Freising:Unterwegs mit dem Ladekabel

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Zum fünften Mal findet der "Tag der Elektro-Mobilität" im Steincenter statt. Die Besucher kommen in Scharen

Von Katharina Aurich, Freising

Der Traum vieler Motorradfahrer: In drei Sekunden beschleunigen. Dafür muss man jetzt keinen Motor mehr laut aufjaulen lassen, das schafft, fast geräuschlos, auch ein Elektromotorrad mit 70 PS. Fahren mit Strom wird für immer mehr Menschen eine Alternative, zumindest informiert man sich darüber. Dies zeigten die vielen neugierigen und fachkundigen Besucher während des "Tags der Elektromobilität" am Sonntag im Freisinger Steincenter.

Die Stars unter den Autos, Motorrädern, Fahrrädern und Gartengeräten waren die drei Teslas made in Kalifornien, in denen die Besucher zumindest Probe sitzen und das große Display bewundern konnten. Interessant an diesem eiskalten Tag war vermutlich auch, dass man die Heizung des Tesla über eine Handy-App anschalten kann, wenn man morgens noch gemütlich im Bett liegt, um später in ein vorgewärmtes Fahrzeug zu steigen. Denn das Wetter meinte es heuer nicht gut mit dem Tag der Elektromobilität, daher hatten die Veranstalter am Morgen entschieden, das Ganze nach Drinnen in das Steincenter und auf das Parkdeck zu verlegen. Etwas wehmütig erinnerte sich Organisator Michi Kasper daran, wie die Besucher im vergangenen Jahr im T-Shirt draußen die Fahrzeuge testeten. Dennoch war er mit dem Zuspruch zufrieden, die Veranstaltung habe sich etabliert. Vor fünf Jahren sei man mit zehn Ausstellern gestartet, jetzt waren es schon 20.

Im Erdgeschoss parkten die E-Bikes. Zwischen 80 und 100 Kilometer weit reiche eine Batterieladung, erklärte Martin von einem Pfaffenhofener Bikerladen, seinen Nachnamen wollte er nicht nennen. Der 70 PS-Motor bringe sofort Leistung, da der Riemen ohne Kupplung und Getriebe die Kraft auf das Hinterrad übertrage. Anfängern rate er dringend, zunächst sehr vorsichtig zu fahren und die Griffigkeit des Hinterrads, das sehr schnell durchdrehe und wegrutsche, nicht zu überschätzen, auch solle man keinesfalls anfangs den Sportmodus einstellen. Er selbst, so Martin, nutze das E-Motorrad für den Weg zur Arbeit, unternehme aber auch gerne Kurztrips. Solange er in der Wirtschaft einen Schweinsbraten genieße, komme sein Zweirad an die Steckdose. Noch nie habe ihm jemand den Service verwehrt, natürlich habe er immer ein Ladekabel dabei.

Klaus Desch aus Freising stand beeindruckt vor einem der Teslas. Das sei ein tolles Auto, er könne sich gut vorstellen, wenn er wieder ein Neues brauche, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, betont er. Aber er würde dann gerne auch selbst den Strom dafür mit einer Fotovoltaikanlage erzeugen. Für Herbert Bernhardi aus Haag, der schon seit vielen Jahren ein Hybridfahrzeug nutzt, ist das selbstverständlich. Auf seinem Dach wird aus Sonnenenergie Strom erzeugt, der in die Batterie seines Autos fließt. Manchmal tanke er unterwegs auch Benzin, wenn keine E-Tankstelle erreichbar sei. Er sehe das nicht dogmatisch, schließlich müsse man beim umweltfreundlichen Fahren nicht auf Komfort verzichten. Auch der 20-jährige Johannes Härter war voll des Lobes über sein Elektrofahrzeug, das er im Steincenter zeigte. Zwei- bis dreimal wöchentlich komme sein Auto im Schnelllademodus an die Steckdose, nach zwei Stunden sei die Batterie wieder voll. An der Haussteckdose dauere es 22 Stunden. Bevor er eine Reise in den Süden plane, lasse er sich über eine App zeigen, wo der schnellste oder landschaftlich schönste Weg entlang führe und wo sich die E-Ladestationen befänden. Sollte er im Stau stecken bleiben, die Heizung und das Radio den letzten Rest aus der Batterie ziehen, gebe es von seinem Autohersteller einen europaweiten Abschleppdienst rund um die Uhr, der seinen Wagen zur nächsten Steckdose schleppe. Aber das sei ihm noch nie passiert.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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