Hohenlinden:Elf Wochen lang geht gar nichts

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Wegen der Umgestaltung der Ortsmitte ist die Hauptstraße in Hohenlinden vom 5. März bis zum 18. Mai gesperrt. Die Anwohner sind darüber wütend, die Geschäftsleute befürchten Umsatzeinbußen

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Die Hohenlindener müssen sich auf eine Geduldsprobe einstellen: Vom 5. März bis voraussichtlich 18. Mai ist in der Ortsdurchfahrt kein Durchkommen für Fahrzeuge, die Hauptstraße soll zwischen dem Gasthaus "Zur Post" und dem Rewe-Supermarkt an der Isener Straße voll gesperrt werden. Vor allem die Anwohner sind darüber wütend, die Geschäftsleute befürchten Umsatzeinbußen. "Wer zu einem Geschäft hin will, der kommt auch während der Vollsperrung hin, wenn auch vielleicht mit dem Auto nicht direkt vor die Haustüre", sagte Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) dazu bei einer Informationsveranstaltung im Bürgersaal der Wendlandhalle.

Die Sperrung wird nötig, um die bereits 2017 begonnene Umgestaltung der Ortsmitte fortzusetzen. Zur Folge hat das, dass der Straßenverkehr in Richtung Isen von März bis Mitte Mai großräumig über die Kreisstraße ED 20 umgeleitet wird. Abgestimmt sind die Maßnahmen mit dem Staatlichen Bauamt Rosenheim und dem Landratsamt Ebersberg. Die Veranstaltung im Wendlandhaus sollte vor allem der Bürgerbeteiligung dienen, diese ist laut Planerin Renate Bauer vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München deshalb nötig, weil die Gemeinde für die Maßnahme Zuschüsse aus dem Bund-Land-Förderprogramm "Soziale Stadt" beantragt hat. Dazu muss ein "Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept" erstellt werden. Bürger können in den nächsten zwei Wochen noch Vorschläge zur weiteren Planung im Rathaus abgeben, hieß es.

Bauer und die Geschäftsleiterin der Gemeindeverwaltung Martina Baumann kündigten zudem an, dass Anwohner in den nächsten Tagen Post mit den wichtigsten Informationen zur Neugestaltung und Straßensperrung von der Gemeinde erhalten sollen und die Unterlagen zur Informationsveranstaltung auf der Homepage der Gemeinde (www.hohenlinden.de) zu finden sind. "Wir sind bemüht, die Sperrung möglichst kurz zu halten und hoffen, dass die Arbeiten gut voran kommen und wir die Ortsdurchfahrt schon vor dem 18. Mai wieder öffnen können", sagte Bürgermeister Maurer dazu. Er sei froh, dass nach den Ankündigungen von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wohl auf die betroffenen Anwohner nun auch keine Kostenbeteiligung zukommen werden, weil die Straßenausbaubeitragssatzung und die damit verbundene finanzielle Belastung vom Tisch sei.

Den Vorwurf, die Gemeinde habe den Informationsabend als "Alibiveranstaltung" organisiert und die Bürger bislang schlecht informiert, wies Maurer zurück. Der genaue Ablaufplan der Baumaßnahmen sei erst vor einigen Tagen mit Vertretern der Behörden und Baufirmen festgelegt worden. Daher habe man ihn gar nicht vorher veröffentlichen können. Die Informationen dazu seien "brandaktuell", bestätigte Susanne Bauer vom Planungsverband, die mit ihrer Kollegin Luisa Becker-Nickels sowie Planer Ferdinand Klettner und Landschaftsarchitektin Eva Fischer über die Maßnahmen informierte.

Der Verkehrsknotenpunkt Hohenlinden wird im Frühjahr zum Engpass, weil gleichzeitig an den neuralgischen Kreuzungen an der Ebersberger Straße und Isener Straße gearbeitet und die Hauptstraße komplett gesperrt werden soll. "Wir haben bei den Behörden die Vollsperrung bis zum 18. Mai beantragt - an der Ebersberger Straße werden wir wohl bis Ende April fertig, an der Isener Straße könnten die Arbeiten aber bis 18. Mai dauern", sagte Klettner. An der Ebersberger Straße werde nur im Einmündungsbereich der Kreuzung gearbeitet, hieß es. In den Sommerferien sollen zudem mehrwöchige Arbeiten an der Pfarrer-Andrä-Straße folgen, die Oster- oder Pfingstferien wären dafür zu kurz gewesen.

Busse und Rettungsfahrzeuge sollen auch während der Bauarbeiten auf der Ortsdurchfahrt fahren können, die Zufahrt zur Feuerwehr und zum BRK werde an der Isener Straße frei gehalten, sagte der Planer. Rund um das Rathaus müsse im Sommer mit Behinderungen gerechnet werden. Im Ort könne es auch nach der Vollsperrung bis etwa September wegen der geplanten Pflasterarbeiten und Maßnahmen an den Gehwegen zu Beeinträchtigungen kommen, kündigte er an. Autofahrer sollen durch Hinweisschilder an den Ortsrändern auf die Baumaßnahmen hingewiesen werden, der überörtliche Verkehr sollte während der Bauphase einen großen Bogen um Hohenlinden machen, hieß es.

Anwohner und Geschäftsleute wie Hubert Falterer vom Edeka-Supermarkt, Friseurmeister Helmut Müller, der sich um die Erreichbarkeit des Salons seiner Tochter Sorgen macht, und Thomas Herndl vom Gasthaus "Zur Post" sahen die geplante mehrmonatige Vollsperrung kritisch, sie befürchten Umsatzeinbußen und parkende Autos auf ihren Grundstücken. Der Bürgermeister zeigte sich zuversichtlich, dass diese Phase aber gemeistert werden könne. Susanne Bauer und Luisa Becker-Nickels fügten an, dass neben dem Thema Verkehr und Ortsverschönerung die barrierefreie Gestaltung der Ortsmitte wichtiges Thema sei. Die Zahl der Einwohner sei von 2005 bis 2015 um zwölf Prozent gestiegen, darunter seien immer mehr Senioren.

© SZ vom 14.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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