafentangente auf der A 92 und, sobald sie im Jahr 2019 fertig gestellt sein wird, auch auf der A 94 in Richtung Südostbayern.

Entstanden ist das 10 000 Quadratmeter große Kopflager in nur sieben Monaten, Baubeginn war im Mai. Noch wird um die Halle herum gewerkelt, ganz fertig ist man zur Einweihung nicht geworden. Am Donnerstag war sie noch leer, aus hygienischen Gründen. Das wird sich aber heute ändern, wenn die ersten Lieferungen ankommen und verteilt werden. Gearbeitet wird dann nicht zu den üblichen Zeiten; tagsüber wird zwar die Qualität der Ware überprüft, verladen wird aber in den späten Abendstunden und in der Nacht. Auf der einen Seite der Halle kommen die Lastwägen an und docken, die Ware kommt in die Halle auf einen vorbestimmten Platz und wird dann später in Lastwägen auf der anderen Hallenseite verladen.

Und auch wenn die Hallenkonstruktion mit ihren Betonwänden und der Lamellenverkleidung einfach wirkt - sie entspricht doch hohen Standards. Die Lamellen sollen gut isolieren, der Energieverbrauch, um die Hallen zu kühlen, sei gering - wenn es einmal kalt sei, bleibe die Temperatur stabil. Zudem gibt es eine Kraft-Wärme-Kopplung, die die Wärme der Kühlaggregate auffängt, auch eine Geothermieanlage liefert Wärme. Auf dem Dach soll noch eine Fotovoltaikanlage entstehen, die Halle wird mit energiearmen LEDs beleuchtet. Und zu guter Letzt will Rewe sogar die Fauna um das Gebäude herum stärken - zusammen mit dem Naturschutzbund wird ein Falkensitz installiert und ein Bienenhotel errichtet.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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