Asyl im Landkreis Erding:Jetzt könnte es schnell gehen

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Der Parkplatz am Ende der Dr.-Henkel-Straße. (Foto: Stephan Görlich)

Flüchtlingsunterkünfte werden dringend benötigt. Es laufen bereits einige Projekte im Landkreis, es gibt aber auch Protest.

Von Regina Bluhme und Gerhard Wilhelm, Erding

Beim Bau von Flüchtlingsunterkünften setzt Martin Bayerstorfer auf Tempo. Jedenfalls rechnet er beim Projekt an der Dr.-Henkel-Straße in Erding damit, "dass es zügig vorangeht", wie der Landrat kürzlich beim Jahrespressegespräch der Kreis-CSU sagte. Geplant ist auf dem Areal, das bisher als Parkplatz genutzt wird, eine Anlage für 139 Menschen, dazu kommen noch fünf Wohneinheiten für sogenannte Fehlbeleger. Eine Online-Petition gegen das Vorhaben gibt es allerdings auch schon: Stand Dienstag wurden über 1000 Unterstützende gezählt.

Bauherr der Anlage an der Dr.-Henkel-Straße ist der Erdinger Immobilienmakler Florian Brandhuber. Scharfer Protest ist er mittlerweile gewohnt, denn vor wenigen Wochen schlug ihm für ein weiteres Bauprojekt, für eine Flüchtlingsunterkunft am Ortsrand von Bergham, heftige Kritik entgegen. In dem Erdinger Ortsteil sollte eine Anlage für 200 Menschen entstehen. Eine eigens gegründete Bürgerinitiative (BI) wehrte sich gegen die ihrer Ansicht nach völlig überdimensionierte Anlage, anfangs auch mit einem unsäglichen Flyer.

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Auf Vermittlung von Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) trafen sich BI-Sprecher Markus Auerweck und Investor Florian Brandhuber zum Gespräch, das "sachlich und auf Augenhöhe" verlaufen sei, sagte Auerweck der SZ. Was auch immer der Auslöser war: Brandhuber baut nun nicht in Bergham, sondern plant das Gebäude ein paar hundert Meter weiter im Gewerbegebiet Aufhausen, in der Nachbarschaft zum Rechenzentrum Amadeus.

Die Chancen des Bauherren stehen nicht schlecht: Der Bundesgesetzgeber habe zeitlich befristet "verschiedene Maßnahmen definiert, welche den Neubau von Flüchtlingsunterkünften beschleunigen und vereinfachen sollen", schreibt die Regierung von Oberbayern. Die Änderungen beträfen Verfahrensfragen sowie eine "erweiterte bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Flüchtlingsunterkünften in bestimmten Gebieten".

In der Online-Petition "Nein zur Asyl-Großunterkunft in der Dr.-Henkel-Straße in Erding" heißt es: "Wir - Anwohner der Dr.-Henkel-Straße - sind der Meinung, eine solch große Unterkunft für Asylbewerber gehört nicht in ein zentrumsnahes Wohngebiet". Man halte es für sinnvoll, Asylsuchende in kleineren Gruppen unterzubringen. Andernfalls bestehe die Gefahr von "starken sozialen Konflikten und Gewalt".

Der Vorschlag, Geflüchtete am Fliegerhorst unterzubringen, ist nicht neu

Die Initiatoren der Petition schlagen vor, Geflüchtete in bestehenden Gebäuden auf dem Fliegerhorst unterzubringen. Diese Idee wird auch von der Politik im Landkreis vorgebracht. Oberbürgermeister Gotz zum Beispiel erklärte jüngst beim Pressegespräch: Erding habe im Oktober und im Dezember an das Bundesverteidigungsministerium geschrieben, dass im Fliegerhorst Erding eine Aufnahme von 700 bis 800 Flüchtlingen möglich sei. "Aber das ist ja ohne Begründung abgesagt worden."

Die Bundeswehr wird Ende 2024 vom Fliegerhorst abgezogen sein und bis dahin das Gelände stilllegen, Leitungen kappen. Auch die Flüchtlingshilfe musste mit ihrem Lager ausziehen. Der Fliegerclub Erding durfte noch etwas bleiben, weil er bei der Waldbrand-Luftbeobachtung Arbeit leistet. Doch auch der Verein werde bald ohne Strom und Wasser auskommen müssen, hieß es.

"Wir zittern, wenn die nächsten 50 kommen", sagt der Landrat über die Zuweisungen

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), mit der die Stadt gerade den Grundstückskauf des Fliegerhorst-Areals verhandelt, verweist darauf, dass schon einmal eine Teilfläche zur Verfügung gestellt wurde - als Durchgangslager für Asylsuchende und für die Errichtung eines Corona-Behelfskrankenhauses. "Die Überlassung ist aufgrund des notwendigen Herrichtungsumfangs nicht fortgeführt worden", schreibt die Pressestelle. "Eine aktuelle Überlassung der militärisch genutzten Flächen ist aufgrund der Vorbereitungen zur Rückgabe der Liegenschaft durch die Bundeswehr bis zum 31. Dezember 2024 nicht möglich."

Im Landkreis kommen laut Landrat jede Woche 50 Geflüchtete an, "wir zittern, wenn die nächsten 50 kommen". Bayerstorfer will jetzt beim Regierungspräsidenten für die nächsten Wochen um einen zeitlichen Aufschub bei den Zuweisungen bitten - in Anbetracht der Tatsache, "dass einiges an Projekten läuft".

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