Komponist aus Erding:Traditionsbewusst radikal

Lesezeit: 3 min

Geboren und aufgewachsen in Erding lebt der Pianist und Komponist Andreas Begert mittlerweile in Dorfen. (Foto: Christian Hartlmaier/oh)

Zwölf zeitgenössisch-klassische Werke des 27-jährigen Andreas Begert werden im Januar 2018 im Münchner Gasteig aufgeführt

Von Nadine Kellner, Dorfen

Von der Kreismusikschule in den Gasteig: Andres Begert, geborener Bauer, wird nach vier Jahren Arbeit am Freitag, 26. Januar, im Münchner Gasteig zwölf eigenkomponierte, zeitgenössisch-klassische Werke präsentieren. Sein Weg dorthin begann in Erding. Und auch weiterhin will er dem Landkreis treu bleiben.

Andreas Begert ist in Erding geboren und aufgewachsen. Er nahm Unterricht an der Kreismusikschule und spielte in der Erdinger Band Barillas E-Bass und bei den Erdinger Jazzbones Klavier. Nun lebt der 27-Jährige in Dorfen, ist verheiratet und bekommt im Januar Nachwuchs. Musik soll bei der Erziehung eine Rolle spielen, doch nicht so streng wie in seinem Fall. Seine musikalische Erziehung begann mit vier Jahren. Mit fünf bekam er Klavierunterricht bei Dieter Knirsch, mit zehn begann er Cello zu lernen und spielte mit diesem Instrument jahrelang im Erdinger Jugendorchester Violinissimo. Inzwischen lehrt er an der Musikhochschule München.

Während seines Musikstudiums fing er an zu komponieren. Zunächst waren es Hip Hop-, Schlager und Jazz-Stücke, dann Werke der zeitgenössischen Klassik, für Musiker wie Thomas Jauch, Solokontrabassist der Bayerischen Staatsoper, oder den Schlagzeuger Sebastian Förschl von den Münchner Philharmonikern.

Begerts ganze Familie ist musikalisch. Seine Eltern, Irmgard und Stephan Bauer, sind ebenfalls Musiker. Seine Mutter unterrichtet Musik am Gymnasium Dorfen, sein Vater ist Solokontrabassist bei der Niederbayrischen Philharmonie in Passau. Gemeinsam mit seinem Bruder Markus Bauer hat Begert eine kleine Band, die Brothers in Jazz.

Begert hat mit zwölf Jahren seine erste Auszeichnung für klassisches Klavierspiel erhalten, im Kleinen, bei einem regionalen Wettbewerb der Kreismusikschule. Damals habe er noch nicht an eine Karriere als Musiker gedacht, sagt er. Für ihn sei sein ganzes Leben lang wichtig gewesen, das zu tun, was ihn erfüllt, was ihm Spaß macht. Gerade deshalb wurde er eben doch Pianist, Mitglied in zehn Bands und letztendlich Komponist.

"Das Komponieren hat mich gereizt", sagt Begert, der mit dem Musik-Schöpfen im Studium in Kontakt kam. Momentan verdient er seinen Lebensunterhalt vor allem am Klavier und hinter dem Pult an der Musikhochschule, was ihm durch einen Publikumspreis beim "Bundeswettbewerb Schulpraktisches Klavierspiel" 2014 ermöglicht wurde. Als Pianist wurde er in München nebst vielen anderen schon von so unterschiedlichen Institutionen wie den Kammerspielen, dem bayerischen Wirtschaftsministerium, der Staatsoper und dem Haus der Kunst gebucht. Er spielte auch bei einem Empfang von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Seine Kompositionen sind ihm jedoch wichtiger als die Erfolge als musikalischer Dienstleister. Sich allein auf das Komponieren konzentrieren zu können, nur für sich arbeiten zu können, das ist sein Traum.

Begerts aktuelle Werke zählen unter die Kompositionen der zeitgenössischen Klassik: Es sind konzertante Stücke mit klassischer Besetzungen, die jedoch ins moderne Dissonante gehen. Für Begert sind es wichtigen und sehr persönliche Stücke, da er sich selbst darin einfließen lasse, sagt er. Er verarbeite in ihnen seine Erlebnisse und Eindrücke, Kleinigkeiten ebenso wie Tiefgründiges. "Ich bin ein sehr traditionsbewusster Mensch", beschreibt er sich selbst, "aber auch gern radikal und Neues ausprobierend".

In seiner Musik spiegelt sich dieses Paradoxon wider: Er verbindet das Klassische mit populären Einflüssen: "Ich möchte etwas schaffen, was Ältere wie Jüngere gleichermaßen anspricht. Deshalb versuche ich, die Besetzungen der Klassik aufzubrechen." In seinen Werken nutzt er auch ungewöhnliche Instrument-Kombinationen, schreibt beispielsweise Stücke für Cello, Gitarre und Klavier oder Messen mit Marimbaphon und Mezzosopran.

Bei Begerts Kompositionskonzert werden Musiker der Münchener Philharmoniker, der Bayerischen Staatsoper und des Streichorchesters Violinissimo aus Erding spielen. Das Konzert findet in der Blackbox des Gasteigs München am Freitag, 26. Januar 2018 statt. Das Konzert ist ihm eine Herzensangelegenheit. Er will seine lange gehüteten Werke endlich preisgeben und er hofft besonders auf Publikum aus seiner Heimat. 2018 und 2019 sind weitere Aufführungen in München geplant, auch ein zweites Mal im Gasteig. Doch im Herbst kommenden Jahres möchte er unbedingt nach Erding kommen. Denn auch die kleinen Konzerte in der Heimat, mit direktem Kontakt zu den Zuhörern, sind für ihn etwas Besonderes.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: