Freising/Erding:Was Freiheit bedeutet

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Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Pfarrerin Dorothee Löser und Dekan Jochen Hauer (von links) beim Empfang im Asamsaal. (Foto: Marco Einfeldt)

Landesbischof Bedford-Strohm spricht beim Empfang

Von Angie Fuchs, Freising/Erding

Wie vor Weihnachten habe er sich auch vor diesem Abend gefragt: "Wie voll wird die Kirche wohl sein?", sagte der Freisinger Dekan Jochen Hauer zu Beginn des Festabends aus Anlass des Reformationsjahres. Hocherfreut konnte er diesmal feststellen: "Rappelvoll" war es. Allerdings nicht in der Kirche, sondern im Asamtheater. Anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 hatte das evangelisch-lutherische Dekanat Freising, zu dem auch die Gemeinden Erding und Taufkirchen zählen, zum Empfang eingeladen: Kirchenvorstände der zehn Kirchengemeinden, Mitarbeiter, Ehrenamtliche und Hauptamtliche waren gekommen.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher gratulierte den evangelischen Christen zum Reformationsjubiläum, der katholische Weihbischof Bernhard Haßlberger warf einige "Blitzlichter" auf die geschichtlichen Ereignisse seit der Reformation. Das 400. Jubiläum hätten die Protestanten noch allein gefeiert, da sei man jetzt einen großen Schritt weiter. Er lobte die freundschaftlichen Verhältnisse die auch durch "Schafkopfen über Konfessionsgrenzen hinweg" untermauert würden. Im Mittelpunkt des Festvortrags des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm stand das Thema "Von der Freiheit eines Christenmenschen - Welche Reformation braucht Deutschland heute?"

An der "Zonengrenze" in Coburg aufgewachsen, wies Bedford-Strohm auf die heutige Bedeutung von Freiheit in vielen Teilen der Welt hin, aber gerade auch in Deutschland. Das Problem sei allerdings, dass Menschen unter Freiheit Unterschiedliches verstünden. Luthers Ansatz sage, "ja, du musst dich nirgends unterordnen, sollst deinem Gewissen folgen". Aus dieser "inneren Freiheit" heraus solle man aktiv werden und sich für Andere einsetzen, "aus der Freiheit heraus dem nächsten dienen". Die Flüchtlingshilfe könne man als Kommentar zu Luthers Weg verstehen: "Dass viele das ausstrahlen, wovon sie reden" - statt nur mit "verkniffenem Gesicht" von Liebe und Freiheit zu reden.

Jeder Kirchenaustritt tue ihm weh, sagte der Landesbischof. Doch sei es ihm auch wichtig, dass Menschen aus freier Entscheidung Mitglied der Kirche seien. Er betonte, dass in der Ökumene die Zukunft der Kirche liege.

In Fee Brembeck betrat anschließend eine junge Poetry-Slammerin die Bühne, die 2013 die U-20-Meisterschaften gewonnen hat. In ihrem ersten Beitrag skizzierte die Theologiestudentin, welche Folgen es hat, in einem Partygespräch "zuzugeben", Theologie zu studieren. Ihr zweites Stück "Schau Dich an, Du bist hier" macht Mut: "Schau Dich doch an, was Du alles hast - und nicht was Du verpasst". Für Begeisterung sorgte aber auch die Dekanatsjugendreferentin Diakonin Angela Senft, unter anderem mit einem kabarettistischen Beitrag als jonglierende, mosernde Putzfrau ("Luther hat schon eine deftige Sprache benutzt - heut' bist schon deftig, wenn Du gegen die dritte Startbahn bist").

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm schien vom dem Abend höchst angetan: "Das war einfach ein gigantischer Abend, bei dem die ganze Kraft, Vielfalt und Fröhlichkeit unserer Kirche wie in einem Brennglas sichtbar wurde", postete er via Facebook.

© SZ vom 16.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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