Fliegerhorst Erding:Die Soldaten lassen sich Zeit

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Wann schließt der Fliegerhorst denn nun? (Foto: Renate Schmidt)

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer rechnet nicht damit, dass der Fliegerhorst Erding bis 2019 geräumt ist. Er fordert eine bessere Begleitung für die verunsicherten Beschäftigten

Von Antonia Steiger

Der Abzug der Bundeswehr vom Fliegerhorstgelände in Erding wird nicht bis 2019 erfolgt sein, davon ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer überzeugt. Er besuchte am Freitag den Erdinger Bundeswehrstandort und führte zahlreiche Gespräche mit Kommandeuren und Personalräten, aus denen er mit einer eindeutigen Forderung ging: Die Beschäftigten müssen besser begleitet werden, denn die Unsicherheit darüber, wie sich ihr weiteres Berufsleben gestaltet, sei "quälend". Die SPD wiederholt daher ihren Wunsch nach einem Runden Tisch, an dem Vertreter aus Politik, Bundeswehr und Wirtschaft Lösungen für die Mitarbeiter suchen sollen.

Ab wann sind die Flächen zu nutzen?

Vieles hängt für Erding davon ab, wann die Bundeswehr das Gelände räumt: Vor allem soll auf der Fläche in der Nähe des Haupteingangs ein neuer Bahnhof für S-Bahn und Regionalbahn entstehen. Aber auch die Nordanbindung, über die die Erdinger die Nordumfahrung erreichen sollen, ohne sich allesamt durch Langengeisling zu quetschen, ist auf dem Militärgelände geplant. Zwar gibt es bereits Zusagen des Verteidigungsministeriums, dass man die Flächen für den Bahnhof als entbehrlich betrachtet - das war schon klar, als an die Schließung des gesamten Standorts noch gar nicht zu denken war -, nur wann die Flächen zu nutzen sind, bleibt unklar.

Der Stadt Erding steht es dabei offenbar offen, auf eigene Kosten Gebäude und Infrastruktureinrichtungen wie Leitungen zu bauen, sodass die Bundeswehr noch so lange in Erding arbeiten kann, bis sie komplett nach Manching umgezogen sein wird.

Nach Aussage Schurers und anderer SPD-Politiker, die am Freitag bei dem Besuch dabei waren, würde dies aber 15 Millionen Euro beanspruchen. Der stellvertretende Landrat und frühere dritte Bürgermeister Erdings, Fritz Steinberger, bezweifelte jedoch, dass Erding dafür seine sorgsam aufgehäuften Rücklagen - derzeit betragen sie etwa 40 Millionen Euro - anpacken möchte.

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Vielleicht drei Jahre mehr, vielleicht fünf

Eine weitere unbeantwortete Frage ist, wann in Manching die Infrastruktur für das Waffensystemunterstützungszentrum für geschätzte 45 Millionen Euro bereitet ist. Wenn das erledigt ist, bleibt die Frage, wann der Erdinger Fliegerhorst so weit von den Hinterlassenschaften der jahrzehntelangen militärischen Nutzung befreit ist, dass an eine neue Bebauung zu denken ist. "2019 ist nicht zu halten", schließt daraus Schurer. Der ihn begleiteten SPD-Bundestagsabgeordnete Bernhard Brinkmann meinte, es würden wohl drei Jahre mehr werden - vielleicht auch fünf.

Ob dies bedeute, dass die Planung von Anfang an schlecht gewesen sei, das wollte Brinkmann nicht beantworten. Auch er verwies auf die vielen Arbeiten, die bei einer solchen Konversion bewältigt werden müssten - am neuen Standort in Manching und am aufzulassenden in Erding.

In dieser Diskussion geraten die Beschäftigen am Fliegerhorst nach Ansicht der SPD zu weit aus dem Fokus. Frühestens im ersten oder zweiten Quartal des kommenden Jahres erwartet der Erdinger Fliegerhorst-Kommandeur Thomas Hambach erste "belastbare Zahlen", was die künftige Personalstärke einzelner Einheiten betrifft. Wie er der SZ sagte, betreffe dies aber nur Einheiten, die in den kommenden Jahren in Erding noch aufgestellt, dann aber nach Manching wechseln werden. Liegen diese Zahlen vor, sei noch lange nicht geklärt, mit wem diese Posten besetzt werden würden.

Für die Mitarbeiter am Standort Erding bedeute dies eine quälende Warterei, dies haben sich die Besucher von Vertretern des Personals bestätigen lassen. Horst Schmidt wiederholte das Angebot, einen Runden Tisch zu gründen, wie er von seinem SPD-Genossen Willi Scheib schon einmal vorgeschlagen worden war. Schurer betonte, dass zahlreichen Mitarbeiter das Rentenalter noch nicht erreicht haben - selbst wenn sich der Abzug des Militärs um weitere Jahre verzögern würde. Die Befürchtungen, dass viele Menschen - vor allem aus dem Niedriglohnbereich - auf der Straße stehen werden, machen sich bei der SPD breit. "Stadt und Landkreis können nicht alle auffangen", sagte Steinberger.

© SZ vom 04.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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