Freising:Zweifel an der Flughafen-Trendwende

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Sehr erstaunt sei er gewesen, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bei einer Bürgerversammlung in Achering, dass sich Ministerpräsident Horst Seehofer am Mittwoch in einer Regierungserklärung plötzlich für den Bau einer 3. Startbahn ausgesprochen habe. Bei seinem Besuch in Attaching habe Seehofer noch ganz anders geklungen. Bei einem minimalen Wachstum von einer Trendwende zu reden, sei schon sehr gewagt. Er werde jetzt natürlich noch einmal an die Rathaustüren in München klopfen und nachfragen, ob man dort eine ähnliche Auffassung habe. Ob so oder so, er gehe davon aus, dass die Münchner irgendwann noch einmal abstimmen müssen. Ein Rats- oder Bürgerbegehren werde zwar von den Freisingern einen großen Kraftakt erfordern, er sei jedoch zuversichtlich, "dass wir noch einmal und dann endgültig gewinnen". Eschenbacher versprach alles zu tun, "was in unserer Macht steht", um das Projekt zu verhindern. Und er glaube daran, sagte er, dass Gespräche auf der Straße mit den Leuten, wie schon 2012, mehr bewirkten als die vielen Millionen, mit denen die Gegenseite versuche Stimmung für die dritte Startbahn zu machen.

Sehr erstaunt war Eschenbacher dann aber, als ein Acheringer unwidersprochen von den übrigen Versammlungsteilnehmern erklärte, für den Bau der dritten Startbahn zu sein. Alles, was von dieser neuen Bahn aus starte, fliege nicht über Achering, sagte der. "Wir sind deshalb für die 3. Startbahn". Auch wenn der Luftverkehr insgesamt zunehme, "hätten wir wohl 20 Jahre Luft, bis über Achering so viel geflogen wird, wie heute". Eschenbacher widersprach heftig. Er glaube nicht, sagte er, dass die dritte Startbahn für Achering Verbesserungen bringe, schon weil eine dritte Startbahn dem Flughafen Platz bringe, um neue Billigfluglinien anzulocken. Zudem sei es nicht nur der Lärm, der sich negativ auf Freising auswirke. Schließlich werde auch die gesamte Wohnraumentwicklung der Stadt in Richtung Süden behindert. Außerdem würde die Startbahn neue Arbeitskräfte erfordern, die von außerhalb geholt werden müssten. Das wiederum erzeuge noch mehr Verkehr. Davor habe er keine Angst, meinte der Acheringer. "Dann bauen sie vielleicht die A92 vierspurig aus und wir bekommen endlich einen ordentlichen Lärmschutz".

© SZ vom 30.09.2016 / ki - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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