Dorfen:Wettbewerb beim Breitbandausbau

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In Dorfen konkurrieren die Stadtwerke und die Telekom

Von Florian Tempel, Dorfen

Während in fast allen Kommunen im Landkreis der Aufbau schneller Datennetze nur mit großen Summen aus staatlichen Förderprogrammen und erheblicher finanzieller Beteiligung der Gemeinden voran kommt, läuft es in Dorfen ganz anders: Die Stadtwerke Dorfen bauen ein eigenes Glasfasernetz und auch die Deutsche Telekom lässt sich nicht lumpen und rüstet auf eigene Kosten nach - ganz ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand. Hätte sich die Stadt Dorfen hingegen am überall sonst üblichen Förderprogramm beteiligt, hätte der Staat etwa eine Million Euro Zuschüsse überweisen und die Stadt 800 000 Euro beisteuern müssen. Unter Einsparung von insgesamt 1,8 Millionen Euro Steuergeld können sich nun dennoch viele Haushalte und Betriebe in Dorfen aussuchen, von wem sie sich mit schnellem Internet versorgen lassen.

Beim Wettbewerb um die Kunden treffen zwei sehr ungleiche Konkurrenten aufeinander. Die Stadtwerke Dorfen, die zu hundert Prozent der Stadt und somit ihren Bürgern gehören, sind ein ganz und gar lokales Unternehmen mit 49 Mitarbeitern und zuletzt 21,6 Millionen Euro Umsatz. Die Deutsche Telekom ist eine weltweit agierende Aktiengesellschaft mit 228 000 Mitarbeitern in 50 Ländern. Den größten Teil des Konzern-Umsatzes von 62,7 Milliarden Euro (2014) machte das Börsenschwergewicht Deutsche Telekom im Ausland.

Die Stadtwerke Dorfen habe erst 2015 begonnen, ein eigenes Glasfasernetz aufzubauen. Binnen eines Jahres wurden 30 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 35 Verteilerkästen angeschlossen. In mehreren, bislang abgehängten Außenorte können bald Leistungen von 60 oder 100 Megabit pro Sekunde gebucht werden. Ein zweite Möglichkeit gibt es für die etwa 3500 Dorfener Haushalte, die an das Fernsehkabelnetz des Unternehmens KMS angeschlossen sind. Über diese Leitung kann man künftig auch mit Hochgeschwindigkeit ins Internet gehen. Der dritte Weg ist, dass man sich ein Glasfaserkabel direkt ins Haus legen lässt. Dann sind sogar 150 Megabit pro Sekunde möglich. Noch in diesem Monat sollen die Leitungen in Betrieb gehen. Langfristiges Ziel der Stadtwerke ist es, nach und nach Glasfaserkabel direkt bis zum Kunden ins Haus oder den Betrieb zulegen. Bei Neubauten, die auch an das Nahwärmenetz der Stadt angeschlossen werden, gibt es den Glasfaseranschluss gratis.

Die Telekom bietet in Dorfen keine Glasfaseranschlüsse im Haus direkt an, sondern hat ihre Verteilerkästen in der Stadt umgerüstet. Die sogenannte Vectoring-Technik beseitigt Störungen, die auf Kupferleitungen auftreten. So werden nun auch bei der Telekom - in der Kernstadt - Datengeschwindigkeiten von 50 bis 100 Megabit pro Sekunde möglich. Laut einer Pressemitteilung sei das für etwa 2700 Haushalte in der Stadt möglich. Die Telekom hat bereits mit der Vermarktung der schnelleren Anschlüsse begonnen und ruft ihre Kunden in Dorfen an, um neue Verträge abzuschließen. An diesem Mittwoch, 13. Januar, veranstaltet sie im Jakobmayer um 19 Uhr einen Informationsabend. Die Stadtwerke wollen die Vermarktung ihrer Angebote, die vom Preis her kaum anders als die der Telekom sind, in wenigen Wochen intensivieren.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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