Freising:Eine Branche kämpft um ihren Ruf

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Die Zuständigkeiten in Moosburgs Notunterkunft sind kompliziert. Sicher ist, dass IHK-Zertifikate gefälscht wurden

Von C. Gschwendtner, D. Wenzl, Freising

Als Security-Mitarbeiter hat man es schwer genug. Um die Reputation des eigenen Berufsstandes war es nie sonderlich gut bestellt. Wenn dann noch Vorfälle, wie jüngst in der zur Flüchtlingsnotunterkunft umgewidmeten Turnhalle der Kastulus Realschule in Moosburg dazukommen, ist das Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Zwei Sicherheitsleute hatten sich mit schweren Vorwürfen gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber an die Öffentlichkeit gewandt: Angeblich hätten sie von ihrem Chef den zynischen Auftrag erhalten, die in der Kastulus Realschule untergebrachten Flüchtlinge gezielt gegeneinander aufzuhetzen. Das Kalkül dahinter: Mehr Streit ist gut fürs Geschäft, er bringt neue Aufträge.

Das Landratsamt Freising weist die Anschuldigungen zurück. "Eine Angststimmung, wie sie von den beiden Ex-Mitarbeitern geschildert wurde, haben weder unser Verwaltungspersonal noch die Sozialpädagogen erfahren", sagt Pressesprecherin Eva Dörpinghaus. Stattdessen ist die Rede von einem persönlichen Rachefeldzug der geschassten Mitarbeiter.

Bewahrheitet hat sich aber ein anderer Verdacht: In Moosburg wurden Zertifikate gefälscht, wie die Pressestelle der IHK bestätigt hat. Für die Security-Tätigkeiten in der Kastulus-Turnhalle wäre eigentlich ein Qualifikationsnachweis nach Paragraf 34a der Gewerbeordnung notwendig gewesen. Den konnten die Security-Mitarbeiter aber nicht vorweisen. Die 34a-Unterrichtungen werden von der IHK ausgegeben. In den Fällen, in denen eine gefälschte Bescheinigung vorlag, hat die IHK nun Strafanzeige erstattet.

Die Zuständigkeiten in Moosburgs Notunterkunft sind kompliziert. Als im Oktober klar wurde, dass die Turnhalle zum dritten Mal seit Juli 2015 als Notunterkunft für Asylbewerber gebraucht wird, hat das Landratsamt die Firma 2-Rent mit der Organisation beauftragt. Die hat die Security-Dienstleistungen wiederum an einen Subunternehmer ausgelagert. Als die IHK-Zertifikate einiger Mitarbeiter als Fälschung enttarnt wurden, hat sich die Firma 2-Rent nach eigenen Angaben sofort von ihrem Subunternehmer getrennt. 2-Rent selbst genießt weiter das volle Vertrauen des Landratsamtes. "Wir haben mit 2-Rent sehr gute Erfahrungen gemacht", so Eva Dörpinghaus.

Der ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer Reinhard Kastorff kritisiert das Landratsamt hingegen scharf für sein Vorgehen in der Moosburger Turnhalle. Die Behörde habe ihre Amtspflicht verletzt. "Man weiß doch, was im Security-Gewerbe los ist. Da geht es nicht, wenn man sich als Auftraggeber so aus der Verantwortung stiehlt", sagt Kastorff.

Seit einigen Jahren ist das Image der Firma 2-Rent bereits angekratzt. Der Name wird von bayerischen Politikern und Medien regelmäßig mit "Mietwucher" in Verbindung gebracht. 2-Rent-Inhaber Alexander El Naib ärgert sich über die negativen Beurteilungen. Seine Arbeiter- und Familienunterkünfte sieht er als Hotels. Übernachtungspreise zwischen 10 und 20 Euro seien weit unterhalb des üblichen Marktwerts. Noch mehr ärgert Alexander El Naib aber die Art und Weise, wie über die Unterbringung von Flüchtlingen diskutiert werde. Er findet es scheinheilig, wenn genau diejenigen öffentlich angegangen würden, die zum Wohl der Allgemeinheit etwas riskieren: Innerhalb von 48-Stunden habe man in Moosburg eine Notfallunterbringung für 290 Flüchtlinge auf die Beine gestellt.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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