Freising:Hilfe bei Abhängigkeiten

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Prop e.V. ist Anlaufstelle für verschiedenste Suchtprobleme

Wenn Alkohol ein fester Bestandteil des Lebens wird, benötigen die Betroffenen oft Unterstützung von außen, um den Weg aus der Abhängigkeit zu schaffen. Im Landkreis gibt es verschiedene Hilfsangebote.

Prop e.V. ist die größte Anlaufstelle für Suchtprobleme von Alkohol- und Drogenmissbrauch über Essstörungen bis hin zu Spielsucht. In Bezug auf Alkohol ist der Verein in mehreren Bereichen aufgestellt. Die Präventionsarbeit konzentriert sich auf Jugendliche. So richtet sich das Projekt Halt - Hart am Limit an Menschen mit riskantem Alkoholkonsum zwischen 13 und 17 Jahren. Bei der Aktion Power-Peers beschäftigen sich Schüler mit dem Thema Abhängigkeit, um anschließend Gleichaltrige aufzuklären. Zudem finden Jugendliche und ihre Familien bei "Jugend ist jetzt" eine spezialisierte Beratungsstelle.

Ein zweiter Pfeiler ist die Beratung und Therapie für Erwachsene. Dabei werden Betroffene von Sozialpädagogen und Psychologen des Prop e.V. in ambulante oder stationäre Therapien weitervermittelt oder vor Ort im Rahmen der ambulante Rehabilitation in Einzel- und Gruppengesprächen betreut. Zudem unterstützt das "Kontrollierte Trinken" Menschen, die noch nicht zu Abstinenz bereit sind, ihren Alkoholkonsum jedoch reduzieren wollen. Nach einer stationären Therapie bietet der Verein den Patienten zudem Nachsorge an. Beim betreuten Einzelwohnen werden Betroffene mehrmals pro Woche von Mitarbeitern der Vereins besucht und aus der Abhängigkeit begleitet.

Bärbel Würdinger, der Leiterin des Prop e.V. in Freising zufolge, spielt Alkohol bei etwa 50 Prozent aller Patienten des Vereins eine Rolle, viele haben zusätzlich Depressionen. Ein Schwerpunkt liege auf der Altersgruppe vom 35 bis 49 Jahren, 30 Prozent aller Patienten des Prop e.V. seien zwischen 40 und 50 Jahren alt. Allerdings entsprechen die Betroffenen nicht dem stereotypen Bild des Alkoholikers, sagt Würdiger. Die meisten Patienten stehen im Berufsleben und haben eine Familie. Deshalb werden auch etwa 200 Angehörige betreut. Dabei seien Frauen auf der Angehörigenseite überepräsentiert, von den Betroffene seien nur 37 Prozent weiblich. Würdinger führt dies darauf zurück, dass Frauen eher "leise Süchte" wie Medikamentenabhängigkeit und Essstörungen entwickeln.

Austauschen können sich sowohl die Betroffenen als auch deren Angehörige in der angeleiteten Selbsthilfegruppe des Vereins. Der Kreuzbund e.V. bietet ebenfalls Gesprächsmöglichkeiten. Jeweils um 19.30 Uhr finden Treffen statt, montags und dienstags im Pfarrheim St. Georg am Rindermarkt 3 sowie donnerstags im Caritas Zentrum in der Bahnhofstraße 20. Georg Thalhammer vertritt den Kreuzbund in Freising und ist der Ansprechpartner für die Dienstagsgruppe. Etwa zehn bis zwölf Menschen treffen sich dort regelmäßig, die meisten seien zwischen 55 und 60 Jahre alt. Jüngere Menschen nehmen das Angebot weniger an, sagt er. Oft komme erst im mittleren Alter die Einsicht, den Alkoholkonsum herunterzuschrauben. Thalhammer ist seit 23 Jahren im Kreuzbund aktiv und bemerkt, dass immer weniger Menschen die Selbsthilfegruppen besuchen. Dies hänge mit der gestiegenen gesellschaftlichen Akzeptanz zusammen. Die Berichterstattung der letzten Jahre habe die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert. Betroffene finden dadurch auch in ihrem persönlichen Umfeld einfacher Hilfe, sagt er. In der Donnerstagsgruppe des Kreuzbunds entwickle sich die Situation anders, berichtet der zuständige Michael Kraml. Die jüngeren seien dort etwa 30 Jahre alt, die Teilnehmerzahl bleibe konstant.

Neben dem Kreuzbund existieren in Freising auch drei Selbsthilfegruppen der Anonymen Alkoholiker. Dienstags treffen sich Betroffene um 19 Uhr im Krankenhaus, donnerstags und freitags finden um 20 Uhr Gesprächskreise im Paul-Gerhard-Haus statt. Um die Anonymität zu wahren, gibt es dort keinen Ansprechpartner. Betroffene können jedoch jederzeit vorbeikommen.

© SZ vom 17.05.2017 / Lewa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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