Bockhorn:"Vollkommen verantwortungslos"

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Keine Nordumgehung - auch bei Langengeisling gibt es Widerstand (Foto: Peter Bauersachs)

In Bockhorn formiert sich Widerstand gegen die Erdinger Nordumfahrung. Eine Initiative befürchtet zusätzlichen Schleichverkehr in Richtung Flughafen

Florian Tempel

"Warum baut man eine Straße um den Fliegerhorst herum, wenn der nicht mehr existieren wird?" Für Martin Haindl, Sprecher der Elterninitiative Bockhorn, ist das die entscheidende Grundsatzfrage, mit der er und viele andere Bockhorner die Forderung nach einer neuen Planung der Nordumfahrung von Erding anstoßen wollen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hält von einer Umplanung allerdings nichts (siehe unten).

Haindl und andere schlagen Folgendes vor: Der westliche Teil der als Kreisstraße ED 99 geplanten Nordumfahrung zwischen Langengeisling und der Flughafentangente Ost könne ruhig bleiben. Doch die Auflösung des Fliegerhorstes biete die Chance, auf den vier Kilometer langen östlichen Teil der Nordumfahrung zwischen Langengeisling und der Bundesstraße B 388 bei Hecken komplett zu verzichten. Die Alternative wäre eine Straße, die näher an Erding an der B 388 begänne und über das südliche Fliegerhorstareal zur geplanten Nordanbindung führe. Solch eine Straße könnte die Stadt genauso gut entlasten. Und: Bockhorn bliebe vom befürchteten Schleichverkehr verschont, der genau an der Schule und dem Kindergarten vorbei fahren würde.

Haindls Schwager, Kreisrat Sebastian Haindl aus Grucking, hat einen entsprechenden Antrag in der jüngsten Kreistagssitzung gestellt. Sebastian Haindl ist 2011 unter anderem wegen der seiner Ansicht nach falschen Planung der Nordumfahrung aus der CSU ausgetreten. Der seitdem parteilose Kreisrat führt in seinem Antrag - von dem noch nicht klar ist, ob, wann und in welchem Gremium er behandelt wird - dieselben Argumente an wie sein Schwager Martin Haindl: Eine Straße über den Fliegerhorst zur geplanten Nordanbindung wäre billiger, würde nicht so viel unversiegelte Fläche verbrauchen und wäre eine gute Anbindung zum geplanten neuen Erdinger Bahnhof. Zusammen mit der ebenfalls geplanten Erdinger Ostumgehung ergebe sich so sogar ein kompletter Umfahrungsring rund um die Stadt.

Kürzester Weg

Bockhorns Bürgermeister Hans Schreiner (Freie Wähler) sagte, es sei in seiner Gemeinde allgemeiner Konsens, die bislang vorliegende Planung mit einem Beginn der Nordumfahrung bei Hecken abzulehnen. Auch der CSU-Ortsverband hat jüngst eine ernsthafte Prüfung einer Trassierung der Nordumfahrung über den Fliegerhorst gefordert. In Bockhorn gibt es vor allem zwei Punkte, die an der bisherigen Planung kritisiert werden: Die Prognosen der Planer sagen voraus, dass sich der Verkehr durch Bockhorn durch die ED 99 bis 2025 auf etwa 5000 Fahrzeuge am Tag verdoppeln würde, weil Autofahrer, die aus Richtung Dorfen kommen den kürzesten Weg zur Nordumfahrung nehmen.

Martin Haindl klagt im Name besorgter Eltern, "der gesamte Schleichverkehr wird sich an Schule und Kindergarten vorbeizwängen, und dies schwerpunktmäßig morgens um acht, wenn die Kinder zur Schule müssen". Das sei "vollkommen verantwortungslos". Wenn die Nordumfahrung erst viel weiter westlich von der B 388 abzweigen würde, fiele der Anreiz über Bockhorn abzukürzen weg. Der zweite Aspekt, der in Bockhorn gegen die aktuelle Planung vorgebracht wird, ist der Flächenverbrauch. Durch die Nordumfahrung würden viele Hektar landwirtschaftlichen Grunds verloren, für die es keinen Ersatz gebe. Im Fliegerhorst könnten hingegen für interne Straßen oder Gebäude genutzte Fläche hergenommen werden.

Haindl klagt, dass die Auflösung des Fliegerhorsts bislang nicht zum Anlass für eine alternative Planung genommen wurde. Bayerstorfer und andere hätten offenbar "Scheuklappen" aufgesetzt und beharrten stur: "Das haben wir so geplant, das muss so bleiben".

© SZ vom 27.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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