Landgericht Landshut:Duo raubt Taxifahrer aus

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Täter schieben sich vor Gericht gegenseitig Schwarzen Peter zu

Von Alexander Kappen, Landshut/Freising

Sie waren Nachbarn und Freunde und teilten sich sogar brüderlich ihre Drogen, wie einer der beiden Angeklagten am Donnerstag zum Prozessauftakt am Landshuter Landgericht sagte. Mittlerweile sind die beiden Freisinger, heute 18 und 27 Jahre alt, sich nicht mehr ganz so grün. Dass sie einen Taxifahrer im Juni 2017 mit Pfefferspray attackiert und ausgeraubt haben, wie ihnen von der Staatsanwaltschaft unter anderem vorgeworfen wird, räumten beide ein. Allerdings unterschieden sich ihre Ausführungen über die Umstände - die beiden schoben sich gegenseitig den "Schwarzen Peter" zu.

Der 18-Jährige schilderte vor der Jugendkammer des Landgerichts ausführlich, wie sich aus seiner Sicht alles zugetragen hatte. Demnach habe er mit seinem Freund am Tattag zunächst 150 Euro durch ein fingiertes Drogengeschäft in Freising eingenommen. Dabei habe er zunächst das Geld vom Käufer kassiert. Dann sei er - unter dem Vorwand, dort die Drogen zu holen - in das Wohnhaus seiner Schwester und durch den Hinterhof verschwunden. Das Geld sei gemäß Absprache hauptsächlich dazu bestimmt gewesen, Schulden des 27-Jährigen zu begleichen. "Ich habe gedacht, dass wir höchstens 20 bis 30 Euro behalten und uns Gras dafür kaufen", so der 18-jährige Schüler. Auf Wunsch seines Freunds sei man dann jedoch mit dem Geld nach München gefahren. Er selbst, so der 18-Jährige, habe vor der Abfahrt noch "zwei, drei Lines Kokain gezogen", der 27-Jährige habe am Hauptbahnhof in München von einem Mann Kokain gekauft und dieses auf der Toilette eines Wettbüros konsumiert.

Die 150 Euro verspielten die beiden offenbar komplett in einem Casino. Sein Freund, so berichtete der Schüler, habe dann die Sache mit dem Raubüberfall auf den Taxifahrer vorgeschlagen. Der 27-Jährige habe auch das Pfefferspray dabei gehabt. Der Jüngere behauptete, von seinem Freund erpresst worden zu sein: "Er hat gesagt, wenn ich nicht mitmache, erzählt er meiner Mutter, der Polizei und den Leuten in meinem Basketballverein, dass ich Drogen nehme." Dem 27-Jährigen platzte bei diesen Schilderungen im Gerichtssaal der Kragen. "Der lügt, das regt mich so auf", rief er dazwischen, "jeder hat doch schon gewusst, dass er Drogen nimmt".

Jedenfalls nahmen die beiden am Tattag zu später Stunde ein Taxi nach Freising. Sie hatten sich zwei Optionen überlegt, um an das Geld des Taxifahrers zu kommen. Die eine war, den Fahrer in Freising zu bitten, beim Tragen eines schweren Pakets zu helfen und dann den Geldbeutel aus dem Auto zu klauen. Die andere Option lautete, den Fahrer mit Pfefferspray zu attackieren und die Geldbörse zu rauben. Letztlich sprühte der 18-Jährige, der vorne saß, mit dem Spray. Die beiden entkamen mit der Geldbörse, in der sich lediglich 40 Euro befanden. Der 27-Jährige behauptete, er habe die ganze Aktion abblasen wollen, der Jüngere habe aber die Entscheidung für den Pfefferspray-Angriff getroffen. Dieser wiederum beteuerte, er habe die Variante mit dem Tragen des Pakets bevorzugt, der Ältere habe ihm von hinten das Spray jedoch in die Hand gedrückt und mit einem Stupser zum Angriff aufgefordert. Der 27-Jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, räumte abgesehen davon alles ein. Auch den Vorwurf, dass er in dem Casino in München ein 90 Euro teures Handy eines Wohnsitzlosen geklaut hatte.

Dem 18-Jährigen wird laut Anklage zudem zur Last gelegt, einen Mitschüler im Januar 2017 mit der Faust geschlagen und ihm einen Döner sowie eine Geldbörse mit zwei Euro weggenommen zu haben. Der Angeklagte stritt die Tat ab. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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