Dorfener SPD:Zu wichtig, um es übers Knie zu brechen

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Die Genossen sind offen für eine Diskussion über die Verlagerung der Sportstätten aus der Stadt heraus. Aber dies unter dem Zeitdruck einer Bewerbung für die Landesgartenschau zu entscheiden, sei fragwürdig

Von Thomas Daller, Dorfen

Die Verlagerung der Dorfener Sportstätten wie der TSV-Anlage, des Tennisclubs und des Freibads ist aus Sicht der Dorfener SPD eine "Jahrhundertentscheidung" für die Stadt, und es sei auch an der Zeit, darüber eine Diskussion zu führen. Ob es allerdings sinnvoll sei, dies unter dem Zeitdruck für die Bewerbung zur Landesgartenschau innerhalb der nächsten drei Monate zu entscheiden, wie dies von der CSU angeschoben wurde, bezweifeln die Genossen: Das Thema sei zu wichtig, um es über das Knie zu brechen, hieß es in der Jahreshauptversammlung der Dorfener SPD.

"Wir haben im Stadtrat einen einstimmigen Beschluss gefasst, dass die Verlagerung der Sportstätten geprüft werden soll", sagte Stadtrat Heiner Müller-Ermann in der Veranstaltung. "Wir sind offen, aber wir fühlen uns unwohl, dass wir innerhalb von drei Monaten entscheiden sollen, wie wir uns das vorstellen." Müller-Ermann gefiel auch das Vorgehen von Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) in dieser Angelegenheit nicht, der bereits Ende November eine Vorentscheidung dazu getroffen, aber den Stadtrat erst in der Februar-Sitzung über die Flächen informiert habe, die gemeldet werden sollen: "Wir sind ein bisschen vorgewarnt."

Ernst Giller betonte, die SPD stehe der Verlagerung der Sportstätten aufgeschlossen gegenüber. So sei es "dringlichst", dass die Fußballplätze des TSV aus der Stadt heraus verlegt werden, weil der Verein schon längst an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt sei: "Es gibt nichts Schlimmeres für einen Verein, als wenn ein Kind Sport treiben will und man muss es heimschicken, weil man ihm keinen Platz anbieten kann."

Auch für eine Diskussion über eine Verlegung des Freibads an den Stadtrand sei man offen, sagte Stadträtin Michaela Meister; insbesondere, weil man auch erst in der Stadtratssitzung im Februar erfahren habe, dass es sanierungsbedürftig sei. Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Simone Jell hatte dazu auch die Option eines Hallenbades in die Diskussion eingebracht. Auch darüber müsse man reden, sagte Meister: "Ich bin schon mehrfach darauf angesprochen worden, dass das ein Wunsch der Bürger ist. Viele fahren am Wochenende woanders hin zum Baden, weil sie etwas für ihre Gesundheit tun wollen." Dabei müsse man sich auch mit den Kosten befassen, allerdings nicht nur mit denen eines Hallenbads, sondern insgesamt durchrechnen, was die Verlegung der Sportanlagen an den Stadtrand kosten werde und wie man das finanzieren könne.

Neben den Kosten gebe es noch etliche andere ungeklärte Fragen, sagte Giller, beispielsweise die Erschließung der neuen Sportanlagen: Dass dies über St. Sebastian nicht möglich wäre, sei offensichtlich. Nur eine Verlegung der Staatsstraße käme dafür in Frage. Außerdem müsse man auch die Belange der Anwohner berücksichtigen, die dann am Stadtrand neue Nachbarn der Sportanlagen wären. "Die werden nicht begeistert sein", prognostizierte Giller. Deshalb müsse man auch an einen "Puffer" denken, der den Lärm abschirme und an genügend Stellplätze, damit die angrenzende Siedlung nicht mit parkenden Autos verstopft werde.

Stadtrat Jakob Baumgartner wies darauf hin, dass man im Stadtrat mit dem Terminplan zur Landesgartenschau "überfallen" worden sei und sich nun in Ruhe mal Gedanken machen müsse. "Freitag in einer Woche findet ein Workshop statt, bei dem der Stadtrat diese Themen ansprechen wird. Wir müssen das nicht übers Knie brechen, alle zwei Jahre findet eine Landesgartenschau statt", sagte Baumgartner. Seinem Eindruck zufolge habe "die Hälfte der Leute Magenschmerzen" bei so einer übereilten Entscheidung. Insbesondere müsse man auch dafür sorgen, dass eine intensive Beteiligung der Bürger und der betroffenen Vereine gewährleistet sei.

"Wir sehen das als Chance", sagte Meister, "wir schauen, was beim Workshop rauskommt." "Vielleicht gibt es eine tolle Lösung", ergänzte Müller-Ermann, der die Kosten für ein Konzept in Höhe von 30 000 bis 60 000 Euro für angemessen hielt: "Es geht um sehr viel Geld und um sehr viele wichtige Flächen sowohl in der Innenstadt als auch am Stadtrand."

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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