Erdinger Diskothek:Krachende Watsche, brutaler Tritt

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Ein handgreiflicher Streit zweier Frauen in einer Erdinger Diskothek findet seine Fortsetzung vor dem Amtsgericht.

Florian Tempel

Erding - Handfeste Auseinandersetzungen zu vorgerückter Stunde sind in Diskotheken keine Seltenheit. Dass aber in einem Tanzlokal eine Frau eine andere schlägt, kommt nicht so oft vor. Am Amtsgericht Erding ist nun eine 43-jährige Moosinningerin angeklagt, die in den frühen Morgenstunden des Tags der Deutschen Einheit 2010 in der Erdinger Disco Musikpark einer 21 Jahre alten Frau einen herben Faustschlag ins Gesicht verpasst haben soll. Die Angeklagte bestritt den Vorwurf vehement: "Ich habe die nicht angerührt." Ihrer Darstellung nach ist sie das Opfer einer Verwechslung und darüber hinaus selbst misshandelt worden. Man habe sie mit einem Tritt in den Bauch umgestoßen, worauf sie mit dem Hinterkopf gegen einen Holzpfosten geknallt und für kurze Zeit bewusstlos gewesen sei.

Die beiden Frauen waren in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 2010 jeweils mit mehreren Bekannten in der Diskothek. Die Jüngere war zuvor auf dem Münchner Oktoberfest, hatte dementsprechend ein Dirndl an und feierte im Discobereich "Alpenrausch" weiter. Auf der Tanzfläche traf sie mit der Angeklagten zusammen. Diese sagte, sie sei von der "sturzbetrunkenen" jungen Frau beim Tanzen mehrmals angerempelt worden. Sie habe sie daraufhin aufgefordert, sich besser zu beherrschen oder das Tanzen bleiben zu lassen. Sie sei jedoch in keiner Weise handgreiflich geworden. Eines stand durch später vorgenommene Alkoholkontrollen fest: Beide Frauen waren betrunken. Die Ältere hatte zwei Promille im Blut, die Jüngere mit 1,8 Promille nur unwesentlich weniger.

Die 21-Jährige sagte aus, es könne schon sein, "dass ich ein bisschen getorkelt bin". Und sie habe wohl auch die Angeklagte auf der Tanzfläche angerempelt, jedoch nur "aus Versehen". Einige Zeit nach der Zurechtweisung durch die Angeklagte habe diese sie dann in eine Ecke gedrängt und ihr mehr oder minder unvermittelt mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Was nicht nur weh tat, sondern sie so verunsicherte, dass sie sich an weitere Einzelheiten nicht erinnere.

Der Discjockey, der an jenem Abend die Musik auflegte, berichtete als Zeuge, er habe den Vorfall genau beobachtet. Von seinem DJ-Pult aus habe er nicht nur gesehen, wie die Angeklagte - "das war die hundertpro" - zuschlug, sondern das sogar gehört. "Ich habe mich selbst gewundert, denn ich fahre 85 Dezibel und der Schlag war trotzdem zu hören." Er glaube, dass es sich um eine krachende Watsche gehandelt haben müsse und nicht um einen Faustschlag, denn "der klatscht nicht". Er sei sofort dazwischengegangen und habe die beiden Frauen getrennt. Alles Routine für ihn. "Für mich war das eher harmlos, weil ich schon ganz andere Sachen erlebt habe, mit Stichwunden und Schießereien in der Disco - ich mach das ja schon 30 Jahre."

Eine Freundin der Geschlagenen sagte hingegen aus, sie habe eindeutig einen Faustschlag gesehen. Zuvor habe die Angeklagte ihr Opfer mehrmals geschubst und sie an den Haaren gezogen.

Eine Bekannte der Angeklagten widersprach wiederum den ersten Zeugen vollständig. Es sei alles ganz anders gewesen. Die jüngere Frau, das angebliche Opfer, habe vielmehr die Angeklagte mit einem brutalen Tritt traktiert. "Mit vollem Schwung", habe sie ihr "in den Magen getreten". Die Angeklagte, die ohnmächtig zusammensackte, sei also gar nicht in der Lage gewesen, die andere zu schlagen. Nach dem Fußtritt sei dafür sie auf die Jüngere zugegangen, die wild um sich gefuchtelt habe, und habe sie wohl auch geschubst. "Ich habe sie aber ganz sicher nicht geschlagen", sagte die Zeugin.

Das Gericht will in zwei Wochen noch weitere Zeugen vernehmen, die womöglich zur Aufklärung des auf alle Fälle sonderbaren Falls beitragen können.

© SZ vom 03.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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