Kommentar:Vergleichsweise knickrig

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280000 Euro für die Aufhübschung des Wartenberger Kriegerdenkmals - kein Problem. 400000 Euro für einen echten Park gehen aber nicht?

Von Gerhard Wilhelm

Das Alte Schulhaus in Wartenberg hat eine lange Geschichte. Einst war es ein Jagdhaus der Wittelsbacher. Im Jahr 1409 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Dann wurde es zur Schule. Viele Jahre lang wohnten namhafte Künstler in dem Haus und später kamen dort Asylbewerber unter. Das Haus an der markanten Stelle am Nikolaiberg hat also eine mit dem Markt eng verbundene Geschichte. Dementsprechend hat der Gemeinderat auch beschlossen, es für ungefähr 2,2 Millionen Euro zu sanieren, um dort Sozialwohnungen und Räume für öffentliche Zwecke zu errichten.

Natürlich sind 400 000 Euro für die Gestaltung der Außenanlagen für eine nicht so finanzstarke Kommune, wie es Wartenberg im Vergleich zu Oberding oder Erding ist, viel Geld. Aber in der derzeitigen dem Gemeinderat vorliegenden Planung wird die Regierung von Oberbayern 60 Prozent der Kosten übernehmen. Es bleiben somit für die Gemeinde effektiv 160 000 Euro zu stemmen. Doch auch das erscheint vielen Gemeinderäten offenbar für so einen historisch wichtigen Ort zu viel. Abgesehen davon, dass man dann zu Fuß ein paar Meter den Berg hochgehen muss, weil man am Haus keinen Parkplatz findet.

Einen Tagesordnungspunkt später wird dann ohne große Debatte und nur bei zwei Gegenstimmen beschlossen, den Platz um das Kriegerdenkmal umzugestalten - für 250 000 bis 280 000 Euro, bei ebenfalls 60 Prozent Förderung. Kriegerdenkmäler sollen an die gefallenen Soldaten im Ersten und an manchen Orten auch im Zweiten Weltkrieg erinnern. Die Opfer stehen an zweiter Stelle. Der letzte Krieg in Europa endete Ende des vergangenen Jahrtausends. Er fand am Balkan statt. Der letzte Krieg auf deutschem Boden fand zum Glück vor 72 Jahren sein Ende.

Wer die jüngere Generation über den Sinn eines Kriegerdenkmal befragt, wird wohl in der Regel nur ein Kopfschütteln ernten. Und an den Gedenktagen stehen dann vor allem ältere Menschen am Kriegerdenkmal. Erinnern ist notwendig, daran besteht kein Zweifel. Doch muss man dafür bis zu 280 000 Euro ausgeben und gleichzeitig über 400 000 Euro für einen echten Park diskutieren, der allen Bürgern in Wartenberg zur Verfügung steht? Was ist wichtiger? Das Erinnern an die Vergangenheit oder der Blick in die Zukunft? Würden im Gemeinderat jüngere Menschen unter 30 Jahren sitzen, würden die Antworten eindeutig ausfallen.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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