Landkreis:Pläne für Wirtschaftsschule geplatzt

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Eine Prognose ergibt, dass die Schülerzahlen in den unteren Jahrgangsstufen nicht ausreichen. Hinzu kommt, dass ein Wegbrechen der Gastschüler den Standort in Freising erheblich schwächen würde

Von Thomas Daller, Landkreis

Die Chancen für eine Wirtschaftsschule in Erding stehen schlecht. Das ergibt sich aus einer Prognose, die die private Fachhochschule für angewandtes Management (FHAM) im Auftrag des Landkreises erstellt hat. Für eine eigenständige Wirtschaftsschule reichen die Schülerzahlen nicht aus und der Schulversuch "Kooperationsmodell Mittelschule und Wirtschaftsschule" ist vom Kultusministerium beendet worden. Hinzu kommt, dass eine Mittelschule in Erding den Standort der Wirtschaftsschule in Freising gefährden würde, weil dort mehr als 50 Gastschüler aus Erding wegbrechen würden. Für das Kultusministerium ist das ein K.O.-Kriterium.

Die CSU hatte vor zwei Jahren den Antrag gestellt, zu prüfen, ob man eine Wirtschaftsschule in Erding ansiedeln könnte. Daraufhin wurde die FHAM mit einem Gutachten beauftragt: Wie viele Schüler aus dem Landkreis besuchen aktuell eine Wirtschaftsschule in den Nachbarlandkreisen, wie groß ist das Schülerpotenzial einzuschätzen und welche Auswirkungen hätte die Gründung einer Wirtschaftsschule auf andere Schularten?

Die Ergebnisse stellte die Statistikerin Katharina Schüller am Montag in der Sitzung des Kreisausschusses für Bildung und Kultur vor. Sie schickte voraus, dass der Modellversuch einer engen Kooperation von Wirtschaftsschulen an bestehenden Mittelschulen vom Kultusministerium nicht fortgesetzt werde. Darüber hinaus würden insgesamt die Schülerzahlen an den Mittelschulen sinken; durch die Einrichtung einer Wirtschaftsschule würde man diesen Trend noch verstärken, weil insbesondere Mittelschüler dorthin abwandern würden. So habe man bereits jetzt deutliche Einbrüche bei den Schülerzahlen in den Mittelschulen Finsing, Forstern und Isen. Oberding und Wörth habe man sogar als "gefährdet" eingestuft. In Taufkirchen seien die Zahlen stabil, ansonsten verzeichne man einen langsamen Rückgang der Schülerzahlen an den Mittelschulen. Tendenziell seien Mittelschulen, die einen M-Zug anbieten, in dieser Hinsicht stabiler als andere Mittelschulen.

Die Prognosen für eine Wirtschaftsschule in Erding würden zwar in den höheren Jahrgangsstufen ausreichen, weil dann Rückkehrer aus der Realschule oder dem Gymnasium hinzukämen. Aber in der 8. Klasse rechnete Schüller in manchen Schuljahren lediglich mit 15 Schülern: "Das könnte knapp werden."

Darüber hinaus müsse man auch die Auswirkungen auf Wirtschaftsschulen in Nachbarlandkreisen berücksichtigen, die von Gastschülern aus dem Landkreis Erding besucht werden. Ein Großteil davon besuche die Wirtschaftsschule in Freising. Diese 55 Erdinger Schüler würden etwa acht Prozent der Gesamtschülerzahl in der Freisinger Wirtschaftsschule betragen. Das würde eine "erhebliche Schwächung" der Freisinger Wirtschaftsschule bedeuten: "Da spielt das Kultusministerium nicht mit." Schüllers Fazit lautete: Eine vierstufige Wirtschaftsschule sei nicht umsetzbar, eine dreistufige wäre "denkbar, aber schwer zu sagen, ob das noch genehmigt wird". Bei einer zweistufigen wäre die Genehmigungsfähigkeit gegeben, aber dazu sollte man einen privaten Bildungsträger finden wie in Mühldorf. Insgesamt schätzte sie die Situation als "schwierig" ein, vor allem weil man damit sowohl die Freisinger Wirtschaftsschule als auch Mittelschulen im Landkreis Erding gefährde.

Die Mitglieder des Ausschusses nahmen die Prognose zustimmend zur Kenntnis. Kreisrat Josef Biller (CSU), der frühere Leiter der Berufsschule Erding, sagte, damit habe sich "eine größere Offensive in Richtung Wirtschaftsschule" erledigt. Er sei jedoch dankbar für diese Zahlen, weil man nun wisse, dass man die Entwicklung der Schülerzahlen an den Mittelschulen im Auge behalten müsse.

Diesen Standpunkt vertraten auch Michael Oberhofer (CSU) und Stephan Treffler (ÖDP). "Aber es war richtig, dass wir das Ganze mal geprüft haben", betonte Oberhofer: "Denn das würde einen Schulneubau bedeuten und das kann man nur machen, wenn die Schule nachhaltig ist." Oberhofer plädierte jedoch dafür, die Planung nicht ganz ad acta zu legen, sondern für eine Wiedervorlage in einigen Jahren.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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