Flüchtlingspolitik:Mehr Unterkünfte als nötig

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Die Flüchtlingszahlen sinken, und auch im Landkreis Erding kommen weniger Asylbewerber an. Zudem gibt es zwei Gemeinschaftsunterkünfte. Deswegen will Landrat Bayerstorfer Überkapazitäten abbauen

Von Antonia Steiger, Erding

Monatelang hatte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in den Jahren 2014 und 2015 an Bürger und Gemeinden appelliert, Unterkünfte für Flüchtlinge bereitzustellen, denn damals kamen wöchentlich neue Flüchtlinge an. Jetzt hat sich die Situation grundlegend verändert: Seit Jahresmitte mietet der Landkreis keine neuen Unterkünfte mehr an, wie Bayerstorfer mitteilt. Es gibt offenbar sogar Überkapazitäten. Ursache sind nicht nur die sinkenden Flüchtlingszahlen, sondern auch die beiden großen Unterkünfte in Lindum bei Dorfen und in Aufkirchen. Dort haben jeweils etwa hundert Menschen Platz.

110 Unterkünfte gibt es derzeit in nahezu allen 26 Städten, Märkten und Gemeinden im Landkreis Erding, wie es in dem Schreiben aus dem Landratsamt heißt. Und das ist offenbar zu viel für den momentanen Bedarf. Die Flüchtlingszahlen sinken, und damit sinke auch die Zahl der Flüchtlinge, die dem Landkreis Erding zugewiesen würden. In den 110 Unterkünften leben demnach 1430 Asylbewerber. Davon sind 357 Frauen, Männer und Kinder sogenannte Fehlbeleger: Sie sind als Flüchtlinge mittlerweile anerkannt und müssten eigentlich aus den Unterkünften ausziehen. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes gestaltet sich dies jedoch als schwierig, deswegen dürfen sie bleiben.

Seit Mitte des Jahres mietet der Landkreis laut Bayerstorfer keine weiteren Unterkünfte an, nicht nur in der Marktgemeinde Wartenberg, wo Bürgermeister Manfred Ranft (Freie Wähler) darum gebeten hatte, dass seiner Gemeinde nicht mehr weitere Flüchtlinge zugewiesen werden, sondern im gesamten Landkreis. In Unterkünften in Wartenberg werden demnach derzeit 127 Flüchtlinge beherbergt, wie es in dem Schreiben Bayerstorfers heißt. Der Anteil von 25 Flüchtlingen pro 1000 Einwohner sei dort kritisiert worden. Jetzt sollen aber im gesamten Landkreis bis Ende des Jahres Überkapazitäten abgebaut werden, wie Bayerstorfer ankündigt.

Er nimmt diese Trendwende zum Anlass, Bürgermeistern und allen ehrenamtlichen Helfern für die Unterstützung bei der Bewältigung des Flüchtlingsstromes zu danken: "Die Unterbringung von Asylsuchenden bedeutet für den Landkreis nach wie vor eine große Herausforderung. Ich bin sehr stolz, dass sich alle Kommunen solidarisch gezeigt und Flüchtlinge aufgenommen haben", heißt es in dem Schreiben. Durch die tatkräftige Unterstützung der Helferkreise seien viele Asylsuchende "sehr gut integriert" und hätten mittlerweile im Landkreis Erding ein Stück Heimat gefunden.

Es ist eine Vorgabe der bayerischen Staatsregierung, die Flüchtlinge wieder verstärkt in größeren Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen. Im Landkreis gibt es zwei: die neu gebaute Container-Wohnanlage neben der Flughafentangente Ost zwischen Erding und Aufkirchen und das umgebaute ehemalige Ausflugslokal Stiller in Lindum bei Dorfen. Die Gemeinschaftsunterkünfte sind für mehrere Jahre fest angemietet - unabhängig von der Zahl der dort untergebrachten Flüchtlinge. Diese beiden Unterkünfte werden laut Bayerstorfer in Kürze in der Regierung von Oberbayern übergeben.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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