Einstimmig befürwortet:Ein Solitär für den Lichthof

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Es war nicht das Original aus Bronze, das bei der Stellprobe begutachtet wurde, sondern ein etwa größengleiches und erheblich leichter transportierbares Modell aus Besenstielen und einer Schaufensterpuppe. (Foto: Thomas Daller)

Dorfener Bauausschuss besichtigt bei einer Stellprobe im Rathaus-Rohbau den vorgesehenen Platz für die Kokocinski-Skulptur "Die Jakobsleiter"

Von Thomas Daller, Dorfen

Der Dorfener Bauausschuss war sich einig: Der Lichthof des neuen Rathauses ist der ideale Platz, um die Skulptur "Die Jakobsleiter" von Alessandro Kokocinski aufzustellen, die er der Stadt 2012 aus alter Verbundenheit geschenkt hat und die seither im Bauhof gelagert wird. Bei einer Stellprobe wurde zwar nur ein Modell aus Besenstielen und einer Schaufensterpuppe verwendet, aber die Proportionen waren stimmig.

Kokocinski hatte von 1988 bis 1995 im Schloss Kalling gelebt, die Jakobsleiter ist eines seiner persönlichsten Werke. Es thematisiert die biblische Erzählung, in der Jakob auf der Flucht einen Traum hat: Er sieht eine Leiter zwischen Himmel und Erde, auf der ein Engel auf- und absteigt. Und er hört, wie Gott zu ihm spricht: "Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land."Denn auch Kokocinsci war wiederholt auf der Flucht: In den Jahren der Militärdiktatur verließ er erst Argentinien und ging nach Chile. Als Augusto Pinochet in einem Putsch den sozialistischen Präsidenten Chiles Salvador Allende stürzte, hielt sich Kokocinsci gerade in Rom auf. Er blieb in Italien, bis er sich nach einem längeren Aufenthalt in Fernost in Kalling niederließ. Dort lebte er sieben Jahre, bevor er nach Italien zurückkehrte.

Im neuen Rathaus soll die Skulptur im Lichthof aufgestellt werden, wo sie volles Oberlicht erhält und dadurch in ihrer Plastizität am besten zur Geltung kommt. Ob sie auf eine Platte oder einen kleinen Sockel gestellt wird, soll erst entschieden werden, wenn der Bodenbelag fertig ist. Sie soll in der Blickachse stehen, wenn man das Rathaus betritt. Außerdem soll die Skulptur ein Solitär im Lichthof sein; keine Pflanzen oder andere Gegenstände sollen davon ablenken.

Darüber hinaus befasste sich der Bauausschuss beim Ortstermin in der Rathaus-Baustelle auch mit der Gestaltung der künftigen Fenster und mit der Putzfassade. Architekt Norbert Diezinger hatte ein Musterfenster mitsamt einer kleinen Fläche Außenputz anbringen lassen, damit sich die Stadträte einen Eindruck machen konnten. Etwa ein Drittel der Fensterfläche wird dabei von einem Lochblech verdeckt, das dazu dienen soll, dass man im Sommer nachts das Gebäude lüften kann, ohne dass jemand von außen einsteigen kann. Das Lochblech sollte eigentlich messingfarben sein, das Muster war jedoch in einem dunklen Braun gehalten. Diezinger sprach von einem Versehen und präsentierte kleine Farbmuster, um den Originalton zu zeigen, der deutlich heller war.

Darüber hinaus wies die Putzfassade zwei verschiedene Körnungen auf: fünf Millimeter und drei Millimeter. Obwohl sich anfangs eine Mehrheit des Bauausschusses für die feinere Körnung aussprach, konnte sie der Architekt schließlich überzeugen, die gröbere Variante zu wählen. Die Fassade sei relativ groß, sagte Diezinger, ein gröberer Putz verursache mehr Lichtspiel und dadurch entstehe eine "gewisse Lebendigkeit". Außerdem handele es sich um einen rein mineralischen Putz, der keinerlei Kunststoffanteile enthalte. Denn der Kunststoffanteil sei dafür verantwortlich, wenn Putz schnell verdrecke: "Der zieht den Schmutz an."

Die Absturzsicherung der Fenster, die bis zu einer Raumhöhe von 1,10 Meter vorgeschrieben ist, war in Form eines Glasbandes angebracht. Auch das ein Provisorium, sagte Diezinger. Das Original werde etwas unauffälliger gestaltet. Dennoch gefiel es nicht allen Mitgliedern. Martin Heilmeier (Landliste) schlug stattdessen Messingstäbe vor. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) entgegnete, der Stadtrat habe die Glasvariante beschlossen und die Ausschreibung sei entsprechend verfasst worden. Außerdem laufe die Zeit davon, sagte Diezinger: "Wir wollen Ende März die Fenster montieren, sonst ist der Zeitplan nicht zu halten." Heilmeier monierte, das Gebäude werde für viele Jahrzehnte gebaut, da komme es auf ein paar Wochen hin oder her nicht an. Bei der Abstimmung wandte er sich dagegen, wurde aber deutlich überstimmt.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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