Erding:Zivilcourage gegen Extremismus

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Der tägliche Kampf gegen Vorurteile, Ausgrenzung und Rassismus: Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt Ausstellung an FOS/BOS. Man muss Stärke zeigen, sagt Horst Schmidt

Thomas Daller

Eine Ausstellung zum Thema Rechtsradikalismus ist gestern in der FOS-BOS Erding eröffnet worden. Es handelt sich um Materialien der Friedrich-Ebert-Stiftung, die bislang an 400 Orten in Bayern gezeigt wurden und mehr als 200 000 Besucher gesehen haben. "Jede Generation muss für die Grundwerte der Demokratie neu gewonnen werden", sagte Horst Schmidt vom Bayernforum der Friedrich-Ebert-Stiftung, in seiner Ansprache. Schmidt sitzt für die SPD im Erdinger Stadtrat.

Mehr als 200 000 Menschen haben die Ausstellung bereits gesehen, nun macht sie in Erding Station.  (Foto: Renate Schmidt)

Schulleiter Gottfried Wengel erinnerte in seiner Begrüßung an die Neonazi-Morde und zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkels Rede bei der Trauerfeier für die Opfer: "Der Kampf gegen Vorurteile, Ausgrenzung und Rassismus muss täglich geführt werden." Er lud die Schulen in der Region ein, die Ausstellung zu besuchen. Bürgermeister Max Gotz (CSU) sagte, er kenne den Bürgermeister von Wunsiedel sehr gut, wo einmal im Jahr "rechtes Gesocks und brauner Mob" aufmarschiere und man als Stadt nahezu chancenlos sei, weil der Rechtsstaat auch dafür Freiräume schaffe. "Ich habe dazu eine eigene Meinung", sagte Gotz und ließ anklingen, dass er ein Parteiverbot der NPD für die richtige Lösung halte.

Friedrich Heyder, Ministerialbeauftragter für die Beruflichen Oberschulen in Ostbayern, sprach von der Aufgabe der Schulen, Demokratie zu stärken und Extremismus zu bekämpfen. Auch er erinnerte an die Morde der Zwickauer Zelle und riet den Schülern, sich nicht nur mittels der Ausstellung zu informieren, sondern sich hineinzudenken: "Erst dann versteht man wirklich, welche Gefahr vom Rechtsextremismus ausgeht." Er forderte die Schüler auf, Zivilcourage zu zeigen: "Wir dürfen nicht akzeptieren, dass rechtsradikale Gedanken in die Gesellschaft hineingetragen werden." Rechtsradikale gewähren zu lassen, "würde verhängnisvoll enden".

Rechtsextremismus fällt nicht vom Himmel", sagte Stefan Lutz-Simon, Landeskoordinator des Projekts "Schule ohne Rassismus". Er entstehe auf dem Nährboden gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Er zitierte aus einer Studie aus dem Jahr 2010, wonach 49 Prozent der Deutschen bei einer Umfrage dem Satz zugestimmt hätten: "Es leben zu viele Ausländer in Deutschland."

Horst Schmidt vom Bayernforum der Friedrich-Ebert-Stiftung sprach vom Brandanschlag auf das Dorfener Gemeindehaus im April 2000, von einer Schlägerei in Kirchasch, wo Naziparolen gebrüllt wurden, von der Bedrohung eines neunjährigen farbigen Kindes in Dorfen und von der Einschüchterung einer Familie mit Migrationshintergrund in Lengdorf. Man müsse Stärke zeigen, sagte Schmidt, und weder am Stammtisch noch im Sportverein rechtsradikale Parolen dulden und Straftaten anzeigen. Dabei gehe es jedoch nicht darum, rechtsradikale Jugendliche auszugrenzen, sondern ihnen Grenzen aufzuzeigen. Er rief die Schüler dazu auf, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzumischen, mitzuarbeiten in den Jugendparlamenten und in den Parteien.

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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