Freising:Kulturelle Vielfalt zum Korbiniansfest

Lesezeit: 2 min

Kardinal Marx erinnert daran, dass der Heilige viele Länder durchreiste

Von Katharina Aurich, Freising

Das Korbiniansfest, vor allem die Messe am Samstag, während der Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising predigte, zog viele Menschen auf den Domberg. Dicht gedrängt saßen und standen die Gläubigen im Mariendom. Aber dieses Mal war diese Messe mehr als nur eine Feier zu Ehren des Heiligen Korbinians, dem Patron des Erzbistums, der in Arpajon südlich von Paris geboren wurde, in Freising lebte, nach Rom pilgerte und in Südtirol starb. Sondern viele Gläubige erhofften sich Antworten auf die drängenden Fragen, die sich nach den Terroranschlägen in Paris wohl überall in Europa stellen.

"Was können wir tun?", begann der Kardinal seine Predigt. Gewalt als Antwort auf den Terror sei keine Lösung, rief er den Gläubigen zu. Das Christentum in Europa sei kein Programm der Abwehr, der Mauern und Zitadellen, mahnte der Kardinal. Die Gläubigen sollten in die Tiefe des Glaubens gehen und aus dem Evangelium Kraft schöpfen, lautete sein Rat. Der christliche Glaube sei die "Signatur Europas", er präge die Kultur und politischen Ansichten. Die Deutschen sollten aber die Schattenseiten ihrer eigenen Geschichte nicht vergessen, denn im Zweiten Weltkrieg führte Deutschland einen Vernichtungskrieg, besonders gegen sein Nachbarland Polen.

20 Jahre nach Kriegsende luden polnische Bischöfe deutsche kirchliche Würdenträger ein und gewährten Vergebung, erinnerte der Kardinal. "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", dies sei ein wesentliches Element christlichen Glaubens. Die Kirche sei keine Politikerin, betonte Marx, gebe jedoch Orientierung. Die Solidarität aller Menschen sei wichtig, dafür gebe der Heilige Korbinian, der schon vor so langer Zeit in verschiedenen Ländern zu Hause gewesen sei, ein gutes Beispiel. Das Bistum Freising sei im Laufe seiner Geschichte mit Städten und Dörfern in Österreich, Slowenien und Südtirol verbunden gewesen. Bis heute bestünden lebendige Kontakte zu diesen Orten. In der Kunst und Geschichte des Dombergs zeige sich, wie bereichernd der Austausch mit Menschen unterschiedlicher Herkunft sein könne, so Marx.

Besonders die kulinarische Vielfalt präsentierten die Stände auf dem Domhof, an denen sich die Menschen nach der Messe trafen. Der "Speckbauer" verkaufte seine Schinken neben einem Stand mit Handschuhen aus Schafwolle. Landwirte aus der Partnergemeinde Innichen (Südtirol) boten salziges und süßes Gebäck an. Die Gäste aus Skofja Loka (Slowenien), aus der Wachau (Österreich) und aus Verona (Italien) froh, dass am Samstag die Sonne ein wenig schien und ihre Süßigkeiten, Gebäck und vor allem ihre Weine die Besucher stärkten.

Das Korbiniansfest war nicht nur ein großes Treffen der Gläubigen und der Freunde aus Italien, Slowenien und Österreich, sondern auch ein Fest für Familien und Kinder. Das Stabpuppenspiel in der Johanniskirche erzählte aus dem Leben des Heiligen Korbinian, der mit einem Bären über die Alpen zog. Wie fühlt es sich an, ein Stuckrelief zu formen und wie schreibt es sich mit einer Feder? Um diese Kunstfertigkeiten auszuprobieren, öffneten die alte Domschule und das Diözesanmuseum ihre Türen.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: